50-mm-Objektive gelten schon lange als “klassische” Objektive, entspricht ihre Brennweite und somit der Blickwinkel etwa dem des menschlichen Auge. Am APS-C oder allgemein an Crop-Sensoren ergibt sich eine Brennweite von 75 bis 80 mm und damit ebenfalls eine klassische Brennweite – die der Porträtfotografie.
Bleibt die Frage: Warum zögern die großen Kamerahersteller derart hier Nachfolger auf den Markt zu bringen? Canons EF 50 mm f/1.4 USM beispielsweise ist aus dem Jahre 1993 und das EF 50 mm f/1.2L USM, zwar aus dem Jahre 2007, spielt in einer anderen Preisklasse. Sigma bietet mit dem 50 mm f/1.4 EX DH HSM schon seit 2007 eine gänzlich neu entworfene Optik an, die es wortwörtlich in sich hat.
Aussehen und Haptik
Im Vergleich zu anderen 50-mm-Objektiven gleicher Lichtstärke ist das neue Sigma vor allem größer und auch merklich schwerer geworden. Allein die 77 mm Durchmesser am Filtergewinde lassen die Dimensionen erahnen und machen den Kauf von UV-, IR- oder Polfiltern nicht günstiger. Auch über 500 g sind nicht wenig, in Kombination mit mittelgroßen DSLR-Kameras à la Canon EOS 60D oder Nikon D7100 stellt sich jedoch ein angenehmer Schwerpunkt ein, was die Handhabung des Sigma 50 mm f/1.4 angenehm gestaltet.
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Die Lackierung des Sigma 50 mm f/1.4 EX DG HSM entspricht dem neuen Sigma EX-Layout und ist dementsprechend nicht mehr „gekörnt“ wie die alten EX-Objektive. Gewiss ein kleines Detail, trotzdem wirkte die alte Lackierung insgesamt etwas griffiger.
Der Fokusring besitzt einen gut gewählten Widerstand und lässt sich so sehr präzise einstellen. Dazu trägt auch die feine Übersetzung bei, das heißt es ist eine relativ lange Drehung notwendig um von einem zum anderen Ende des Fokusbereiches zu gelangen. Auf jeden Fall praktisch für diejenigen, die manuell fokussieren – heute also zumeist beim Filmen. Wer z.B. einmal das 17-70 mm DC Macro OS HSM von Sigma nutzen konnte wird den Unterschied sofort positiv bemerken. Ein Full-time Manual Focus ist ebenfalls mit an Bord, erlaubt also auch eine manuelle Nachfokussierung wenn der Autofokus aktiv ist.
Bildqualität
Ein Haupteinsatzzweck für lichtstarke Festbrennweiten ist gewiss die „Available Light“-Fotografie und natürlich auch um bei Offenblende mit der großen Tiefenunschärfe spielen zu können. Der von Sigma angesetzte Preispunkt befindet sich mit 650 Euro (UVP) in der gehobenen Mittelklasse - eine gute Bildauflösung und möglichst gering ausgeprägte optische Abbildungsfehler wie chromatische Aberration, Verzeichnung und Astigmatismus sind also durchaus zu erwarten.
Bei Offenblende (f/1.4) kämpft das Sigma 50 mm f/1.4 EX DG HSM, für lichtstarke Festbrennweiten typisch, noch etwas mit der Bildschärfe und Kontrast, besonders an Vollformatsensoren sind die Ränder hier merkliche Schwachpunkte. Bis etwa Blende f/2.5 nehmen Auflösung und Kontrast stark zu, bei Blende f/4.5 bis f/5.6 erreicht das Sigma-Objektiv schließlich sein Maximum in Sachen Abbildungsleistung.
Vignettierung (Randabschattung) ist an APS-C/Crop-Sensoren nur bei Offenblende f/1.4 wahrnehmbar, spätestens ab Blende f/2 mit dem Auge nur noch in Extremfällen zu erkennen, Am Vollformat bis etwa Blende f/3.2. Chromatische Aberration tritt bei Offenblende und nahen Fokusdistanzen relativ stark auf, hier ist erst etwa ab Blende f/2.8 Ruhe. Sollte das zu fokussierende Objekt weiter entfernt sein (etwa 3 Meter und mehr) ist auch bei Offenblende kaum bis gar kein Farbfehler zu erkennen.
Die Verzeichnung ist, ebenfalls für Festbrennweiten typisch, nur sehr gering ausgeprägt. Lediglich in Extremsittuationen lassen sich minimale Krümmungen an geraden Linien erkennen. Für den Einsatz im Architekturbereich lässt sich das Sigma jedoch problemlos verwenden, zur Not bieten mittlerweile fast alle gängigen RAW-Konverter auch ein entsprechendes Profil mit Korrekturen an.
Das Bokeh (die "Schönheit" Tiefenunschärfe) ist ein, wenn nicht gar das Highlight am Sigma 50 mm f/1.4. Die neun abgerundeten Blendenlamellen erzeugen ein sehr ruhiges und rundes Bokeh, auch schon bei Offenblende, und ermöglicht so Bilder in einer Qualität, wie sie sonst nur mit Objektiven jenseits der 1.000-Euro-Marke zu realisieren sind.
Fazit
Im Vergleich zu anderen, vor allem älteren Objektiven bietet das [[ASIN:B0018ZDGAC|Sigma 50 mm f/1.4 EX DH HSM]] besonders mit weit geöffneter Blende (f/2.8) eine bessere Bildqualität und im Bereich von unter 1.000 Euro auch das beste Bokeh. Kombiniert mit einer guten Haptik und einem angenehmen Gewicht reden wir hier über eines der, wenn nicht gar das Beste 50-mm-Objektiv - zumindest im Preisbereich von unter 500 Euro (Ladenpreis).
Wirkliche Schwächen sind nicht zu nennen. Die Bildschärfe am Rand sowie bei Offenblende könnten noch etwas höher sein und der Autofokus etwas schneller zu Werke gehen. Filmer würden sich gewiss auch über einen integrierten Bildstabilisator freuen. Weiteres Potential für Sigmas Objektivzukunft ist also vorhanden.
Weitere Beispielbilder zum Sigma 50 mm f/1.4 EX DG HSM finden Sie in unserem Forum.