Gleich zwei neue Ultraweitwinkel-Objektive (UWW) stellte Canon vor gut zwei Monaten zusammen vor: Das günstige Canon EF-S 10-18 mm f/4.5-5.6 IS STM für Kameras mit APS-C-Bildsensor sowie das EF 16-35 mm f/4L IS USM fürs Vollformat. Ersteres wollen wir uns heute genauer im Test anschauen, besonders der Preis von unter 300 Euro hat bei vielen Kunden starkes Interesse geweckt.
Design und Verarbeitung
Vom alten Kit-Objektiv EF-S 18-55 mm f/3.5-5.6 IS (II) hebt sich der Neuling noch etwas ab (siehe Bild unten), vom neuen Kit-Objektiv mit Schrittmotor (STM) ist es nur auf den zweiten Blick oder im direkten Vergleich zu unterscheiden. Dementsprechend gilt: Wer bereits einmal ein neueres 18-55-mm-Kit-Objektiv von Canon in den Händen hatte, kann sich die Verarbeitungsqualität gut vorstellen. Jedoch hat man nun auch hier auf die neuen und wesentlich griffigeren Front-Kappen umgestellt. Relativ groß fällt das Filtergewinde mit einem Durchmesser von immerhin 67 mm aus, wer bereits Filter für sein Kit-Objektiv besitzt (meist 58 mm), muss bei Bedarf hier also in neue Filter investieren. Dank des sich nicht mitdrehenden Filtergewindes lassen sich auch Grauverlaufsfilter bequem einsetzen. Wie gewohnt bietet das EF-S 10-18 mm IS STM zudem zwei Schalter zum (de-)aktivieren von Bildstabilisator und Autofokus.
Autofokus (STM) und Bildstabilisator (IS)
Der Autofokus geht gewohnt leise zu Werke. Dank des Schrittmotors sind nur in sehr leisen Umgebungen minimale Geräuschemissionen auszumachen, somit lassen sich selbst beim Einsatz des integrierten Kamera-Mikrofons Störgeräusche effektiv vermeiden. Die Geschwindigkeit kann sich zudem erneut sehen lassen, auch wenn der Autofokus aufgrund der geringen Lichtstärke und der ebenfalls geringen Brennweite generell wenig Arbeit hat: Bei Offenblende und einem Abstand von nur einem bis drei Meter (bei 10 respektive 18 mm) ist das Bild bereits bis ins Unendliche hin scharf (hyperfokale Entfernung).
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Der optische Bildstabilisator (IS) "leidet" an einem ähnlichen Phänomen: Aufgrund der geringen Brennweite kann man aus der Hand auch bei längeren Belichtungszeiten von gut 1/5 s noch scharfe Fotos erzielen. Der Bildstabilisator ändert daran wenig, da für gewöhnlich die Bewegung von Objekten (z.B. ein vorbeifahrendes Auto) bereits für deutlich mehr Unschärfe im Bild sorgt. Wirklich sinnvoll und wahrscheinlich auch erdacht ist der Bildstabilisator hingegen für den Videomodus - mehr dazu im Video.
Bildqualität
Wer auf ein Maximum an Bildschärfe aus ist, muss jedoch weiterhin ein bis zwei Preisklassen oberhalb suchen. Im Bildzentrum kann das neue Canon-Ultraweitwinkel-Objektiv überzeugen, zu den Rändern hin nehmen der Mikrokontrast und damit auch die wahrgenommene Schärfe feiner Strukturen ab. Im nachfolgenden Bild ist das beispielsweise an den Blättern sowie Backsteinbauten gut zu erkennen.
Die Chromatische Aberration (Farbquer- und längsfehler) hat Canon hingegen gut in den Griff bekommen: Zwar sind in den extremen Ecken leichte Farbsäume zu erkennen, vom Prädikat "auffallend" oder gar "störend" ist man jedoch weit entfernt. Angesichts der problematischen Brennweite durchaus erfreulich.
Die Vignettierung (Randabschattung) hält sich ebenfalls in Grenzen, wenn auch unter speziellen Umständen gut zu erkennen - im Bild oberhalb geht der Himmel (rechts oben) beispielsweise von "überbelichtet, weiß" zu blau über. Wer sich daran stört, kann den Effekt jedoch wie gewohnt sehr einfach in der Nachbearbeitung (z.B. via RAW-Konverter) korrigieren.
Fazit und Empfehlung
Die Ergebnisse des Tests waren aus unserer Sicht in der Form grob zu erwarten: Die Bildschärfe nimmt insbesondere bei 10 mm merklich in den Ecken ab, die Vignettierung und Farbfehler hat man jedoch gut in den Griff bekommen. Angesichts des sehr günstigen Preises können wir das [[ASIN:B00KAQX66Y|Canon EF-S 10-18 mm IS STM]] wärmstens empfehlen, zumindest sofern es nicht in den professionellen Bereich geht. Wer in eben jenen Bereich gehen will und womöglich auch aufs Vollformat angewiesen ist, sollte sich das Canon EF 16-35mm f/4 L IS USM ebenfalls näher ansehen.