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Sigma 105 mm F2.8 EX DG OS HSM - Bildstabilisiertes Makroobjektiv im Test

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Vor wenigen Monaten veröffentlichten wir den großen Makro-Vergleich (siehe Video unten). Die Resonanz war positiv, eine Nachfrage war in den Kommentaren jedoch nicht zu übersehen: Warum wurde das 105 mm Makro-Objektiv von Sigma nicht mit getestet? Was damals aus Planungsgründen nicht möglich war, wollen wir an dieser Stelle nun gerne nachholen.

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Design und Verarbeitung

Das Sigma 105 mm F2.8 EX DG OS HSM ist kaum drei Jahre am Markt verfügbar und ist damit zugleich eines der letzten, neuen Objektive vor der Einführung der hauseigenen Global Vision-Serie. Entsprechend neu wirkt auch das Äußere, unterscheidet sich jedoch sichtbar von den neuen Serien C, A und S. Trotz des Preises von nunmehr kaum 400 Euro muss man auf einen Staub- und Spitzwasserschutz sowie ein Metallbajonett nicht verzichten und bekommt auch sonst nur hochwertige Materialien an die Hand.Sigma 105 mm f/2.8 EG DG Macro OS HSM [Bildmaterial: Sigma] Relativ zentral befinden sich eine geschützte Skala mit der aktuellen Fokusdistanz (in Metern und Fuß) sowie dem daraus resultierenden Abbildungsmaßstab bei 105 mm und drei Schalter zum (de-)aktivieren von Autofokus und Bildstabilisator (zwei Modi) inklusive eines Autofokus-Limiters zum Begrenzen des Autofokus-Arbeitsbereiches. Der breite Fokusring weiter oberhalb kann auch bei aktiviertem Autofokus benutzt werden (Ring-USM) und erlaubt zudem eine sehr feine Einstellung der Fokusdistanz.

Autofokus und Bildstabilisator (OS)

Häufig sind manuelle Eingriffe jedoch nicht von Nöten, arbeitet doch der Ultraschallmotor im Sigma 105 mm Makro generell schnell und zuverlässig. Die eingesetzte Innenfokussierung hat zudem den Vorteil, dass das Objektiv auch bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1 nicht seine Größe ändert und das 62-mm-Filtergewinde an der Front nicht rotiert. Besonders letzterer Punkt ist beim Einsatz von Grauverlaufs- und Polfiltern sehr wichtig, der Durchmesser ist jedoch recht unpopulär und passende Filter dürften dementsprechend selten bereits im eigenen Portfolio sein.

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Der optische Bildstabilisator (OS) ist im Makro-Betrieb eher selten von Vorteil, hier sorgen bereits minimale Bewegungen des Motives (z.B. eine Blüte bei sehr seichtem Wind) für weit mehr Unschärfe als das Zittern der Hände. Wer das Objektiv jedoch auch für Portraitaufnahmen verwenden möchte, kann auch bei Belichtungszeiten von über 1/20 Sekunden noch scharfe Aufnahmen erzielen. Auch oder insbesondere für Videoaufnahmen lässt sich der Stabilisator zudem gut einsetzen, mehr dazu im Video oberhalb.

Bildqualität

Wie bei praktisch allen "reinrassigen" Makro-Objektiven mit fester Brennweite ist die Bildschärfe absolut unproblematisch, selbst bei Offenblende f/2.8 auf einem sehr hohen Niveau und erreicht an den meisten Kameras zwischen Blende f/4 und f/8 sein Maximum. Da die meisten Makroaufnahmen erfahrungsgemäß in Bereichen zwischen Blende f/5.6 und f/11 erfolgen, ist eine objektivbedingte Unschärfe nahezu ausgeschlossen. Im direkten Vergleich zur Konkurrenz (Tamron SP 90 mm f/2.8, Canon EF 100 mm f/2.8L) fehlt es dem Sigma 105 mm jedoch an sehr feinen Strukturen etwas an Schärfe (Mikrokontrast).

Beispielbild Sigma 105 mm f/2.8 EX DG Macro OS HSM + Canon EOS 5D Mark III | 105 mm, f/5.6, 1/200 s, ISO-640Sowohl offenblendig (Portrait) als auch mehr oder weniger stark abgeblendet (Makrofotografie) ist das Bokeh, die "Schönheit, Weichheit oder Rundheit der Hintergrundunschärfe", ein nicht zu unterschätzender Einflussfaktor auf die subjektiv empfundene Bildqualität. Trotz der, beinahe obligatorischen, neun Blendenlamellen wirkt das Bokeh bei stärker Abblendung zuweilen etwas unruhig.

Sigma C 17-70 mm f/2.8-4 DC OS HSM MacroDie Chromatische Aberration (Farbquer- und -längsfehler) hat man hingegen gut im Griff, selbst bei Offenblende und am Bildrand (Vollformat) betrieben sind kaum Farbsäume zu erkennen. Dank der weiten Verbreitung sind zudem für nahezu alle (professionellen) RAW-Konverter entsprechende Korrekturprofile vorhanden.Beispielbild Sigma 105 mm f/2.8 EX DG Macro OS HSM + Canon EOS 5D Mark III | 105 mm, f/7.1, 1/500 s, ISO-320 Die Vignettierung (Randabschattung) ist prinzipiell zu vernachlässigen, nur an Vollformat-Kameras und bis etwa Blende f/5.6 lassen sich in der Nachbearbeitung minimale Helligkeitsabfälle am Rand (Maximal etwa -1 EV) feststellen. An Kameras mit APS-C-Bildsensor vollkommen unproblematisch, an Vollformat-DSLRs lässt sich die Vignettierung bei Bedarf einfach im Nachhinein korrigieren.

Fazit und Empfehlung

Mit einem Ladenpreis von knapp über 400 Euro (Stand: 17.08.2014) hat Sigma gewiss ein rundes Paket geschnürt: Ein gut verarbeitetes Makro-Objektiv mit Bildstabilisator und flottem Ultraschall-Autofokus. Was absolut betrachtet durchaus nach einer Kaufempfehlung für das [[ASIN:B0058NYVXG|Sigma 105 mm f/2.8 EX DG OS HSM]] aussieht, muss sich jedoch auch mit der Konkurrenz messen können - und hier wird die Luft schnell dünner.Beispielbild Sigma 105 mm f/2.8 EX DG Macro OS HSM + Canon EOS 5D Mark III | 105 mm, f/5.6, 1/640 s, ISO-640 Insbesondere das [[ASIN:B00A2I0N2A|Tamron SP 90 mm f/2.8 Di VC USD Macro]] kostet kaum 10 Euro mehr, bietet insbesondere in den Bereichen Bildschärfe und Bokeh das berühmte Quäntchen mehr und ist ebenfalls grundlegend gegen Staub- und Spritzwasser geschützt. Einzig und allein bei der Verarbeitung/Materialwahl sowie dem zweistufigen Bildstabilisator kann Sigma punkten.