Mit spiegellosen Systemkameras kommt auch ein Objektivtrend zurück: Festbrennweiten mit etwas geringerer Lichtstärke als bisher gewohnt, dafür aber deutlich kleiner und leichter als Modelle mit einer Lichtstärke von f/1.4. Ein solches Modell ist das Kleinbild-taugliche Tamron 24mm F2.8 Di III OSD M1:2 mit dem namensgebenden 1:2-Makro-Modus.
Der erste Eindruck: positiv. Das kleine Objektiv bringt gerade einmal 215 g auf die Waage, das Kunststoffgehäuse wirkt hochwertig verarbeitet und die Gummidichtung am Bajonett sorgt für einen sehr festen Halt an der Kamera. Das Objektiv ist derzeit exklusiv für das Sony-E-Bajonett verfügbar und kommt ohne AF/MF-Umschalter oder Fokusskala daher.
Wie immer bietet Tamron 5 Jahre Garantie für Erstkäufer, sofern das Objektiv auf offiziellem Weg in die EU importiert und spätestens 2 Monate nach dem Kauf registriert wurde.
Autofokus
Tamron setzt auf den OSD getauften AF-Antrieb (Optimised Silent Drive), der bereits zuvor bei einigen günstigeren Objektiven wie dem 17-35 mm F2.8-4 Di OSD zum Einsatz kam. Den schnellsten Autofokus aller Zeiten gibt es mit dem Mikro-USM zwar nicht, jedoch an einem Weitwinkel-Objektiv mit "nur" f/2.8 als maximaler Lichtstärke auch eher wenig zu tun.
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Für die üblichen Einsätze in der Fotografie ist die Geschwindigkeit kein Hindernis, Filmer dürften sich jedoch an der teils etwas ruckartigen und auch nicht immer lautlosen Nachführung im AF-C-Betrieb stören. Auf eine optische Stabilisierung muss verzichtet werden, was angesichts der Brennweite und Zielgruppe mit vorwiegend stabilisierten Kameramodellen aber kein Problem darstellt.
Bildqualität
Gut, aber nicht überragend – So lässt sich die Bildqualität des Tamron 24mm F2.8 Di III OSD M1:2 recht treffend zusammenfassen. Wie nicht anders von einer f/2.8-Festbrennweite im Jahr 2020 zu erwarten, ist die Bildqualität im Bildzentrum bereits bei maximaler Lichtstärke auf hohem Niveau und gewinnt beim Abblenden bis auf etwa f/5.6 noch einmal an Mikrokontrast.
Am Bildrand sind die Ergebnisse bei f/2.8 bereits ebenfalls gut, kommen jedoch nicht an die Resultate deutlich teurerer und größerer Premium-Festbrennweiten wie dem Sigma 24mm F1.4 ART heran, insbesondere beim direkten Vergleich mit identischer Lichtstärke.
Normalerweise ist das Bokeh, die Schönheit, Weichheit oder Rundheit der Hintergrundunschärfe, bei Weitwinkel-Objektiven kein besonders wichtiges Kriterium, da bei kurzen Brennweiten sehr hohe Lichtstärken und kurze Fokusdistanzen für eine nennenswerte Hintergrundunschärfe benötigt werden. Tamron bietet mit einem maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2 vor allem letzteres.
Selbst abgeblendet auf f/5.6 entsteht noch ein harmonisches Bokeh, wenn auch bereits die Form der sieben Blendenlamellen in den Bokeh-Bällen zu erahnen ist. Dennoch bleibt der Makro-Modus eines der Verkaufsargumente für Tamrons kompakte Festbrennweite.
Die transversale chromatische Aberration (Farbquerfehler) hat Tamron gut korrigiert, letzte Reste lassen sich in gängigen RAW-Konvertern weitgehend entfernen. Ein passendes Korrekturprofil ist in den EXIF-Daten bereits enthalten. Im Makro-Einsatz ist zudem eine leichte longitudinale chromatische Aberration (Farblängsfehler), Farbsäume an Kontrastkanten vor und hinter der Fokusebene, sichtbar, die sich durch leichtes Abblenden aber beinahe vollständig eliminieren lässt.
Die Vignettierung (Randabschattung) fällt vergleichsweise stark aus, was wohl auch der kompakten Bauform geschuldet ist. Immerhin ist der Verlauf weich und lässt sich auf Wunsch schnell korrigieren. Gleiches gilt für die stark tonnenförmige Verzeichnung, die dank des im Objektiv hinterlegten Korrekturprofils meist automatisch behoben wird, jedoch auch einen leichten Auflösungsverlust bedeutet.
Fazit und Empfehlung
Der größte Konkurrent für das [[ASIN:B07ZQL5CZT|Tamron 24mm F2.8 OSD M1:2]] kommt aus eigenem Hause und hört auf den Namen 17-28 mm F2.8 Di III RXD. Zwar ist das genannte Weitwinkel-Zoom gut doppelt so teuer und deutlich größer, dafür bietet man die gleiche Lichtstärke und ersetzt eine ganze Reihe an (Ultra-)Weitwinkel-Festbrennweiten.
Im Umkehrschluss sind die großen Stärken schnell aufgezählt: Die kompakte Bauform, ein sehr geringes Gewicht und nicht zuletzt der wirklich tolle Makro-Modus, der einen deutlich größeren kreativen Spielraum lässt als viele andere Weitwinkel-Objektive, machen das Tamron 24mm F2.8 Di III OSD M1:2 zu einer Empfehlung. Hoffentlich bald auch für weitere Kamerasysteme.