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Sigma 90 mm f/2.8 DG DN Contemporary - lichtstarker Objektivzwerg im Test

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Traditionell besteht Sigmas Global-Vision-Objektivfamilie aus drei Reihen: Art, Contemporary und Sports. Das neue 90mm F2.8 DG DN gehört zur Contemporary-Familie: Günstig aber nicht billig, gut aber nicht überragend, viel Kunststoff. Wäre da nicht die I-Series, die noch einmal spannende Akzente setzt.

Sigma 90 mm f/2.8 DG DN Contemporary [Bildmaterial: Sigma Deutschland]

So setzt Sigma auf Metall statt Kunststoff, selbst der Streulichtblende und dem magnetischen Frondeckel. Auch einen anderen Fokusring, der rundherum und deutlich tiefer geriffelt ist als zuvor, ist mit von der Partie. Eine weitere Besonderheit ist ein Blendenring am Objektiv, der ein präzises haptisches Feedback für jede ⅓-EV-Stufe gibt. Auf der Stellung "A" geht die Kontrolle zurück an die Kamera.

Trotz der edlen Materialien kommt das Objektiv auf gerade einmal 295 Gramm Gesamtgewicht und auch das Filtergewinde von 55 mm ist am unteren Limit für Objektive mit einer solch hohen Lichtstärke. Was derweil fehlt: Ein umfangreicher Staub- und Spritzwasserschutz.

Zur Markteinführung ist das Objektiv für das Sony-E- sowie L-Bajonett verfügbar (Leica, Panasonic, Sigma).

Autofokus

Wie bei den meisten DSLM-Objektiven setzt auch Sigma auf einen Schrittmotor zur Fokussierung. Der Vorteil besteht in einer praktisch lautlosen Arbeitsweise. Die Geschwindigkeit ist gut, kommt jedoch nicht an die schnellsten Implementierungen mit Linearmotor heran.

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Der Fokusring ist bei Schrittmotoren stets elektrisch übersetzt – und damit gewissermaßen Fluch und Segen in einem: Während dies einerseits eine äußerst präzise Fokussierung mit sehr langem Drehweg ermöglicht (langsame Drehungen für präzise Einstellung, schnelle Drehungen für große Unterschiede), unterstützt Sigma beim 90mm F2.8 DG DN leider keine lineare Übersetzung.

Testbild Sigma 90 mm f/2.8 DG DN Contemporary + Sony ZV-E10 | f/2.8, 1/250 s, ISO-100

Eine optische Stabilisierung besitzt das Objektiv nicht, was angesichts der kompakten Abmessungen auch nicht weiter verwundert. An den meisten Vollformatkameras mit integrierter Sensor-Stabilisierung dürfte der Umstand kaum negativ auffallen, an günstigen APS-C-Kameras aus Sonys Alpha-6000-Familie oder der Sigma fp (L) jedoch durchaus.

Bildqualität

Ein hausgemachtes Problem ist die, für eine Festbrennweite, vergleichsweise geringe Lichtstärke von maximal f/2.8, die sich folglich nicht von lichtstarken Zoom-Objektiven absetzen kann – in diesem Fall beispielsweise einem Tamron 70-180 mm f/2.8 Di III VXD. Um dennoch punkten zu können, setzt Sigma auf Bildschärfe.

Testbild Sigma 90 mm f/2.8 DG DN Contemporary + Sony Alpha 7R IV | Bildschärfe Bildzentrum bei f/2.8 und f/5.6 (re.)

Nicht nur im Bildzentrum ist, wie im Bild oberhalb zu erkennen, die Bildschärfe schon bei f/2.8 auf hohem Niveau, auch zum Bildrand hin gibt es keinen nennenswerten Abfall. In diesem Fall getestet mit der Sony Alpha 7R IV (60 Megapixel). Auch die chromatische Aberration am Bildrand (Farbquerfehler) hat Sigma schon bei f/2.8 beinahe perfekt korrigiert.

Testbild Sigma 90 mm f/2.8 DG DN Contemporary + Sony Alpha 7R IV | Bildschärfe Bildrand bei f/2.8 und f/5.6 (re.)

Nicht ganz so gut sieht es mit dem Farblängsfehler aus – Farbsäumen vor und hinter der Fokusebene. Dies jedoch auch nur bei maximaler Lichtstärke und nahe der Naheinstellgrenze von 50 cm, die einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:5 ermöglichen. Wer hier das Maximum an Auflösung und möglichst wenig Farbsäume sucht, sollte in Richtung f/5.6 abblenden.

Testbild Sigma 90 mm f/2.8 DG DN Contemporary + Sony Alpha 7R IV | f/2.8, 1/800 s, ISO-100

Kein Problem aus ästhetischer Suche, denn auf gewohnt hohem Niveau ist das Bokeh, die Schönheit, Weichheit oder Rundheit der Hintergrundunschärfe. Das Sigma 90 mm DG DN zeichnet dank neun abgerundeten Blendenlamellen auch bei f/5.6 noch einen ruhigen Hintergrund.

Testbild Sigma 90 mm f/2.8 DG DN Contemporary + Sony Alpha 7R IV | Bokeh bei f/2.8, f/4 und f/8 (v.l.n.r.)

Die Vignettierung (Randabschattung) ist trotz der kompakten Bauweise mit nur 55 mm kleinem Frontgewinde erstaunlich gering: Circa 1½ EV wird es in den äußersten Bildecken dunkler. Für Vignettierung, Verzeichnung und chromatische Aberration steht ein integriertes Korrekturprofil bereit.

Fazit und Empfehlung

Handwerklich ist am [[FKCH:Sigma-90mm-f-2-8-DG-DN-Contemporary-Sony-FE-Mount_64627.html|Sigma 90mm F2.8 DG DN]] aus der Contemporary- respektive I-Serie nichts zu bemängeln: Vom edlen Metallgehäuse über den fein abgestimmten Blendenring bis zur Bildqualität passt alles. Wenn überhaupt fällt dem Objektiv die vergleichsweise geringe Lichtstärke von f/2.8 auf die Füße, die im Bereich flexiblerer Zoom-Objektive liegt.

Testbild Sigma 90 mm f/2.8 DG DN Contemporary + Sony Alpha 7R IV | f/3.5, 1/250 s, ISO-100

Diese sind zwar nicht ansatzweise so kompakt, leicht und oft bei f/2.8 noch nicht so scharf wie das hier getestete Sigma, jedoch flexibler. Was am Ende wichtiger ist, Größe und Gewicht oder ein flexibler Zoom-Bereich, müssen Fotografen und Fotografinnen für sich entscheiden. Wer einen leichten, kleinen und lichtstarken Begleiter im Tele sucht, sollte das Sigma 90mm F2.8 DG DN Contemporary jedoch unbedingt in die nähere Wahl nehmen.