Fotografie mit Teleobjektiven,
Des Öfteren wird hier im Forum nach Telelinsen gefragt. Gründe hierfür sind Tierfotografie, Sport oder einfach nur Flexibilität. Der Markt gibt eine Menge her von 150 € - 15.000 € ist alles möglich. Ist günstig immer schlecht? Braucht es eine teure Linse um gute Bilder von Tieren oder Sport zu machen? Ich habe vor hier eine kleine Serie über den Umgang mit Teleobjektiven zu machen, ich habe schon viele selber benutzt oder benutze sie immer noch. Ich habe vor die Serie in einige Kapitel zu unterteilen die wöchentlich hier gepostet werden.
- Was ist ein Teleobjektiv, was unterscheidet es von anderen Objektiven
- Eine Marktübersicht: Was unterscheidet die 150 € von der 15.000 € Linse
- Zusammenhang von Objektiven und Kameras
- Welches ist das Richtige Objektiv für dich
- Wie Fotografiere ich richtig mit einem Teleobjektiv
- Zubehör: Telekonverter, Stative u.s.w.
Gerne nehme ich auch Anregungen von euch an. Ich werde jeden Mittwoch ein Kapitel hier posten, dazwischen ist 1 Woche Zeit für fragen.
Also morgen geht’s los!
1. Was ist ein Teleobjektiv, was unterscheidet es von anderen Objektiven
Allgemein gelten alle Brennweiten als Telebrennweiten wenn der Bildwinkel kleiner ist als bei Normalbrennweite (50 mm) am Vollformat.
//Kurz erklärt//
50mm ist der Brennweiten Bereich der, sehr einfach gesagt, dem Menschlichem Auge sehr nah kommt.
Das heißt, Objekte werden weder größer noch kleiner Abgebildet.
Der Sinn und Zweck von Telebrennweiten ist also Objekte zu vergrößern. Gleichzeitig verdichtet sich die räumliche Darstellung, hintereinanderstehende Objekte erscheinen dichter zusammen als in der Realität.
Bsp: vergleich 35 mm und 100 mm
Portrait Fotografen nutzen diesen Effekt um Gesichter flacher erscheinen zu lassen. Extreme Gesichtsmerkmale verringern sich dadurch und das Bild erscheint subjektiv „schöner“.
Bsp: vergleich 18 mm und 100 mm
Tierfotografen nutzen lange Telebrennweiten um Objekte freizustellen (d.h. vom Hintergrund separieren). Durch extreme Bildwinkelverkleinerung ist nur noch wenig Hintergrund auf dem Bild und somit auch weniger Störfaktoren.
Bsp. Vergleich 35 mm und 300 mm
Vereinfacht lassen sich Teleobjektive in 3 Gruppen einteilen:
Portraitobjektive: größer 50 mm – 135 mm
Diese lassen sich hervorragen für Portraits nutzen aber auch Natur- und Makrofotografen nutzen diese Linsen.
Beliebte Objektive: 24-105 mm , 85 mm, 100 mm, 135 mm.
Standardteleobjektive: 135 mm – 200 mm
Diese Art von Objektiven werden für engere Portraits genutzt. Auch Hallensportarten und Details lassen sich gut mit diesen Brennweiten ablichten.
Beliebte Objektive: 70-200 mm, 200 mm, 18-200 mm.
Superteleobjektive: 200 mm +
Vor allem Sportfotografen und Tierfotografen nutzen diese Objektive um weiter entfernte Objekte Formatfüllend zu Fotografieren und diese freizustellen.
Beliebte Objektive: 100-400 mm, 150-600 mm, 300 mm, 400 mm, 600 mm, 800 mm
Bei steigender Brennweiter sinkt bei gleichbleibender Lichtstärke die Schärfentiefe. Dies ist ein Grund warum auch günstige Telebrennweiten mit größerer Blende (bsp. 18-200 mm f/3.5-6.3) eine gute Wahl sein können. Trotz großer Blende von f/6.3 kann man bei 200 mm Objekte sehr gut freistellen.
//Kurz erklärt//
ein Beispiel bei 50 mm und einer Blende von f/4 wird bei einer Objektentfernung von 10 m ein Bereich von 12,4 m scharf abgebildet.
Bei 400 mm und gleicher Blende wird nur ein Bereich von 0,14 m scharf abgebildet.
Neben den normalen Linsenobjektiven gibt es sogenannte Spiegelobjektive. Diese sind eine Konstruktion aus Spiegeln und Linsen und zeichnen sich durch ihre hohen Brennweiten und eine kompakte Bauform aus. Auf den ersten Blick sehen diese Objektive wie eine Wunderwaffe aus da sie oft sehr günstig zu finden sind. Aber durch die oft sehr große Blende und Bauart bedingt ist die Abbildungsqualität oft sehr schlecht. Ob diese Linsen dennoch einsatzgebiete haben kläre ich in einem der nächsten Teile.
Das soll es für den ersten Teil gewesen sein. Alle Bilder in diesem Beitrag habe ich selbst fotografiert. Kritik und Anregungen gerne kommentieren.
2. Eine Marktübersicht: Was unterscheidet die 150 € von der 15.000 € Linse
Wie in der letzten Woche geschrieben, haben Teleobjektive viele Vorteile und positive Eigenschaften. Aufgrund der großen Beliebtheit reagiert natürlich auch der Markt, so ist heute für jeden Geldbeutel das passende Objektiv verfügbar. In dem heutigem Teil meines Beitrages will ich einen kleinen überblick geben, welche Linsen in welchem Preisbereich verfügbar sind und was diese Unterscheidet.
Preislich sortiere ich nach:
Kleinster Preis (0-300€)
Mittelklasse (300-900€)
Oberklasse (900-2000€)
Profi (+2000€)
Es handelt sich bei meiner Auswahl um meine Meinung und Erfahrungen. Ich Fotografiere mit Canon und werde mich deshalb auf Canon Linsen beziehen, in den meisten Fällen ist aber ein Nikon Version des Objektivs zu einem ähnlichem Preis und einer vergleichbarer Leistung verfügbar. Ich bin ein großer Freund von gebraucht kaufen, aber um diesen Artikel nicht zu unübersichtlich werden zu lassen beziehe ich mich hier nur auf Neupreise. Sollte ein Objektiv mit variabler Brennweite in zwei Kategorien fallen, zähle ich es in den Bereich in dem der größere Teil fällt. Die Fett geschriebenen Objektive sind absolute Empfehlungen Meinerseits. Als Referenz für meine Information gilt der Amazon.de Preis (Stand 01.05.2016)
Kleinster Preis
Da es in diesem Bereich wenig Auswahl gibt beziehe ich mich auf alle Brennweitenberieche.
Tamron AF 18-200 mm f/3.5-6.3 XR Di II LD Amazon.de
Canon EF-S 55-250 mm f/4-5.6 IS STM (Nikon AF-S DX Nikkor 55-200 mm f/4-5.6G ED VR II) Amazon.de
Tamron AF 70-300 mm f/4-5.6 Di SP VC USD Amazon.de
Mittelklasse
Portraitobjektive:
Canon EF 85 mm f/1.8 USM Amazon.de
Sigma 24-105 mm f/4.0 DG OS HSM Amazon.de
Tamron 90 mm f/2.8 Di VC USD Makro Amazon.de
Standardteleobjektive:
Samyang 135 mm f/2Amazon.de
Canon EF 70-200 mm f/4 L USMAmazon.de
Canon EF 200 mm f/2.8 L II USMAmazon.de
Superteleobjektive:
Tamron SP 150-600 mm f/5-6.3 Di VC USDAmazon.de
Oberklasse
Portraitobjektive:
Canon EF 24-70 mm f/2.8L II USM Amazon.de
Canon EF 85 mm f/1.2 L II USMAmazon.de
Sigma 50-100 mm f/1.8 DC HSM (Achtung nur APS-C)Amazon.de
Standardteleobjektive:
Tamron 70-200 mm f/2.8 Di VC USDAmazon.de
Canon EF 70-200 mm f/2.8 L II USMAmazon.de
Superteleobjektive:
Canon EF 100-400 mm f/4.5-5.6 L IS II USMAmazon.de
Canon EF 300 mm f/4 IS USMAmazon.de
Sigma 150-600 mm f/5.0-6.3 DG OS HSM Sports Amazon.de
Profi
Portraitobjektive:
Zeiss Otus 85 mm f/1.4Amazon.de
Standardteleobjektive:
Sigma 120-300 mm f/2.8 Amazon.de
Superteleobjektive:
Canon EF 400 mm f/2.8 L II USMAmazon.de
Sigma 200-500 mm f/2.8 EX DGAmazon.de
Sigma 800 mm f/5.6 EX DG HSMAmazon.de
Diese Übersicht soll einen groben Überblick über meine momentanen Favoriten auf dem Markt geben. Wie gesagt soll ich etwas vergessen habe oder einfach nicht kennen lasst es mich wissen.
Klar zu sehen ist das die Superteleobjektive ehr im Profi(preis)bereich zu finden sind. Sehr oft kommt die Frage Warum. Die Überschrift des heutigen Teils trägt etwas plakativ den Titel was unterscheidet die 150€ von der 15.000 € Linse. Wenn man sich dieser Thematik einmal ganz stupide nährt und sieht man:
Objektiv | Tamron 18-200 mm f/3.5-5.6 | Sigma 200-500 mm f/2.8 |
Preis | 150 € | 20.000 € |
Gewicht | 420 g | 16.000g |
Preis/Gewicht | 0,35 €/g | 1,25€/g |
Wie man sieht bekommt man auch mehr für sein Geld (natürlich ist diese Rechnung eigentlich Blödsinn).
Material ist aber ein wichtiger Faktor, sieht man sich die folgende Grafik an,
Canon EF 400mm f/2.8 + Canon EOS 1Ds
(Quelle http://i.imgur.com/NXZ8UaX.jpg)
sieht man, dass so ein Objektiv aus seiner Menge Glas besteht. Je mehr Störer zwischen dem Motiv und dem Sensor sind desto schlechter die Bildqualität. Dem kann man nur durch sehr Hochwertige Linsen entgegen wirken. Ein gutes Beispiel hierfür ist das oben aufgeführte Zeiss Otus 85mm f/1.4, so haben die 85mm Versionen von Nikon und Canon (sogar f/1.2) bei Offenblende mit schlechtem Kontrast, Farbverfälschungen und Chromatische aberrationen zu kämpfen. Die Ingenieure von Zeiss haben in langjähriger Entwicklung, Linsen und Beschichtungen entwickelt die diesen Problemen entgegenwirken. Einige dieser Beschichtungen sind teurer als Gold (!). Am Ende kam ein Sehr teures Objektiv dabei heraus, dieses stellt aber die Referenz für ALLE anderen.
Ein weiterer Faktor ist die Lichtstärke, je länger die Brennweite desto höher die nötige Verschlusszeit (ausnahmen bestätigen hier die Regel, dazu in einem anderen Teil mehr). Bei den Superteleobjektiven sieht man oft auch sehr Lichtstarke (bsp. 400mm f/2.8) Exemplare. Im Gegensatz zu den Portraitobjektiven wo eine kleine Blende ein Indikator für ein schönes Bokeh (Unschärfe) ist, brauchen Sport und Tierfotografen das Licht.
Auch hierzu ein kleines Beispiel für das gleiche Foto bei zwei verschieden Objektiven.
Objektiv | Canon EF 400mm f/2.8 | Canon EF 400mm f/5.6 |
Preis | 10.199 € | 1.199 € |
Blende | f/2.8 | f/5.6 |
Verschlusszeit | 1/800 Sek | 1/800 Sek |
ISO | 3200 | 12800 |
Eine Blende von f/2.8 lässt viermal mehr Licht auf den Sensor als eine f/5.6. Der Unterschied zwischen ISO 1600 und 6400 ist schon gewaltig, grade wenn es wie in der Sport/Tierfotografie auch oft um große Drucke geht. Wer schon mal versucht hat Sport in einer Halle zu fotografieren wird schnell merken wie wichtig Licht ist.
//Kurz erklärt //
Fast alles steht hier in Wechselwirkung
Gewicht -><- Bildqualität
Größe -><- Bildqualität
Preis -><- Bildqualität
Lichtstärke -><- Preis
Man muss also für sich selbst abwägen wie wichtig einem die Bildqualität im Vergleich zu Größe, Gewicht und Preis ist.
Zum Ende gibt es noch zu sagen das ich hier teilweise Äpfeln mit Birnen vergleiche, ein Objektiv wie das Sigma 200-500 mm f/2.8 richtet sich nur an absolute Profis und niemand kauft dieses zum „knipsen“ hingegen ist das Tamron 18-200 ein absolutes Anfänger Objektiv, welches dafür aber gute Ergebnisse liefert.
Welches das richtige für dich ist kläre ich in einer der nächsten Folgen.