Beiträge von Professor Besserwisser

    Wenn du Einsteiger bist, würde ich anfangs auch noch gar nicht so sehr auf Teleobjektive schauen. Auch ein 18-55-mm-Kit-Objektiv ist für den Anfang erst einmal völlig ausreichend. Du hast zwar schon ein paar Dinge genannt, die du fotografieren willst, aber du wirst dich, wenn es dir Spaß macht, wohl trotzdem ein bisschen ausprobieren. Dafür bietet ein Kit-Objektiv auch erstmal genügend Spielraum. Du wirst dann allmählich merken, ob du lieber im Weitwinkel (z.B. Landschaften), Porträts mit eher offener Blende, oder Tiere (eher Tele) fotografieren möchtest. Daher solltest du dir ein neues Objektiv immer nur dann zulegen, wenn du genau weißt, was du damit machen möchtest. Mit dem Kit-Objektiv kannst du aber viele Sachen schon ein bisschen machen und da bieten Canon und Nikon im Gegensatz zu Sony auch das bessere Preisleistungsverhältnis.

    Der Unterschied von 10 mm auf 14 mm ist zwar nicht riesig, aber wenn du in kleineren Räumen fotografierst, bist du oft froh, dass du bis auf 10 mm runtergehen kannst. Teilweise ist es dann auch mal wichtig, noch ein Stück vom Fußboden zu zeigen. Da können die 10 mm dann gerade das noch nötige Stück ins Bild reinlassen. Die Unterschiede zwischen den Brennweiten fallen bei APS-C in Innenräumen schnell ins Auge. Vergleichst du zum Beispiel die 10 mm mit den typischen 18 mm Brennweite eines Kit-Objektivs, dann sind das in der Immobilienfotografie fast zwei unterschiedliche Welten. Hast du ein Teleobjektiv auf einer APS-C-Kamera und vergleichst 200 mm mit 300 mm, macht das komischerweise kaum etwas aus.

    Du könntest dir natürlich auch ein weitwinkligeres Objektiv zulegen. Für die D500 solltest du für Immobilienfotografie ein Ultraweitwinkelobjektiv besitzen, mit dem du bis auf 10 Millimeter Brennweite kommst. Das sollte für normale kleine Räume ausreichen. Ich selbst nutze beispielsweise das Sigma 10-20 mm F3,5 EX DC HSM für Immobilienfotografie an einer Nikon APS-C. Was bei der Immobilienfotografie wichtig ist, ist dass du ein Stativ benutzt, da du, wenn du ohne Blitzlicht arbeitest, aufgrund des hohen Dynamikumfangs oft nicht um Belichtungsreihen herumkommen wirst. Zudem solltest du im Weitwinkel möglichst parallel zum Boden fotografieren, damit du keine stürzenden Linien bekommst.

    Ich habe hier mal ein Bild von meinem Sigma angehängt. Damit kann man ganz gut sehen, was mit dem Objektiv möglich ist. Tamron bietet darüber hinaus auch Ultraweitwinkelobjektive für APS-C-Kameras an.

    Du meinst den Auto-Fokus bei Video? Die D7500 verwendet den alten Kontrast Auto-Fokus wenn du bei Video in den Live-View-Modus gehst und der fängt schnell an, zu pumpen, wenn er sich bewegende Objekte verfolgen muss. Deshalb macht die D7500 zum Filmen höchstens nur Sinn, wenn du manuell fokussierst und beispielsweise einfach nur still vor der Kamera stehst. Für normale Fotos hat die D7500 aber den Phasenautofokus, wenn du mit dem Sucher fotografierst. Der ist sehr gut geeignet, um Fotos von sich bewegenden Sportlern oder wilden Tieren zu machen. Da wirst du mit geeigneten Objektiven und dem Gruppenautofokus keine Probleme bekommen.

    Die Z50 habe ich selbst bislang nur einmal im Laden in die Hände genommen. Daher kann ich dort jetzt nicht sagen, wie sie sich schlagen wird. Für Video wird sie aber wohl besser sein, da sie einen neuen Hybrid-Autofokus mit Phasen- und Kontrasterkennung besitzt. Ich habe allerdings gelesen, dass sie nicht den für Sport und Wildlife sehr gut geeigneten Gruppenautofokus besitzen soll, den die D500 und die D7500 beide haben. Unterschiede könnte es vielleicht in dunkler Umgebung geben. Dazu habe ich bislang aber noch keinen Test gesehen. Für die Z50 speziell gibt es zudem aktuell noch keine lichtstarken Objektive. Deshalb müsstest du dort entweder über den Adapter gehen, mit dem du die F-Mount-Objektive für DSLR Kameras an die Z50 anschließen kannst, oder du müsstest dir die Z-Mount-Objektive für Vollformat holen, die aber mehr ins Geld gehen. Es stellt sich dann auch die Frage, ob du draußen oder drinnen Sportaufnahmen machen willst. Für draußen wäre bei ausreichend Sonne nicht unbedingt ein lichtstarkes Objektiv nötig. Drinnen in der Sporthalle benötigst du aber für scharfe Sport-Aufnahmen schon eine große Blendenöffnung von mindestens f2.8, damit du kurze Verschlusszeiten nehmen kannst und das Bild durch den ISO-Anstieg nicht zu verrauscht wird.

    Also bei der Sportfotografie würde ich die Nikon D7500 der Z50 vorziehen. In Kombination mit einem lichtstarken Tele ist die D7500 für Sport-Fotos sehr gut geeignet. Ich habe damit sogar mit dem 50 mm f1.8 G Basketballspieler in der Sporthalle fotografiert und das hat sehr gut funktioniert. Aktuell kriegst du die D7500 auch für unter 800 Euro. Allerdings fällt die D7500 natürlich raus, wenn du Videos vom Sport machen möchtest. Denn dafür ist der Kontrast-Autofokus nicht geeignet.

    Also für deine Vorhaben (Kleinkinder, Urlaub, Familienfotos) wären sicherlich beide Kameras ausreichend. Allerdings ist der Preisunterschied (ca. 100 euro) momentan so gering, dass ich eher die 77D nehmen würde. Die bringt dir vor allem Vorteile bei den Kleinkindern, denn die sind dauernd in Bewegung. Die 77D hat 45 Autofokus-Punkte, während die 250D nur neun Autofokus-Punkte besitzt. Auch bei der Serienbildfunktion schießt die 77D ein Bild mehr pro Sekunde (6), was aber kaum ins Gewicht fällt. Die 250D würde dir einen Guide-Modus bieten, bei dem dir die Einstellungen von Blende, Iso-Zahl und Verschlusszeit erklärt werden. Das ist sehr hilfreich für Anfänger.

    Objektive besitzt du ja auch schon einige für Canon. Dein Tamron 18-200mm ist ein sogenanntes Reisezoom-Objektiv, weil es einen großen Brennweitenbereich abdeckt und man es so für so ziemlich alle Motive einsetzen kann. Allerdings geht mit so einem Objektiv eine schlechtere Bildqualität einher, wenn man nicht gerade bereit ist, Unsummen an Geld für sehr teure Modelle auszugeben. Zudem ist dein Tamron 18-200mm mit einer maximalen Blende mit f3.5 bei 18mm und f6.3 bei 200mm nicht gerade sehr lichtstark. Das heißt, du bekommst da schnell Probleme, wenn es dunkler wird.

    Die 50mm Festbrennweite kannst du sehr gut für Porträts verwenden, da ich annehme, dass du das 50mm mit f1.8 besitzt. Für Aufnahmen im Haus ist 50mm auf einer APSC-Kamera jedoch schon sehr nahe dran, sodass ich dir für gute Bildqualität und wenig Licht eher eine Festbrennweite wie das Canon EF-S 24mm f2.8 STM Pancake-Objektiv empfehlen würde. Das kriegst du relativ günstig für etwa 150 Euro. Das Objektiv ist zudem sehr leicht und dünn, sodass es auch gut für Reisen geeignet ist. Viele Leute nehmen auf Reisen auch nur eine Festbrennweite mit und fotografieren damit aufgrund der Leichtigkeit alles. Festbrennweiten bieten dir meist eine viel bessere Bildqualität als Zoom-Objektive und sind zudem auch oft günstiger. Für ein richtig gutes Zoom-Objektiv zahlst du schon mal schnell über 500 Euro oder sogar 1000 Euro und noch mehr.

    Ich habe selbst mit der D3400 begonnen und meines Wissens ist auch im Nachfolger D3500 der gleiche Sensor drin. Mit der D3400 habe ich sehr viele Landschaftsaufnahmen gemacht und kann die Bildqualität sehr loben. Um das volle Potential aus der Kamera herauszuholen, sollte sich deine Freundin aber noch überlegen, sich einen Raw-Konverter (z.B. Lightroom oder Luminar) als Software zu kaufen. Die Kamera bietet nämlich neben dem Dateiformat jpeg auch die Möglichkeit, Fotos als RAW-Dateien aufzunehmen (quasi ein digitales Negativ). Damit hat man dann einen viel größeren Spielraum bei der Nachbearbeitung von Landschaftsaufnahmen, die einen hohen Dynamikumfang aufweisen (z.B. Sonnenuntergänge mit einem sehr hellen Himmel und einer zu dunklen Landschaft). So kannst du dann die zu dunklen Erdbereiche aufhellen und hast in den dunklen Bereichen mehr Details. Da bietet die D3500 einen großen Spielraum.

    Auch in der Handhabung hat die D3500 einen schönen tiefen Griff, der im Vergleich zur D3400 verbessert wurde. Allerdings hatte die D3400 noch einen Infrarot-Sensor eingebaut, sodass man eine kleine Fernbedienung für die Fernauslösung auf einem Stativ verwenden kann. Der soll bei der D3500 entfernt worden sein. Auf jeden Fall wäre die d3500 für eine Anfängerin, die Landschaftsaufnahmen machen möchte, eine sehr gute Kamera.

    Wenn dein Budget bei 600 bis 800 Euro liegt, würde ich auch zur Canon 77D greifen. Da zahlst du momentan nur für den Kamera-Body um die 620 Euro und hättest dann immer noch Geld für weitere Objektive übrig. Für deine Anforderungen mag eventuell auch die Canon Einsteiger-Kamera Eos 250D für aktuell um die 529 Euro ausreichen. Allerdings beträgt der Aufpreis zum fortgeschrittenen Modell 77D nur 100 Euro.

    Die von dir zu Beginn anvisierte Canon Eos 90D ist erst ganz frisch auf den Markt gekommen und kostet ohne Objektive aktuell circa 1.300 Euro. Damit wärst du ja schon deutlich über deiner gesetzten Grenze. Die Kamera wird sehr wahrscheinlich in den kommenden Monaten auch noch im Preis sinken. Außerdem würde sie dir bei deinen aufgezählten Aktivitäten keinen wirklichen Vorteil bieten, da ihre Hauptfeatures eher auf Sport oder schnelle Tiere (10 Serienbilder pro Sekunde + mehr Autofokuspunkte) ausgelegt sind. Wenn du eine Langzeitbelichtung machen willst, wäre der Sensor wahrscheinlich eher noch schlechter, da hier mehr Pixel auf dem gleichen Raum verteilt werden (32,5 MP in der 90d vs 24,2 MP in der 77D). Je mehr Megapixel du hast, desto mehr Rauschen bekommst du auch bei höheren ISO-Werten oder beim Aufhellen von dunklen Bereichen in einem RAW-Konverter. Eine gute Porträt-Linse hast du bereits mit dem 50mm-1.8-Objektiv. Für Tiere würde dann eines der oben aufgeführten Teleobjektive noch Sinn machen. Wenn du noch kein Stativ hast, wäre das für deine Langzeitbelichtungen ebenfalls eine sehr sinnvolle Investition für den Anfang.