Makro für EF-S

  • Hallo zusammen!


    Okay. Ich hatte zwar nach einem Ultraweitwinkel für meine Frau gefragt, aber die hat inzwischen eingesehen, dass das Quatsch ist, wenn wir für meine Kamera schon ein gutes haben und dann quasi zwei Systeme komplett pflegen wollen... und da stimme ich ihr zu.


    Deshalb will sie jetzt stattdessen gerne ein Makro-Objektiv haben, und mit Makro kenn ich mich nun leider fast gar nicht aus. Das Objektiv soll nachher auf die Canon 70D passen und wir werden auch nicht in absehbarer Zeit auf Vollformat gehen, deshalb ist EF-S völlig ausreichend.


    Ich hab (natürlich) das Makro-Shootout von ValueTech angeschaut und auch das ausführlichere Video zum . Das ist aber natürlich auch für Vollformat-Kameras geeignet, und da wollte ich mich doch gerade mal umschauen, ob ich nicht etwas Geld sparen kann mit einer EF-S-Entsprechung dazu. Ich bin dementsprechend auf das gestoßen, das in fast allen Dingen wir der Cropped-Sensor-Bruder dazu aussieht: Die Blende ist etwas größer für mehr Licht und Brennweite und Preis sind jeweils um den Cropfaktor reduziert. :) Das einzige, was natürlich schmerzlich fehlt, ist der Bildstabilisator von Tamron (VC).


    Deshalb wollte ich jetzt mal fragen, für Makro-Spezialisten:

    • Kennt jemand im Forum das Objektiv persönlich und kann mir sagen, ob das was taugt?
    • Ist das sinnvoller für Cropped Sensor von Brennweite und Blende her? Oder lohnt sich das extra Geld für's 90mm und die Vibration Compensation? Schießt man Makros nicht sowieso gerne mit Stativ und etwas geschlossenerer Blende, damit die Tiefenschärfe nicht so extrem klein ist?
    • Weiß jemand eine gute Alternative? Das originale Canon 60mm macht mich nicht so an, weil es eben auch nur bis F/2.8 auf geht, keine Bildstabilisierung hat und gleich viel wie das Tamron 90mm kostet...

    Ich bin, vorsichtig gesagt, bei Makro etwas überfragt und lass mich hier sehr gerne eines Besseren belehren.


    Danke schonmal!


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    • Offizieller Beitrag

    Ich würde zum 90er Tamron tendieren. Die Offenblende ist für Makro eigentlich eh egal, da Du erfahrungsgemäß in Richtung f/8 abblendest um halbwegs Schärfe ins Bild zu bekommen (bei 1:1 und 90 mm hast Du sonst keinen mm als Schärfeebene). 60 mm sind (auch am Crop) schon recht kurz für ein Makro, da Du sehr nahe an das Motiv heran musst (man berührt mit der Frontlinse bei 1:1 fast schon das Objekt) und das gibt dann oft viel Schatten im Bild ;)


    PS: Ja, der Bildstabilisator ist im Makro-Einsatz recht sinnlos, da die Eigenbewegung der Objekte das viel größere Problem ist. Eine kleine Blume, die sich nur um einen halben Zentimeter im Wind bewegt... Das sind auf dem Sensor hunderte Pixel^^

    Panasonic Lumix S5 II | Lumix S 18 mm f/1.8 | Sigma A 35 mm f/1.4 DG DN | Lumix S 50 mm f/1.8

    Sony Alpha 7R IV | Sigma A 14 mm f/1.4 DG DN | Sigma A 20 mm f/2 DG DN | Sigma A 105 mm f/2.8 DG DN Macro

  • Danke Dir, das klingt schon überzeugend. Dafür hab ich ja die Profis gefragt, ich hab überhaupt keine Ahnung, wie nah man bei Makro schon am Objekt ist. Interessehalber: Ab wo wird denn offiziell der Abstand gemessen, bis zu dem man scharf stellen kann? Vom Sensor? Vom Brennpunkt? Von der vordersten Linse?


    Kein Millimeter Schärfeebene mehr? Holla! Da ist ja vielleicht auch recht praktisch, dass das Tamron 90mm bis Blende F/32 schließt, das 60mm käme nur bis F/22 runter. Dann braucht man vielleicht einen Blitz, aber trotzdem ist die Option sicher schön, noch ein bisschen mehr Schärfe mit rein zu nehmen...


    Kann man so ein Makro (ja, ich weiß, dass es nicht dafür gemacht ist) im Prinzip auch für ein Porträt verwenden, wenn man es sowieso dabei hat? Es wird doch vermutlich auch bei 2 Meter Entfernung immernoch schärfer sein als die meisten Zoomlinsen, auch wenn das Optimum natürlich im Makrobereich liegt. Dann wäre nämlich auch der Bildstabilisator womöglich wieder gerechtfertigt. :)


    Ich bin tatsächlich gespannt und werd bestimmt auch mal damit rumspielen, selbst wenn meine Frau da die Hauptakteurin sein wird. Das ist echt eine völlig neue Art der Fotografie und ganz andere Sichtweise...

    • Offizieller Beitrag

    Interessehalber: Ab wo wird denn offiziell der Abstand gemessen, bis zu dem man scharf stellen kann? Vom Sensor? Vom Brennpunkt? Von der vordersten Linse?

    Ich meine die Naheinstellgrenze misst man vom Sensor. Sigma hat bei meinem "alten" 70 mm Makro ~26 cm angegeben und bei 1:1 waren da von der Frontlinse nur 2-3 cm Abstand.


    Kein Millimeter Schärfeebene mehr? Holla! Da ist ja vielleicht auch recht praktisch, dass das Tamron 90mm bis Blende F/32 schließt, das 60mm käme nur bis F/22 runter.

    Naja, so ab f/7.1 kann man für gewöhnlich langsam arbeiten, bei f/22 und kleineren Blenden geht es dann ja schon in den Bereich der Beugungsunschärfe hinein, insbesondere am Crop ;) Anbei mal ein 100-Prozent-Crop einer etwa 6-8 mm breiten Blüte.


    Kann man so ein Makro [...] im Prinzip auch für ein Porträt verwenden, wenn man es sowieso dabei hat?

    Die Schärfe ist kein Problem, meist sogar ausgezeichnet. Nur vom Bokeh her können sie meist nicht so recht mithalten.

  • Danke Dir! Cooles Bild, und wirklich beeindruckend schmale Schärfeebene. Das ist aber auch in der Entwicklung ein bisschen nachgeschärft, oder? Ich freu mich auf jeden Fall tatsächlich schon auf's Knipsen mit dem Ding, da gibt es einiges auszuprobieren und zu entdecken. :)

    • Offizieller Beitrag

    Sicherlich nachgeschärft, aber im RAW-Konverter nicht wirklich mehr als es die Kamera machen würde. Was man da so leicht "flimmern" sieht sind meist die Artefakte vom Demosaicing, das hast Du auch bei sehr feinen Strukturen wie Haaren, wenn Das Objektiv wirklich den Sensor ausreizen kann. Könnte auch der leicht erhöhte Kontrast sein, der es etwas unnatürlich wirken lässt.

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  • Kennt jemand im Forum das Objektiv persönlich und kann mir sagen, ob das was taugt?


    Da ich das Tamron 60mm f2 an meiner Canon 550D verwende, hoffe ich dass ich für einmal dir ein wenig weiterhelfen kann ;) Als ich mir dieses Objektiv 2012 kaufte, gab es das Tamron 90mm nur ohne VC (kurze Zeit später erschien das 90mm mit VC...). Ich entschied mich damals für das Tamron 60 und nicht für das Canon 60 vor allem weil mich die Blende 2 reizte (kannte damals nur meine beiden Standardzooms 18-55 IS und 55-250 IS) und weil in allen Foren immer besonders das Bokeh gelobt wurde.
    Der AF ist sicherlich nicht der schnellste, aber den brauche ich bei Makros auch nicht unbedingt. Bei der Treffsicherheit empfinde ich, dass der mittlere Fokuspunkt am zuverlässigsten arbeitet (liegt wahrscheinlich bei mir aber daran, dass bei der 550D der mittlere Fokuspunkt auch der einzige Kreuzsensor ist), bei schlechtem Licht/Dämmerlicht trifft er nicht mehr ganz so zuverlässig.


    Ist das sinnvoller für Cropped Sensor von Brennweite und Blende her? Oder lohnt sich das extra Geld für's 90mm und die Vibration Compensation? Schießt man Makros nicht sowieso gerne mit Stativ und etwas geschlossenerer Blende, damit die Tiefenschärfe nicht so extrem klein ist?


    Die Brennweite kommt natürlich darauf an, welche Art von Makro-Objekten du abbilden möchtest. Für kleine, scheue Insekten sind 60mm schon sehr knapp und man muss sehr nah ans Objekt ran, da wäre ich manchmal froh wenn ich 90mm anstatt 60mm hätte. Auf der anderen Seite wären mir persönlich für Portraitfotos 90mm am Crop zu lang, aber das ist wiederum Ansichtssache. Ich schiesse fast alle meine Makrofotos aus der Hand, da ich nicht gerne ein Stativ mitschleppe. Klar hätte ich nichts gegen einen VC, jedoch klappt es auch ohne VC aus der Hand.
    Zu Beginn habe ich die Blende 2 bei Makros ausprobiert und muss sagen, dass die Tiefenschärfe doch sehr oft zu klein ist, um ein ganzes Insekt scharf abzubilden. Ich würde es als "nice to have" bezeichnen und gibt einem noch ein wenig mehr kreativen Spielraum, jedoch blende ich inzwischen auch häufiger ab (zwischen Blende 4 und 8).
    Laut den Schärfentiefenrechner von Fotolehrgang http://www.fotolehrgang.de/anmerk/ts_kb.htm hast du bspw. bei einer Entfernung von 30 cm und einer Blende 2 einen scharfen Bereich von 2 mm!
    Auf Flickr habe ich mal so kurz auf die schnelle ein paar Fotos mit dem Tamron 60mm zusammengestellt. Sind alles unbearbeitete Fotos und einige aus meiner Anfangszeit, bei der die Bildkomposition nicht im Vordergrund stand :whistling:
    https://www.flickr.com/gp/129690319@N02/8mgY3V/


    Weiß jemand eine gute Alternative? Das originale Canon 60mm macht mich nicht so an, weil es eben auch nur bis F/2.8 auf geht, keine Bildstabilisierung hat und gleich viel wie das Tamron 90mm kostet...


    Eine Alternative habe ich nie ausprobiert, würde aber auch zum Tamron 90mm VC tendieren, welches Matze im Makro Battle so hoch lobt.



    Kann man so ein Makro (ja, ich weiß, dass es nicht dafür gemacht ist) im Prinzip auch für ein Porträt verwenden, wenn man es sowieso dabei hat? Es wird doch vermutlich auch bei 2 Meter Entfernung immernoch schärfer sein als die meisten Zoomlinsen, auch wenn das Optimum natürlich im Makrobereich liegt. Dann wäre nämlich auch der Bildstabilisator womöglich wieder gerechtfertigt.


    Klar, war damals auch ein weiterer Grund, weshalb ich mich für die 60mm Variante entschieden habe, da es tolle Makros macht und für Portrait geeignet ist, also quasi eine 2 in 1 Linse :thumbup:



    Mein persönliches Fazit zum Tamron 60mm f2: Ich bin mit dem Objektiv zufrieden und kann es jedem empfehlen. Es macht tolle Makros, ist aufgrund der Brennweite auch für Portraits sehr gut geeignet und hat ein schönes Bokeh. Der fehlende Bildstabilisator vermisse ich nur selten. Die Grosse Blende von 2 würde ich als "nice to have" bezeichnen, aber für Makros genügt auch eine Anfangsblende von 2.8, da sowieso meistens abgeblendet wird. Würde ich es mir heute wieder kaufen? JEIN! Weshalb? Das Objektiv ist zwar eine gute Kombination für Makro und Portrait, doch manchmal wünsche ich mir mehr Brennweite beim Makro, da man bei kleinen Objekten doch sehr nah heran gehen muss und es evtl. wegfliegt und bei Portraits ein bisschen weniger Brennweite. Wahrscheinlich würde ich mir heute das Tamron 90mm VC für Makros und ein Canon/Sigma 50mm f/1.4 für Portraits kaufen. Aber für den Preis erhält man mit dem Tamron 60mm ein tolles Makro Objektiv, dass auch für Portraits gut geeignet ist! Falls du/deine Frau mit dieser (für Makros) eher knappen Brennweite klarkommst und es kein Problem ist wenn ein Insekt einmal wegfliegt weil du zu nah dran bist, nicht 2 Linsen für Makro und Portrait kaufen und somit das Budget nicht unnötig belasten möchtest, kannst du ruhig zugreifen.
    Meine gesammelten Erfahrungen basieren nur auf dem Tamron 60mm und ich hatte nie ein andes Makro- oder Portrait-Objektiv an meiner Kamera, daher kann ich keine Vergleiche zu anderen Objektiven ziehen.


    Falls du noch weitere Fragen hast, versuche ich gerne die zu beantworten.

  • Wow, vielen Dank für den ausführlichen Hands-On-Bericht und vor allem auch für die Beispielbilder! Ich werde mich sehr sicher an das 90mm-Objektiv machen, muss das nur nochmal mit meinem Kontostand besprechen. Wenn meine Frau momentan Porträts fotografiert, dann meistens sowieso mit dem 70-200mm Objektiv, und sogar eher um die 100mm rum, weil das gerade bei Nicht-Profimodel-Gesichtern manche Features wie große Nasen o.ä. noch ein bisschen besser komprimiert. Insofern sind die 90mm sicher auch für Porträts noch in Ordnung, wenn sie nichts anderes dabei hat.


    Ich werde auf jeden Fall berichten, wenn das Ding angekommen ist. :)

  • Gern geschehen. Ohne das Tamron 90mm VC getestet zu haben, denke ich jedoch auch, dass du/deine Frau damit wahrscheinlich glücklicher werden, vor allem wenn ihr Portraits mit grösserer Brennweite bevorzugt. Matze schwärmte ja wirklich von diesem Objektiv im Video und soviel teurer ist es ja auch nicht als das 60mm.