Olympus 50mm 1.8 Altglas an digitalen Kameras

  • Hallo ihr Lieben,
    Hier folgt der zweite Bericht zum analogen Zuiko 50mm f1.8 von Olympus. Ich habe es an meine Canon 700D mit einfachem manuellen Adapter montiert.
    Preislich bewegt sich das 50mm 1.8 zwischen 30 -100 Euro. Es gibt viele verschiedene Versionen auch eines mit Offenblende 1.4 und sogar welche mit 1.2 (sehr selten und teurer).



    Handhabung analoger Objektive an digitalen Spiegelreflexkameras:
    Analoge Objektive müssen manuell scharfgestellt werden. Da die 700D keine Mattscheibe mit Schnittbidlindikator oder Mikroprismen hat, wie analoge SLR's, ist es schwieriger durch den Sucher scharf zu stellen.Die Standard Mattscheiben der meisten DSLR's können den Schärfentiefeunterschied zwischen Blende 1.8 und Blende 2.8 nicht darstellen. Für manche Modelle gibt es Alternative Mattscheiben für Lichtstarke Objektive und teilweise sogar Mattscheiben mit Schnittbildindikator. Für die 700D gibt es das jedoch nicht.
    Der Sucher verdunkelt sich wenn man die Blende schließt. D.h. man muss bei Offenblende scharfstellen und dann die Blende schließen. Oder man fokussiert per LiveView mit Lupe. Das ist präziser, dauert aber auch länger. Ich mache beides, jedoch meistens durch den Sucher. Mit ein bisschen Übung wird man treffsicherer. Der Blendenring vorne am Objektiv gefällt mir. Meiner Meinung nach ist es so einfacher das Zusammenspiel von Blende, Verschlusszeit und ISO zu verstehen. Außerdem hat so die linke Hand außer dem Scharfstellen auch noch eine Aufgabe. Bei Kamerabodys mit einem Einstellrad ist es so auch einfacher Blende und Verschlusszeit schnell einzustellen, da man das Einstellrad nur für die Verschlusszeit benötigt.


    Zuiko 50mm 1.8:
    Es ist nur wenig größer als das 28mm Zuiko und auch kaum schwerer. Manuell zu fokussieren ist bei 1.8 schwierig aufgrund der geringen Tiefenschärfe. Abgeblendet auf 2.8 ist der Sucher immernoch sehr schön hell (da wie gesagt der Unterschied zwischen 1.8 und 2.8 durch die Mattscheibe nicht dargestellt werden kann) und die Schärfentiefe ist näher an dem, was die Mattscheibe darstellt.



    Blende 1.8 | Die Schärfeebene liegt leicht vor den Augen, im Sucher sah es jedoch so aus, dass die Augen genau im Fokus sind.


    Die Brennweite am Vollformat ist sehr universell. Im analogen Bereich ist es mein Immerdrauf-Objektiv. Die Schärfe im Zentrum ist gut, Abblenden auf 2.8 steigert sie sichtbar. An Vollformat ist der Randabfall recht deutlich, Abblenden auf Blende 5.6-8 steigert die Randschärfe. Vignettierung ist bei Offenblende vorhanden.
    Die Brennweite an Apsc (80mm) ist perfekt für Portraits. Ich habe damit auch schon Tierportraits gemacht bei Offenblende.




    Ich habe es auch bei Landschaft und Street Photography ausprobiert, dort war mir die Brennweite jedoch etwas zu lang am Crop. Die Schärfe ist auch offenblendig schon gut. Abblenden steigert natürlich die Schärfe. Blende 2,8-4 sind hier optimal. Ich denke es hält locker mit dem älteren Canon 50mm 1.8 mit. Vergleichen konnte ich es leider noch nicht. Der Randabfall ist nicht so ausgeprät wie beim Vollformat, aber auch hier steigert Abblenden die Randschärfe. Über Blende 11 würde ich persönlich ungern gehen, denn hier tritt die Beugungsunschärfe ein. An APSC-Sensoren vignettiert es kaum bis wenig.
    Offenblendig ist das Bokeh sehr schön weich (siehe Bild). Abgeblendet wird es dann eckiger, ähnlich wie die älteren Plastic Fantastic 50mm 1.8 von Canon. Meine Version ist nicht Mehrfachvergütet. Ich hatte jedoch wenig mit CA's zu kämpfen, wenn dann nur an den Rändern und das konnte man gut mit einem Bildbearbeitungsprogram rausrechnen.
    Bei starkem Gegenlicht produziert das Objektiv Flares. Ich habe es bis jetzt nur ohne eine Gegenlichtblende verwendet.



    Kaufempfehlung?
    Eingeschränkt: Wer sich für analoge Objektive interessiert wird vielleicht eher zur Version mit 1.4 Offenblende tendieren. Preislich liegt das 1.4er nur wenig über dem 1.8er. Es bewegt sich so um die 50-150 Euro. Die Linsen mit Mehrfachvergütung, Abgekürzt MC vorne auf dem Objektiv, sollen besser sein, weniger CA's zeigen und weniger Gegenlichtempfindlich sein. Das Zuiko 50mm 1.2er ist nur sehr schwer zu bekommen und kostet dann auch gute 400 Euro oder mehr.
    Moderne und günstige Alternativen sind vorhanden. Das Canon 50mm 1.8 STM besitzt mehr Blendenlamellen und produziert so auch abgeblendet ein weicheres Bokeh.
    Für Filmer wäre das Objektiv durchaus interessant. Manuelles Fokussieren ist damit leichter, als mit einem Autofokusobjektiv. Der Blendenring rastet zwar bei jeder vollen Blendenstellung ein, jedoch soll es sehr einfach sein diese Einrastung zu entfernen. Dazu muss die Filterfassung vorne am Objektiv aufgeschraubt und eine kleine Kugel entnommen werden. Die Glaselemente müssen nicht entfernt werden.
    Wer es zufällig im Schrank stehen hat wie ich kann sich die 10 Euro für einen Adapter getrost leisten und sieht dann, ob sich das STM lohnen würde :D Torztdem ist es ein nettes Spielzeug und vor allem für Portrait interessant (an Apsc).

    Analog und Digital <3

    4 Mal editiert, zuletzt von Shetanchan () aus folgendem Grund: Ergänzung


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  • Da ich mittlerweile auf ein spiegelloses System umgestiegen bin, kann ich nun auch ein Update geben, wie sich das Objektiv an einer DSLM aus dem APS-C Bereich macht.


    Handhabung analoger Objektive an DSLM's:
    Bei DSLM-Kameras ist es deutlich einfacher ein manuelles Objektiv scharfzustellen, dank Fokus Peaking (und Lupenfunktion). Anders als bei DSLR-Kameras, zeigt der Sucher einer DSLM-Kamera genau das, was man bekommt und somit auch die Schärfentiefe bei sehr offenblendigen Objektiven. Somit ist es deutlich einfacher die Schärfe genau auf den Punkt zu legen, den man haben möchte. Hinzu kommt das Fokus Peaking, welches Kontrastkanten farbig markiert und so ziemlich genau zeigt, wo der scharfe Bereich ist. 100% genau ist das Fokus Peaking allerdings nicht, da es eben nur Kontrastkanten erkennt. Das heißt wenn starke Kontraste auch im unscharfen Bereich hat, kann es schon mal sein, dass das Fokus Peaking auch die Ränder des Bokehs farbig markiert. Andersherum kann es sein, dass das Fokus Peaking kaum etwas anzeigt, wenn das Motiv sehr kontrastarm ist. Fokus Peaking kann man häufig in drei Stufen einstellen. Auf der niedrigsten Stufe zeigt die Kamera nur sehr starke Kontraste an. Auf der Höchsten Stufe zeigt sie auch geringere Kontraste an. Wenn ich das Olympus 50mm 1.8 an meiner Kamera habe, stelle ich das Peaking Level für gewöhnlich auf "Hoch", da ich gerne Offenblendig arbeite. Würde ich es auf "Niedrig" stellen und bei Offenblende Fokussieren, dann zeigt mir die Kamera nur sehr wenige Kontrastkanten an. Allerdings zeigt es auf der hohen Stufe schon mal mehr an, als in wirklichkeit scharf ist. Darauf muss man sich einfach einstellen. Wenn man 100% Schärfe haben möchte, dann sollte man die Lupenfunktion und ein Stativ nutzen.
    Im Vergleich mit einer DSLR mit Scharfstellen über den Sucher oder das Display ist das Scharfstellen mit Fokus Peaking deutlich leichter und präziser. Auch die Anzahl der richtig fokussierten Bilder ist deutlich höher.



    Bei Blende 1.8



    Bei Blende 2.8


    Flares:
    Teilweise lassen sich mit dem Objektiv ähnliche Lichtbogen provozieren, wie man sie von dem Helios 44-2 kennt (siehe Beispielfoto). Wenn die Flares und Lichtbögen nicht erwünscht sind, sollte man eine Gegenlichtblende für Normalobjektive verwenden (für Filtergewinde mit 49mm).



    Adapter:
    Es gibt unterschiedliche Arten von Adaptern, mit denen man Objektive von (analogen) Spiegelreflexkameras an DSLM-Kameras verwenden kann. Der Standard-Adapter stellt einfach nur die richtige Distanz zwischen Objektiv und Sensor her. Er besitzt keine Glaselemente. Zusätzlich gibt es sogenannte Speed-Booster, die den Crop-Faktor entgegenwirken und die Lichtausbeute erhöhen. Und als dritte Möglichkeit gibt es Tilt-Adapter. Mit ihnen kann man das Objektiv kippen und damit die Schärfeebene ebenfalls kippen. Man hat also noch mehr Kontrolle über scharfe und unscharfe Bereiche und kann zusätzlich noch einen Miniatureffekt erzeugen, falls gewünscht. Wenn man das 50mm Zuiko mit einem Tilt-Adapter bei Blende 1.8 verwendet, wird die Schärfeebene wirklich sehr klein. Blendet man ab wird es leichter.



    Tilt-Adapter




    Man kann die Schärfeebene auch Diagonal verlaufen lassen.

    Analog und Digital <3

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