Mensch, da habe ich ja etwas losgetreten... Der Artikel zur Olympus OM-D E-M1 Mark II wird im Netz heiß diskutiert, vor allem die deutliche Kritik am kontinuierlicher Autofokus. Leider nicht so ergebnisoffen und ruhig wie ich es für sinnvoll erachten würde - und es aus unserer Community gewohnt bin
Worum geht es? Im Artikel kritisiere ich den C-AF der Olympus OM-D E-M1 Mark II als wenig zielsicher wenn es darum geht Objekte zu verfolgen. Der Fokus wandert im Laufe der Bildserien immer näher in Richtung Naheinstellgrenze und produziert damit unbrauchbare Aufnahmen. Viele Diskussionsteilnehmer vermuten dahinter falsche Einstellungen der Kamera, ein falsch gesetztes AF-Feld oder ähnliche Bedienfehler.
Dieser Annahme ist grundlegend natürlich nichts entgegenzusetzen, sollte man auf der Suche nach Fehlern doch immer mit der einfachsten Fehlerquelle beginnen. Und das ist ja nicht selten die Person hinter der Kamera. Dementsprechend war es natürlich auch für mich der Ausgangspunkt meiner Analyse. Bevor ich auch nur angefangen habe eine Zeile zu tippen, galt es die Ursache bestmöglich einzugrenzen. Was spricht gegen einen Bedienfehler?
- In der Bildserie im Artikel ist zu sehen wie der AF am Anfang korrekt auf den Bullen sitzt.
- Es ist unmöglich ein AF-Feld zu wählen, das am Anfang auf den Bullen und am Ende auf dem Boden direkt vor der Kamera liegt.
- Einige Bilder sind nicht nur defokussiert, sondern komplett unscharf (Objektiv an der Naheinstellgrenze).
Auch wenn die Zeit knapp war, habe ich die Gelegenheit in Ronda genutzt und mit so vielen Journalisten-Kollegen gesprochen wie möglich. Um sicherzustellen, dass ich nicht der einzige war, der entsprechende Probleme hatte. Wie sich schnell zeigte war ich längst nicht der einzige mit einer hohen Ausschussquote, einige Kollegen hatten aber auch wenig Probleme.
Woran liegt das? Schwer zu sagen. Es gibt im Netz auch Artikel aus anderen Ländern, die sehr positiv vom C-AF berichten. Andere Tests sind jedoch selten vergleichbar, da die Situationen sehr unterschiedlich waren. Das Bullen-Szenario ist dabei vergleichsweise anspruchsvoll:
- Das Bild beinhaltet viel Vorder- und Hintergrund mit jede Menge Struktur. Da gibt es für den AF deutlich mehr "Störfeuer" als z.B. ein Auto oder Motorrad vor glattem Asphalt zu verfolgen.
- Die Lichtbedingungen wechseln in der Szenerie mehrfach zwischen Sonne zu Schatten
- Die Bullen biegen am Ende abrupt nach links ab. Der C-AF muss also fließend zwischen einer Bewegung unterscheiden, die erst primär auf der z- und später auf der x-Achse stattfindet.
- Die Bullen kommen der Kamera am Ende extrem nahe. Für den AF gibt es entsprechend deutlich mehr zu tun als ein Objekt in 20-50 m Entfernung zu verfolgen.
Bei Bildreihen vom gleichen Event fallen diese Unterschiede natürlich weg. Angemerkt sei jedoch, dass es zwei Positionen für das Shooting gab. Einmal auf Isomatten liegend unter dem Tor fotografierend (wie bei mir geschehen) und einmal stehend über dem Tor fotografierend. Es könnte durchaus sein, dass die bodennahe Perspektive mit viel Vordergrund den C-AF aus dem Tritt gebracht hat.
Ich will mir das Material selber ansehen! Kein Problem. ValueTech-Stammleser wissen ja, dass wir sehr auf Transparenz achten (und deshalb u.a. auch im Artikel auf die Einladung durch Olympus hingeiwsen haben). Im Anhang findet ihr zwei C-AF-Serien:
- Olympus_OM-D_E-M1_Mk_II_AF-C-Test_II: C-AF
- Olympus_OM-D_E-M1_Mk_II_AF-C-Test_III: C-AF + Tracking
Eingezeichnet sind dabei die von der Kamera gewählten AF-Punkte für das jeweilige Bild. Wie zu sehen ist, liegen die AF-Punkte durchaus dort, wo man es erwarten würde. Das Tracking der Objekte (Bullen) an und für sich funktioniert also. Nur der Fokus sitzt einfach nicht dort, wo die Objekte sind. So zumindest meine erste Analyse.
Transparenz verlangt natürlich auch, allen interessierten Lesern das entsprechende Bildmaterial zur Verfügung zu stellen. Deshalb könnt ihr euch die JPG-Bilder der Serien hier herunterladen (230 MB, 7z-Archiv).