3. Zusammenhang von Objektiven und Kameras
Erst einmal Entschuldigung für die Verspätung in dieser Woche.
Heute soll es also um den Zusammenhang von Teleobjektiven und der Kamera sein. Man könnte denken: “was soll das“ solange die Kamera an das Objektiv passt, kann man doch die Objektive einfach nutzen.
Was unterscheidet Kameras?
Sensorgröße
Der meiner Meinung nach wichtigste Punkt im Zusammenhang mit Teleobjektiven. Ich werde mich hier auf Micro 4/3 (ehr theoretisch, da viele Objektive nicht verfügbar sind), APS-C und Vollformat beschränken, da man an diesen Kameras oft die Objektive wechseln kann.
//kurz Erklärt//
bei Objektiven werden die Brennweiten im Kleinbildäquivalent angegeben, das heißt, abgebildet wird mit einem Formfaktor (siehe Tabelle).
Wichtig ist das sich dabei der Bildwinkel nicht ändert, das heißt auch wenn sich die effektive Brennweite verdoppelt ist der Bildwinkel und somit der Bildlook der gleiche.
Steht auf dem Objektiv 135mm ist die tatsächliche Brennweite:
Sensorgröße | Formfaktor | Tatsächliche Brennweite |
Vollformat | x 1,0 | 135 mm |
APS-C | x 1,6 | 216 mm |
Micro | x 2,0 | 270 mm |
Welche Kamera soll ich jetzt also nutzen? Hierbei verweise ich wieder auf die von mir genannten Kategorien. Will ich Portraits fotografieren, beispielsweise mit dem oben beschriebenen (bei Portraitfotografen sehr beliebtem) 135 mm Objektiv, habe ich bei einem APS-C Sensor schon eine Brennweite von 216 mm. Oft kann das schon zu viel sein. Es liegt der Trugschluss nah an einer APS-C Kamera ein 85 mm Objektiv zu nutzen, wie gesagt wäre die Abgebildete Brennweite dann 135 mm der Bildwinkel (Bildlook) wären weiterhin 85mm. Die einzige Möglichkeit mit einem kleineren Sensor das gleiche Ergebnis, wie am Vollformat zu erzielen ist, die Distanz zum Motiv zu ändern. Jetzt kommt die Blende ins Spiel: Nutze ich im Fotostudio eine Blende von bspw. f/8 brauche ich einfach nur mehr Platz. Will man jedoch möglichst viel Unschärfe zu erzeugen und Offenblendig fotografieren, ist durch den größeren Abstand zum Motiv bei APS-C und Micro 4/3 der Hintergrund immer weniger Unscharf.
Vorteil Vollformat Sensor
Geht es jedoch um Reichweite, in der Natur oder Sportfotografie greift dieser Effekt genau gegenteilig. Als Beispiel nehme ich die beliebten Superzooms mit einer Brennweite von 150 – 600 mm.
Sensorgröße | Formfaktor | Tatsächliche Brennweite |
Vollformat | x 1,0 | 150 – 600 mm |
APS-C | x 1,6 | 240 – 960 mm |
Micro | x 2,0 | 300 – 1200 mm |
Wie man sieht ist der gewonnene Brennweitenbereich doch deutlich. Hier kann bares Geld gespart werden, will man an einer Vollformat Kamera eine Brennweite von 800mm erreichen muss man sehr tief in die Tasche greifen. Der oben beschriebene Effekt mit der Blende, wird bei sehr langen Brennweiten immer kleiner. Der scharf Abgebildete Bereich wird bei steigender Brennweite immer geringer.
Vorteil APS-C (Micro 4/3)
//kurz Erklärt//
Es ist eine Preisfrage ob man Tier/Sportfotografie mit einer Vollformat Kamera betreibt. Die meisten Profis nutzen auch in diesen Bereichen die teuren Vollformat Setups.
Autofokus
Neben der Sensorgröße ist vor allem in der Tier und Sportfotografie ein guter Autofokus wichtig. Bei Portraitfotografen ist der Autofokus sogar oft zu vernachlässigen, in der Praxis wird sogar häufig manuell fokussiert. Es gilt auch dass es, technisch leichter ist ein gutes Autofokussystem in einen kleinen Sensor zu integrieren. Hier muss jeder für sich entscheiden wie wichtig der Autofokus ist. Aus der Praxis kann ich sagen, der Autofokus wird oft überschätzt und genauso oft unterschätzt. Wenn ich bei der Tierfotografie Zeit habe (das Tier steht Still und bemerkt mich nicht) fotografiere ich auch oft Manuell. Grade bei fliegenden Vögeln habe ich schon häufig auf mein Equipment geschimpft.
Kleiner Vorteil APS-C (Micro 4/3), da Kameras mit guten Autofokus Systemen deutlich billiger sind.
Wetterfestigkeit
Im Normalfall für Portraitfotografen zu vernachlässigen. Einige Sport- und vor allem Naturfotografen stehen jedoch des Öfteren im Regen. Vorausgesetzt das Objektiv bietet einen Wetterschutz, ist also auch eine Kamera mit Dichtungen nötig. Auch hier muss jeder für sich entscheiden wie Wichtig einem die Wetterfestigkeit ist.
Wenn ich Empfehlungen aussprechen sollte wären das diese:
Portrait Vollformat:
Sony alpha 7 II Amazon.de
Nikon D750 Amazon.de
Canon EOS 6D Amazon.de
Sport/ Tier:
Sony alpha 6300 Amazon.de
Nikon D500 Amazon.de
Canon EOS 7D Mark II Amazon.de
12. Welches ist das Richtige Objektiv für dich
Nun wo ich die Grundlagen erklärt habe, geht es darum welches ist das richtige Teleobjektiv für dich!? Die Entscheidung kann ich dir natürlich nicht abnehmen, ich kann aber versuchen deine Gedanken in die richtige Richtung zu lenken. Ich richte mich auch ehr an die Einsteiger, jemand der sich ein 10.000 € Objektiv kaufen will braucht wohl keine Tipps mehr von mir ;).
Folgende Situation:
Du bist Anfänger und hast eine DSLR mit dem Kitobjektiv 18-50 (oder ähnlich), das zweite Objektiv sollte meiner Meinung nach immer das 50 mm f/1.8 sein. Dieses ist für alle gängigen Kameras verfügbar. Geht es dann darum sich ein Teleobjektiv zu kaufen, ist es wichtig seine eigenen Ansprüche und Anforderungen zu klären. Auf dem Markt sind viele „Superzooms“ verfügbar. Diese haben große Reichweiten, meist von sehr Weitwinkeln bis ins Supertele. Meine Meinung zu diesen auch oft spöttisch „Suppenzooms“ Objektiven ist eigentlich positiv! Wenn man sein Objektiv nicht wechseln will oder nur den Body gekauft hat und etwas flexibler sein will, wäre meine Empfehlung ein Sigma 18-200 mm Amazon.de. Geht es darum eine Erweiterung zum Kit Objektiv zu finden, habe ich auch eine ganz klare Empfehlung, dass Tamrom 70-300 mm Amazon.de. Ich habe auch so angefangen und hier mal ein Beispiel mit einer Canon 550D und einem Tamron 18-200 mm Amazon.de.
Somit wäre der Einsteiger mit guten Allaroundern bedient. Der nächste Schritt ist es die eigenen Ansprüche zu definieren. Dieser Punkt ist sehr wichtig und wird von den meisten unterschätzt. Jeder kann sagen was er will, aber zu erklären warum er es genau will, fällt oft schwer. Da die Ansprüche genauso divers wie der Markt sind nenne ich 3 Beispiele in denen ihr euch evtl. wiederfinden könnt.
- Du willst Portraits fotografieren, hast aber keine Studioausrüstung zur Verfügung und willst auch gerne draußen arbeiten. Auf diesem Gebiet hast du noch nicht viele Erfahrung und willst etwas dazu lernen.
Grade der Anfänger scheut oft die Festbrennweite! Doch willst du Portraits (egal ob von Menschen oder Haustieren machen) für meiner Meinung nach nichts an dem 85mm f/1.8 vorbei. Ob an APS-C oder Vollformat ist egal. Eine Festbrennweite fordert umdenken was perspektiven angeht und bietet mit der großen Offenblende ein tollen Bokeh und deine Bilder werden besser werden.
- Du willst flexibel sein, von spielen Kindern über Haustiere bis hin zu den Vögeln im heimischen Garten. Ein guter Autofokus ist Wichtung und es stört dich nicht wenn die Kamera etwas größer und schwerer wird.
In diesem Fall gibt es für mich auch eine klare Empfehlung, ein 70-200 mm. In welcher Ausführung ob nun mit einer Offenblende f/4 oder f/2.8 kommt auf den Geldbeutel und die genauen Ansprüche an. Diese Objektive zeichnen sich meist durch einen guten Autofokus aus, also vor allem schnelle Bewegungen wie beim Sport oder spielenden Haustieren, sind kein Problem. Außerdem lassen sich beide objektive mit Telekonvertern (x1.4 oder x2) verlängern, man verliert zwar 1-2 Blenden, aber das ist es wert.
- Tiere sind deine Leidenschaft und du bewegst dich viel in der freien Natur. Dein Ziel ist es die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten und zu fotografieren.
Ganz klar du brauchst Reichweite! Zoom ist nicht „wichtig“! und möglichst Lichtstark sollte es sein. Meiner Meinung nach eignet sich alles ab 400 mm. Es gibt mehrere Möglichkeiten diese Brennweite zu erreichen. Da wäre das 400 mm f/5.6 welches von Canon angeboten wird, meine Wahl wäre hier aber das 300 mm f/4 IS + 1.4 Extender (= 420m f/5.6). Gut eignen sich auch die 150-600 mm die von Tamron und Sigma angeboten werden. Hier gilt, dass man auf Grund des großen Zoombereiches, grade bei 600 mm, auf etwas Bildqualität verzichtet.
Im Endeffekt kann euch niemand die Wahl abnehmen, aber evtl. regen meine Punkte zum Nachdenken an und erleichtern die Auswahl.