Retro Review Canon 5D Mark I
Ok, den Begriff Retro im Zusammenhang mit einer Digitalkamera zu benutzen mag manchen überflüssig vorkommen. Da die Entwicklung neuer Technik heutzutage so rasant fortschreitet finde ich den Begriff jedoch passend.
Jeder will etwas Neues und Besseres, einige Hersteller bringen fast jährlich neue Modelle auf den Markt und die alten geraten in Vergessenheit. Dabei werden die Neuerungen immer unspektakulärer und man fragt sich wo die Reise hingeht. Ich finde diesen Trend nicht schlecht, ich stehe auf Technik und erfreue mich an Innovation und Visionen.
In diesem kleinen Bericht soll es um den Beginn einer legendären Kamera Serie gehen, die 5er reihe der Canon EOS Digitalkameras. Seit dem Jahre 2000 verkauft Canon EOS Digitalkameras und nach der 1DS war 2005 die Canon 5D die erste Digitalkamera im kompakten Body mit Vollformatsensor. Es folgten die 5D Mark II, Mark III und Mark IV die wohl bis heute meistgenutzten Studiokameras. Als ich mir vor einem Jahr meine Canon 5D Mark III gekauft habe, dachte ich gar nicht an die Vorgänger Modelle. Auf der Suche nach einem Backup für meine 5D Mark III stieß ich immer wieder auf Angebote für die das erste Modell der Serie. Irgendwann kam ich ins Grübeln: In den Jahren 2005-2008 war die 5D aktuell, viele Profifotografen verdienten ihr Geld mit dieser Kamera. Warum sollte nicht auch ich Freude an dieser Kamera haben, in vielen Fällen wären knapp 13 Megapixel ausreichend für mich. Ich machte mich also auf die Suche nach einem passenden Angebot und letztendlich habe ich für die Kamera mit 3 Akkus und Ladegerät plus einige 1-4GB (!) CF Speicherkarten genau 300€ bezahlt. Wer Angst vor zu hohen Auslösungen hat sollte einfach ein wenig auf die Abnutzungsspuren achten. Einer Kamera mit 150.000 Auslösungen sieht man dieses an, es handelt sich um eine Profikamera und die hält was aus. Ungefähr zur gleichen Zeit wollte ich mir ein Canon 85mm f/1.8 zulegen, in vielen Tests dieses Objektives kann man von dem Großen Bruder lesen dem 100mm f/2. Für mich waren dann die 100mm etwas interessanter und mit sehr viel Glück habe ich das Canon EF 100mm f/2 USM für 220€ bekommen.
Unterm Strich habe ich also für mein Portrait „Retrokit“ 520€ bezahlt. Schon erstaunlich wenn man beachtet das die UVP für die 5D bei 3399€ lag und auch das Objektiv für knapp 500€ über die Theke ging.
Zur Kamera: die 5D bietet die typische Canon Qualität auch die Bedienung ist fast identisch zu meinen anderen Canon Modellen. Wie auch bei aktuellen Canon Kameras sind auf der Rückseite das große Einstellrad und der Joystick vorhanden. Die Kamera konnte ich ohne Eingewöhnung „blind“ am Auge nutzen. Ich will jetzt gar nicht zu sehr auf die technischen Daten eingehen, kurz gesagt, die Kamera hat 12.8 Megapixel einen Isobereich von 50-3200, 9 Autofokuspunkte und einen Vollformatsensor. Die Akkus sind die alten Canon BP511A, leider nicht mit den neueren 5D Modellen kompatibel.
Was kann ich nach 6 Monaten nun über die Kamera sagen?
Pro:
- Vollformat zum kleinen Preis
- Canon EF Mount, alle meine Objektive sind Kompatibel
- Bedienung identisch zu meinen Kameras
- Verarbeitung
- durch größere Pixel guten Rauschverhalten bei niedrigen ISO Werten
Contra:
- Akkulaufzeit durch alte Akkus (Wohl immer noch besser als bei Sony :D)
- Display, quasi unbrauchbar für schärfe Kontrolle. Ich nutze nur das angezeigte Histogram.
- Kein Tethered shooting möglich. Der größte negativ Punkt für mich da ich im Studio zur Schärfekontrolle und für das Model eigentlich immer direkt in den Rechner schieße.
Bin ich mit den Bildern zufrieden?
Das erste Was auffällt ist das die Dynamik nicht ganz so hoch ist wie bei der 5D Mark III die unbearbeiteten RAWs sehen oft etwas Flau aus. Überrascht haben mich die Schärfe und vor allem die nachschärf Möglichkeiten. Durch größere Pixel bieten sich hier ganz andere Möglichkeiten, auch das Rauschverhalten bei niedrigen ISO Werten ist Super. Bei hohen ISO werten (ab 400) gibt es ein deutlich sichtbares Rauschen, welches aber keine unschöne Farbstiche bildet. Um ehrlich zu sein benutze ich die Kamera ungern über ISO 100. Genial ist der Vollformat Look, auch wenn es hervorragende APS-C Kameras gibt hat ein Vollformatsensor seinen ganz eigenen Look, besonders wenn man sich den Preis ins Gedächtnis ruft.
Was mache ich mit der Kamera?
Die Kamera ist nicht nur ein Backup für mich, auf Hochzeiten habe ich die Kamera mit 100mm f/2 dabei um Details zu Fotografien. Auch in Naturfotografie nutze ich sie immer öfter. Gut ist das Gefühl, sollte die Kamera kaputt gehen sind nicht gleich 2000€ weg. Ab und an plane ich Shootings nur mit der Kamera, einfach mal um zu sehen was geht. Ich habe aber auch ein kleines Sudioprojekt mit dieser Kamera und dem 100mm Objektiv realisiert (Das Dunkle Portrait kommt aus dieser Serie bei der nun schon 80 Menschen mitgemacht haben). Ich bin froh die Kamera gekauft zu haben.
Ist die Kamera etwas für dich?
Hier im Forum wird oft nach Einsteiger Kameras für Portraits gefragt, warum sollte man ihm nicht die 5D empfehlen. Für ein gutes Bild braucht es keinen Touchscreen, keine 50 Megapixel und auch keine 400 Autofokuspunkte. Bei Gutem Licht ist diese Kamera für Portrait mit Sicherheit besser als jede Einsteiger Kamera. Natürlich braucht man etwas Passion und Interesse um mit der Teils veralteten Ausstattung klarzukommen. Deutlich ist auch zu erwähnen, dass es keinen Videomodus gibt. Funktionen wie WLAN oder Gesichtserkennung erleichtern das Leben des Fotografen. Grade im Hobbybereich sind solche Funktionen USPs. Ich stehe absolut nicht auf Analoge Fotografie, aber so ähnlich stelle ich mir das Arbeiten mit analogen Kameras vor. Es braucht etwas Liebe und Leidenschaft, man wird jedoch mit tollen Bildern belohnt.
Ich hoffe mein Bericht hat gefallen. Bei Fragen immer her damit.