Stativ, Shoulderrig oder Steadycam für Kurzfilme

  • Hallo,
    ich möchte mit meiner Nikon D3200 Kurzfilme drehen. Da ich noch Handheld filmen will, wollte ich mal nach Vor- und Nachteilen von Stativ, Shoulderrig und Steadycam fragen.


    Hat jemand Erfahrungen damit?


    Könnt ihr Spezielle Produkte empfehlen?


    Schonmal Danke im Voraus


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    • Offizieller Beitrag

    Was sollen denn das für Kurzfilme sein? Alle drei möglichen "Stabilisatoren" haben ihre Vor- und Nachteile.

    Panasonic Lumix S5 II | Lumix S 18 mm f/1.8 | Sigma A 35 mm f/1.4 DG DN | Lumix S 50 mm f/1.8

    Sony Alpha 7R IV | Sigma A 14 mm f/1.4 DG DN | Sigma A 20 mm f/2 DG DN | Sigma A 105 mm f/2.8 DG DN Macro

  • Hallo, also ich habe sowohl eine Steadycam als auch viele andere Stative, aber kein Shoulderrig. Ich würde mir aber erstmal die Frage stellen, was Du genau filmen willst und danach gucken, was am besten für Dich ist.
    Meinst Du mit "Stativ" ein normales Dreibeinstativ?
    LG
    Stefan

  • @Matze hat recht, das sind drei sehr unterschiedliche Werkzeuge, die für drei sehr unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden. Ein Stativ fixiert die Kamera vollständig und bietet ruhige und sichere Einstellungen. Eine Steadycam ist eine Art "Alternative", wenn man eine Kamerabewegung braucht, die durch komplizierte Wege führt und gleichzeitig aber möglichst ruhig sein soll, also ein Stativ auf einem Dolly oder ähnliches simulieren. Ein Shoulder Rig wird verwendet, um "Hand-held" Gefühl zu erzeugen, also das zur Zeit furchtbar beliebte unruhige Kamerawackeln, das verwendet werden kann um der Szene Unruhe und Spannung hinzuzufügen oder um actionreiche Einstellungen bei Kämpfen o.ä. eindrucksvoller erscheinen zu lassen, wenn man gut damit umgehen kann.


    In meiner Erfahrung: Damit eine Steadycam gut aussieht braucht man sehr viel Talent und vor allem Übung, das Ding funktioniert alles andere als "out of the box". Ein Shoulderrig ist Pflicht, wenn man den Handkamera-Look haben will, weil die Wackelbewegung sonst mit den recht kleinen DSLRs zu "klein" aussehen lässt. Im Prinzip ist das nur ein Trick, um die Kamera größer aussehen zu lassen. Die meisten Nicht-Profi-Szenen mit Handkamera, die ich bisher gesehen hab, wirken aber amateurhaft, weil der Effekt eben nicht stilistisch eingesetzt wird, sondern, um schlechte Action zu verstecken, cooler auszusehen oder einfach weil man keinen anderen Stabilisator hat. Und selbst im professionellen Bereich ist der Trick inzwischen überbenutzt und fängt an, mich mehr zu nerven als dem Film zu helfen (siehe z.B. der erste Hunger Games Film).


    Wenn Du noch nichts von alledem hast, würde ich fast tippen, dass Dir ein Stativ am besten tut. Man kann es komplett ohne Übung bedienen und vielfältig (auch für Fotografie) einsetzen. Es ist eher für "grundlegende" Stabilierung da, während die beiden anderen Medien eher als Effekte in weniger Szenen herhalten können. Zudem kann man etwas mit etwas Improvisation auch als Pseudo-Steadycam und Pseudo-Shoulderrig verwenden, was andersrum echt nicht geht.


    Es sei denn eben, Du hast einen sehr bestimmten Filmstil vor Augen, der eben auf einem der beiden oben genannten Effekte basiert. Da musst Du uns aber mehr verraten. Kann man Dir denn mit bestimmten Modellen helfen? Dann bräuchten wir noch einen Preisbereich...

  • Erstmal Danke für die sehr Umfangreiche Antwort. Ich werde zu einem Stativ greifen.


    Hat jemand empfehlungen für Licht und Ton?


    Ich tendiere Aktuell zu dem Rode Video Mic und einer Ausleuchtung mit zwei Softboxen wenn es dunkler werden sollte

  • Ich kann Dir vom Rode Videomic nur ganz dringend abraten!!! Das Mikrofon ist gut, aber es hat zwei Probleme:

    • Es ist an der falschen Stelle. Ein Mikrofon sollte nicht nahe an der Kamera sein, sondern nahe am aufzunehmenden Ton. Und auch bei Kameraschnitten nicht den Abstand zum Ton ändern. Deshalb dienen die On-camera Mikrofone eigentlich nur als etwas besserer Referenzton zum später Synchronisieren oder eben bei Interviews mit Weitwinkel-Objektiv.
    • Es nutzt den Vorverstärker der Kamera. DSLR-Vorverstärker sind furchtbar mies, und man hört es. Um die zu umgehen gibt es drei Möglichkeiten: Entweder man nimmt in einen externen Recorder auf, oder man hat zusätzlich Mikro-Vorverstärker an die Kamera geschraubt, oder man sucht nach einem Mikrofon, dass schon einen Vorverstärker beinhaltet und ein entsprechend hochpegeliges Signal ausgibt.

    Falls Du unbedingt ein On-Camera-Mikro haben willst, dann solltest Du unbedingt das extra Geld ins investieren. Das hat einen Vorverstärker enthalten und klingt deshalb um Klassen besser, obwohl es mit einer ähnlichen Mikrofonkapsel arbeitet. Aber auch dann würde ich Dir noch empfehlen, einfach ein dazu zu holen und das Mikro irgendwie näher an die Schauspieler zu kriegen mit einer Besenstiel-Angel oder so. Ganz ehrlich: Einfach ein Handy in die Brusttasche des Schauspielers stecken und aufnehmen lassen wird vermutlich schon besser klingen als ein Rode Videomic auf der Kamera 3 Meter weit weg. Platzierung ist das absolut wichtigste im Ton!


    Was Licht angeht: Softboxen sind groß und brauchen recht viel Licht-Output. Damit wir Dir echte Empfehlungen geben können, solltest Du uns verraten:

    • ungefähres Budget
    • Was planst Du zu filmen? Nachtszenen? Aufhellung gegen die Sonne? Komplette Innenräume? Schauspieler in Innenräumen?
    • Willst Du immer mit Strom aus der Steckdose arbeiten oder auch batteriebetrieben, z.B. im Wald oder so?


    Hast Du schon eine Idee oder Preisvorstellung für ein Stativ? Wenn Du damit vornehmlich filmen willst, ist ein einigermaßen brauchbarer Fluidkopf unerlässlich.

  • Zur Beleuchtung:

    Ich plane damit eine Aufhellung in dunklen räumen und am Abend, aber nichts bei kompletter Dunkelheit. Die Beleuchtung sollte nicht mehr als 100€ kosten.


    Zum Ton:


    Was würdest du hier empfehlen, was im Bereich 150-200€ liegt?


    Zum Stativ:


    Das kann 100-150€ kosten

  • Was den Ton angeht: Da würde ich Dir tatsächlich den empfehlen. Der liegt momentan bei unter 200 Euro und hat einen enormen Vorteil gegenüber allem anderen was man für diesen Preis kriegen würde: Er ist super erweiterbar! Den Recorder an sich kann Du auf jeden Fall schon mal an eine lange Stange hängen oder nicht sichbar nahe am Schauspieler positionieren und Du kriegst mit den eingebauten Mikrofonen definitiv schon sehr guten Sound. Wenn Du dann später mal noch ein richtiges Shotgun-Mikro wie das oder auch was günstigeres oder teureres dazu kaufen willst, dann hat der Zoom entsprechende XLR-Eingänge mit Phantomspeisung und guten Vorverstärkern. Das sind zwar jetzt knapp 200 Euro Investition, aber er wird Dir viele Jahr lang dienen können und ist nicht beim nächsten Upgrade schon überflüssig.


    Der Nachteil ist natürlich, dass Du den Ton extern kriegst und nachher im Schnitt synchronisieren musst. Das ist in den meisten Programmen aber kein großes Problem. Und ganz ehrlich: Selbst wenn Du das mal nicht willst, kannst Du einfach den Audio-Ausgang des H4n mit einem langen Miniklinke-Kabel in Deine DSLR schleusen. Dann kriegst Du gute Mikrofone und einen ordentlichen Vorverstärker vor der Kamera. Du kannst den Recorder sogar für "Run and gun" Interviews oben auf die DSLR stecken, aber das würde ich wie gesagt nicht tun...


    Beim Licht ist dieser Preisbereich ein schwieriger. Richtig günstig kann man schon erstaunlich viel mit 10-Euro-Baustellenflutern machen, wenn man sie einfach von großen weißen Wänden reflektiert. Das ist aber natürlich sehr warm, sehr stromintensiv und auch ein recht hartes Licht. Wenn Du ein "alles fertig" Set haben willst, dann hab ich schon sehr Gutes über gehört. Die enthaltenen Leuchtmittel sind halt, das muss Dir klar sein, weder wahnsinnig hell noch besonders farbgetreu. Ich hab 3 von hier, die machen schon ordentlich hell. Wenn Du zwei davon und dann noch jeweils eine einfache dazu kaufst, dann landest Du bei 75 Euro, allerdings kommen da noch Versandkosten drauf. Damit kann man aber denke ich am ehesten was anfangen. Wenn Du mit "am Abend" meinst, dass Du auch draußen und ohne Steckdose arbeiten willst, dann solltest Du noch ein bisschen sparen. Da ist dieses erstaunlich gut brauchbar, mit einem entsprechenden Akku dazu. Günstigeres hab ich schon gesehen und würde es Dir nicht empfehlen...


    EDIT: Das Stativ hab ich ganz vergessen! Ich hab damals nach einigem Suchen das gekauft. Der Fluidkopf ist für sehr schwere Kameras etwas wackelig, aber für etwas leichtere wie z.B. DSLRs tut er erstaunlich guten Dienst. Das Stativ selber ist zwar auch zusammengeklappt noch recht groß und taugt deshalb nicht unbedingt als Reisestativ, es ist aber nicht so wahnsinnig schwer und auf jeden Fall stabil genug für einfache Schwenks. Vor allem aber kann man es auch ordentlich hoch schrauben, da ist bei den meisten günstigen Stativen schon unterhalb der Augenhöhe Schluß, was Videos manchmal komisch aussehen lässt. Ich hab damals noch einen dazu gekauft, um auf glatten Böden eine Art Pseudo-Dolly zu haben, aber ich weiß nicht, ob Du das brauchst. Funktioniert zwar einigermaßen, aber für wirklich saubere und glatte Fahrten müsstest Du wahrscheinlich größere und bessere Rollen kaufen.

    Einmal editiert, zuletzt von floh ()

  • Matze

    Hat das Label Stativ hinzugefügt.