Blende 1.8 und Baby-Fotos

  • Hallo zusammen,


    ich bin eigentlich vollauf zufrieden mit meiner D7500 und dem Nikon 35mm f/1.8. Warum nur eigentlich? Ich fotografiere gerne bei Offenblende und war bisher immer sehr mit den Ergebnissen zufrieden. Selbst bei f/1.8 ist das Objektiv sehr scharf.

    Seit diesem Jahr fotografiere ich aber auch öfter das Baby meines Kumpels (etwas mehr als 6 Monate alt). Und hier bin ich oftmals am Verzweifeln. Viele Bilder werden einfach unscharf, weil der Fokus daneben sitzt.

    Ich bin mir der Problematik von Offenblende und geringer Tiefenschärfe durchaus bewusst und achte besonders auf folgende Punkte:


    - Ganz genaues Fokussieren auf ein Auge

    - AF-C, falls sich das Baby doch etwas bewegt

    - Kamera sehr ruhig halten


    Trotzdem sind die Augen nicht immer scharf und die Bilder somit unbrauchbar. Man sieht auf den Fotos, dass die Schärfe gefühlt etwas vor den Augen liegt. Bei f/2.8 dann kein Problem, hier ist alles knackscharf.


    Ist das nun trotzdem ein Frontfokus? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, da andere Motive mit Offenblende super funktionieren.

    Was ist also das Problem bzw. die Herausforderung bei Säuglingen? Warum trifft der Fokus nicht immer?


    Falls jemand hier Erfahrungswerte hat, wäre ich über einen Austausch sehr dankbar. Ich möchte eigentlich gerne mehr fotografieren und mir weniger bei jedem Bild Gedanken um die Schärfe machen müssen.


    P.S. Ich würde gerne Beispiel-Bilder hochladen, aber das Kind soll nicht ins Internet. Bitte daher um Verständnis, dass wir das theoretisch diskutieren müssen.


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  • Kann schon sein, dass das ein Frontfokus ist. Das kannst du mit Stativ und Lineal relativ einfach überprüfen, es gibt Anleitungen dazu im Internet. Such mal im Menü nach "AF-Feinabstimmung", dort könntest du es dann entsprechend korrigieren (wenn du weißt ob und wie stark der Fokus abweicht).


    Ansonsten: Wie genau stellst du das mit dem Fokus an? Single Point-AF auf das Auge und der AF Punkt bleibt beim Ausschnitt-Wählen tatsächlich darauf? Ansonsten kann dir der AF-C das glaube ich eher am ehesten versauen, wenn die Schärfentiefe so gering ist und der Punkt nicht mehr genau auf dem Auge liegt. Würde da eher AF-S nehmen und versuchen den Fokus zu halten, indem ich mich / die Kamera geringfügig bewege (also um die Bewegung auszugleichen, wobei der Fokus über den optischen Sucher aber nicht so einfach einzuschätzen ist).


    (Hatte aber an meiner EOS 6D nur einen brauchbaren AF-Punkt, von daher habe ich aber auch grundsätzlich alles mit "Focus and Recompose" fotografiert. Bei der R6 nimmt mir die Kamera das in so einem Fall komplett ab mit dem eingebauten Eye-AF.)


    Grundsätzlich der Tipp, dass die Schärfentiefe auch umso kleiner wird, je näher du deinem Motiv bist. Je nachdem müsstest du eventuell zwangsläufig abblenden oder den Abstand vergrößern. Das würde vielleicht bei anderen Motiven weniger ins Gewicht fallen.

    Canon EOS R6 + RP - RF 14-35mm F4L IS USM, RF 24-70mm F2.8L IS USM, RF 70-200mm F2.8L IS USM

  • Am Motiv selbst kann es nicht liegen. Höchstens an der Bewegung des Kindes, wenn dies zusammen mit langsamer Auslösung stattfindet.


    Du kannst selbst testen, ob deine Objektiv-Kamera-Kombination einen Fehlfokus aufweist.
    Montiere die Kamera auf einem Stativ und stelle per LiveView (Kontrast-Autofokus, CDAF) auf ein flaches Objekt in der Bildmitte scharf und löse aus.
    Anschließend einal über PDAF (Phasendifferenzsensor).

    Wenn beide Bilder die Mitte unterschiedlich scharf abbilden, spricht das für einen Fehlfokus.

  • Das ist für mich ein neues Naturgesetz, das mir mein Enkel (jetzt 1,5 Jahre alt) von vornherein beigebracht hat: gute Babyfotos lassen sich nur mit dem Smartphone machen, vorzugsweise einem Iphone. Fragt nicht, ist einfach so. :)

    Canon EOS 750 D und 550D

    mit Canon 50 mm/f1,8, Canon 24 mm/f2,8, Tamron 70 - 300 mm DI IIVC; Sigma 17 - 70 mm; Tamron 18 -200 mm DI II VC

    LensAid Carbon Stativ

  • gute Babyfotos lassen sich nur mit dem Smartphone machen, vorzugsweise einem Iphone. Fragt nicht, ist einfach so.

    Das habe ich auch schon festgestellt, aber die Fotos sehen leider nur auf dem Smartphone gut aus. Die Vollansicht am PC lässt einem oft einen Schauer über den Rücken jagen.


    Aber ich kann mit Bifur mitfühlen. Ich finde es extrem schwer, meinen Sohn abzulichten. Vor allem in der Wohnung eine echte Krampfsache. Ich hatte bisher viel Ausschuss mit dem 50 mm f/1.8. Die Brennweite wirkt dabei zudem eh etwas unpraktisch. Weitwinkliger wäre das schon etwas besser. An der frischen Luft bei Sonnenschein im Grunde kein Problem. Aber irgendwie scheint die Kombination aus 50mm, Baby und Indoor ein Graus zu sein.


    Eine Lösung zu deinem Problem sehe ich hier nicht, ausser du benutzt ein Studiolicht - dann sollte das mit den Babyfotos gut klappen. Denn natürliches Licht + hohe ISO scheint Babies leider kalt zu lassen. :S


    Aber man kann dir in dieser Sache nur gut zusprechen. Zweifle weder an dir, noch an dem Objektiv oder der Kamera. Scheinbar hast du unmittelbar den Dämon der Unschärfe und der hohen ISO auf der Schulter sitzen, sobald du auch nur schon an Baby-Fotografie denkst. ^^

    Kamera

    Canon EOS R6

    Objektive

    RF 24-105 mm f/4 L IS USM - RF 50 mm f/1.8 STM

    Bitte keine PM's mehr, warum ich Wörter "falsch" schreibe. In der CH gibt es das "Eszett" nicht. Wir schreiben stattdessen ein Doppel-S. Besten Dank. :)

  • Kann schon sein, dass das ein Frontfokus ist. Das kannst du mit Stativ und Lineal relativ einfach überprüfen, es gibt Anleitungen dazu im Internet. Such mal im Menü nach "AF-Feinabstimmung", dort könntest du es dann entsprechend korrigieren (wenn du weißt ob und wie stark der Fokus abweicht).

    Damit habe ich mich schon beschäftigt und werde es auf jeden Fall auch nochmal testen. Mich wundert nur, dass es bei anderen Motive überhaupt kein Problem ist. Selbst beim Säugling wurden neulich bei Tageslicht im Freien alle Bilder perfekt. Ein Frontfokus wäre ja schon eher ein grundsätzliches Problem bei allen Bildern, oder?


    Ansonsten: Wie genau stellst du das mit dem Fokus an? Single Point-AF auf das Auge und der AF Punkt bleibt beim Ausschnitt-Wählen tatsächlich darauf? Ansonsten kann dir der AF-C das glaube ich eher am ehesten versauen, wenn die Schärfentiefe so gering ist und der Punkt nicht mehr genau auf dem Auge liegt.

    Ja genau so, ich achte penibel darauf, dass der (Single) AF-Punkt auch auf dem Auge bleibt. AF-C nahm ich mal in der Hoffnung, dass es dadurch besser wird, weil ich den Ausschuss auch in AF-Single habe.


    (Hatte aber an meiner EOS 6D nur einen brauchbaren AF-Punkt, von daher habe ich aber auch grundsätzlich alles mit "Focus and Recompose" fotografiert. Bei der R6 nimmt mir die Kamera das in so einem Fall komplett ab mit dem eingebauten Eye-AF.)

    Für mich einer der größten Vorteile der Spiegellosen... Wenn das mit dem Eye-AF wirklich so gut funktioniert, dann ist man eine Sorge weniger und kann sicher mehr aufs Bild konzentrieren.

    Eye-AF wird vermutlich meist in Kombination mit kontinuierlichem Fokus verwendet, oder?

    Grundsätzlich der Tipp, dass die Schärfentiefe auch umso kleiner wird, je näher du deinem Motiv bist. Je nachdem müsstest du eventuell zwangsläufig abblenden oder den Abstand vergrößern. Das würde vielleicht bei anderen Motiven weniger ins Gewicht fallen.

    War auch schon meine Vermutung. So aus knapp 1 Meter ist die Schärfentiefe natürlich extrem gering. Ich behelfe mir mit Abblenden auf f/2.8, da ist die Trefferrate dann bei 100 %.

    Das ist für mich ein neues Naturgesetz, das mir mein Enkel (jetzt 1,5 Jahre alt) von vornherein beigebracht hat: gute Babyfotos lassen sich nur mit dem Smartphone machen, vorzugsweise einem Iphone. Fragt nicht, ist einfach so. :)

    Auf den ersten Blick, ja, aber wie Dein Nachredner schon sagt: So lange die Bilder nie das Smartphone verlassen, kein Problem, aber dann wirds gruselig. Zumindest bin ich mittlerweile einfach von "richtigen" Kameras verwöhnt.

    Ich finde es extrem schwer, meinen Sohn abzulichten. Vor allem in der Wohnung eine echte Krampfsache. Ich hatte bisher viel Ausschuss mit dem 50 mm f/1.8. Die Brennweite wirkt dabei zudem eh etwas unpraktisch. Weitwinkliger wäre das schon etwas besser. An der frischen Luft bei Sonnenschein im Grunde kein Problem. Aber irgendwie scheint die Kombination aus 50mm, Baby und Indoor ein Graus zu sein.


    Eine Lösung zu deinem Problem sehe ich hier nicht, ausser du benutzt ein Studiolicht - dann sollte das mit den Babyfotos gut klappen. Denn natürliches Licht + hohe ISO scheint Babies leider kalt zu lassen. :S

    Danke für den Input, sehr interessant. Hast Du das Problem trotz Eye-AF, mit der EOS-R? Ich hatte in der letzten Zeit DLSMs etwas verherrlicht, weil ich dachte mit Eye-AF und AF direkt auf dem Sensor kanns eigentlich gar nicht mehr unscharf werden.

    Generell beobachte ich ähnliches, gerade Indoor ist es bei Offenblende wirklich teilweise ein Glücksspiel. Am Anfang war meine Vermutung, dass der AF noch nicht genug Kontraste im Gesicht findet, um vernünftig scharf zu stellen. Aber so langsam gilt dieses Argument auch nicht mehr. Und auch der geringe Aufnahmeabstand ist natürlich eine Herausforderung, sollte aber auch nicht unmöglich sein, wenn sich Kind und Fotograf nicht bewegen.

    Aber man kann dir in dieser Sache nur gut zusprechen. Zweifle weder an dir, noch an dem Objektiv oder der Kamera. Scheinbar hast du unmittelbar den Dämon der Unschärfe und der hohen ISO auf der Schulter sitzen, sobald du auch nur schon an Baby-Fotografie denkst. ^^

    Hahaha, tut gut zu sehen, dass es nicht nur mir so geht :) :thumbup:

  • Für mich einer der größten Vorteile der Spiegellosen... Wenn das mit dem Eye-AF wirklich so gut funktioniert, dann ist man eine Sorge weniger und kann sicher mehr aufs Bild konzentrieren.
    Ich hatte in der letzten Zeit DLSMs etwas verherrlicht, weil ich dachte mit Eye-AF und AF direkt auf dem Sensor kanns eigentlich gar nicht mehr unscharf werden.

    Am Anfang war meine Vermutung, dass der AF noch nicht genug Kontraste im Gesicht findet, um vernünftig scharf zu stellen. Aber so langsam gilt dieses Argument auch nicht mehr.

    Augenerkennung ist kein Vorteil der Spiegellosen!
    DSLR-Kameras unterstützen das im PDAF schon seit der Nikon D750:

    1. Fast alle neuen FF-DSLR-Kameras von Nikon (D5, D6, D500, D750, D810, D850) haben 3D-Tracking Face-Detection im PDAF-Betrieb über den Belichtungssensor. Das ist inzwischen kein Argument mehr für eine MILC.

      Die Nikon D750 ist mit Objektiv günstiger als die Z5.
      heise.de/preisvergleich/?cmp=1607462&cmp=2336175
      neocamera.com/camera_compare.php?model[]=736&model[]=1022&compare=

    Einmal editiert, zuletzt von angerdan ()

  • Bifur Zum Eye-AF: Der funktioniert in allen Fokusmodi und sogar bei Tieren sehr zuverlässig. Außer wenn ich etwas in Bewegung (Sport, Tiere) fotografiere nutze ich auch an der R6 vorzugsweise AF-S bzw. "One-Shot AF", wie er bei Canon heißt. Da unmittelbar vor dem Auslösen fokussiert wird, dürfte das in deinem Fall nicht kritisch sein. Also man muss den Fokus ja nicht überprüfen oder ähnliches, sondern kann den Auslöser einfach durchdrücken. Das wären praktisch Millisekunden in denen dazwischen noch eine Bewegung passieren könnte.


    Bezüglich Front-Fokus: Genau, das würde alle Fotos betreffen, aber je nachdem wie groß die Schärfentiefe ist, nicht unbedingt problematisch sein. Die Schärfentiefe umfasst ja einen Bereich vor und hinter der Fokusebene. Also solange der Fehlfokus in dem Bereich liegt, merkt man das nicht unbedingt, gerade bei größerer Blende und/oder kleinerem Abstand zum Motiv aber am ehesten.


    Hast du inzwischen überprüfen können, ob ein Front-Fokus besteht?


    Die eingangs von angerdan beschriebene Testmethode ist auch gut für den Anfang. Die angesprochenen Guides fügen im Prinzip auch nur noch ein Test-Chart mit Lineal (oder hier die Anleitung von Nikon) hinzu, um die Abweichung messbar zu machen. Das ist dann vor allem hinsichtlich der Korrektur hilfreich.

    Canon EOS R6 + RP - RF 14-35mm F4L IS USM, RF 24-70mm F2.8L IS USM, RF 70-200mm F2.8L IS USM

  • Sorry für die späte Antwort, bin erst jetzt dazu gekommen, mal einen kleinen Test auszuführen. Ich habe mal die von angerdan empfohlene Methode gewählt. Bild 1 über LiveView, Bild 2 über den Sucher. Blende 1.8, Abstand ca. 50 - 60 cm, Selbstauslöser vom Stativ.


    Für mein Empfinden liegt hier schon ein leichter Frontfokus vor. Was meint ihr?


    Werde heute Abend mal eine Korrektur versuchen, sowie auch noch den Traumflieger-Test ausprobieren.

  • Für mein Empfinden liegt hier schon ein leichter Frontfokus vor. Was meint ihr?

    Der Fokus wird üblicherweise in 1:1 Ansicht verglichen, deine Bilder sind aber herunterskaliert.

    Zudem wäre es wichtig zu wissen, ob du bei allen Bildern einheitlich den zentralen AF-Punkt manuell ausgewählt hast.

  • Ah sorry, das wusste ich nicht. Wie kann ich denn 1:1 aus Lightroom exportieren und die Dateibeschränkungen hier einhalten?

    Zudem wäre es wichtig zu wissen, ob du bei allen Bildern einheitlich den zentralen AF-Punkt manuell ausgewählt hast.

    Ja, immer manuell den mittleren ausgewählt und vor jeder Aufnahme unscharf gestellt und wieder neu fokussieren lassen.

  • Ah sorry, das wusste ich nicht. Wie kann ich denn 1:1 aus Lightroom exportieren und die Dateibeschränkungen hier einhalten?

    Mittels eines Ausschnitts des Bereichs, in dem der Fokuspunkt sitzt.

  • Ich habe nun die Bilder im ursprünglichen Beitrag durch unskalierte Ausschnitte des fokussierten Bereichs ersetzt...


    Hallo zusammen,

    hier nun doch die Bilder meines Tests heute. Jeweils a) Kontrast-AF, b) Phasen-AF ohne Korrektur, c) Phasen-AF mit Korrektur.


    Bei der Gitarre sieht man den Unterschied sehr deutlich, finde ich. Wohingegen beim Testchart nur ein minimaler Unterschied zu erkennen ist. Da sehen die Beispiel im Netz oft viel krasser aus. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das in meinem Fall so viel ausmacht. Auf der anderen Seite ist so ein Babygesicht ja auch nicht sehr groß, da entscheidet vielleicht jeder Millimeter, zumindest bei Offenblend.


    Auf jeden Fall bin ich gespannt, ob sich das Verhalten in der Praxis mit dem Korrekturwert (ich habe +10 eingestellt) nun bessert.

  • Tatsächlich ist es viel besser geworden. Ich bin nach wie vor vorsichtig mit 1.8 (irgendwie habe ich das Gefühl die D7500 ist da sensibler als meine alte D3300, auch wenn es eigentlich nicht sein kann). Aber seit der Kalibrierung sitzt der Fokus bei den meisten Bildern dort wo er soll. Beim Rest liegt’s vermutlich eher an der unruhigen Hand oder dem unruhigen Kind.