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Smarter, schneller, größer - die Trends der IFA 2014 im Überblick

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Man mag es als Medienvertreter schon fast vergessen haben, aber vor nicht einmal 10 Jahren konnte man ganze Messen bestreiten, ohne auch nur einmal über den Begriff "Smart" zu stolpern. 2014 ist nun so langsam alles smart: Telefone, Tablets, Fernseher, Uhren, Autos - ja sogar ganze Häuser sollen ganz im Sinne des Web 3.0 (auch Internet der Dinge genannt) untereinander kommunizieren können. Wohin die Reise gehen könnte, zeigt die gfu auf dem Innovations Media Briefing 2014 in Berlin.

IFA IMB 2014: Die Moderatorin Judith Rakers und Hans-Joachim Kamp, Vorsitzender des Aufsichtsrats der gfu, im GesprächFür die IFA als klassische Unterhaltungselektronik-Messe stehen Smart-TVs natürlich weiterhin im Fokus, dass alte Grenzen zwischen brauner und weißer Ware aber langsam verschwinden beweist nicht zuletzt die seit Jahren größte Änderung der Messe deutlich: Die strikte Trennung der Hallen wird aufgehoben, Multi-Konzerne wie Samsung können/dürfen nun in einer Halle alles von der kleinen Smartwatch bis zum Kühlschrank mit Internetanbindung präsentieren. Doch wer sieht überhaupt noch bei dem ganzen Namenschaos, neuen Produktkategorien und Standards durch?

Eine Minderheit, wenn auch eine wachsende - so könnte man das Ergebnis der neusten gfu-Studie wohl am ehesten beschreiben. Auch 2014 wissen gerade einmal 10 Prozent der Deutschen etwas mit Begriffen wie UHDTV oder Curved TV anzufangen, nur Video-on-Demand kommt als Schlagwort auf überraschend gute 34 Prozent. So verwundert es auch nicht, dass bei Smart-TVs Video-on-Demand-Dienste (Mediatheken, Video-Streaming, YouTube, etc.) die mit Abstand am häufigsten genutzte Funktion, abseits des klassischen (linearen) Fernsehens, geworden sind.

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Zumindest sofern der Smart-TV denn überhaupt mit dem Internet verbunden ist. 1/3 der deutschen Haushalte besitzen nach den Ergebnissen der Studie bereits einen internetfähigen Fernseher als Hauptgerät, doch viele davon sind weiterhin nicht angeschlossen. Über 50 Prozent wollen die Funktionen schlichtweg nicht nutzen, was wohl insbesondere der weiterhin eingeschränkten Nutzbarkeit mit der Fernbedienung geschuldet ist, gut ein Viertel der Befragten hat zudem Bedenken zu seiner Privatsphäre. Damit sticht Deutschland abermals massiv aus der Masse der europäischen Staaten hervor: Österreicher und Schweizer kommen beim Thema Privatsphäre gerade einmal auf 7 respektive 6 Prozent.

Innovationen zählen, Fußball ist unwichtig 

Trotz alledem verkaufen sich Fernseher ausgezeichnet und werden sich, aller Voraussicht nach, auf ein Niveau von etwa 7,5 Millionen Stück im Jahr einpendeln. Das Rekordjahr 2012 mit beinahe 10 Millionen Einheiten wird man auf absehbare Zeite nicht mehr erreichen, die höheren durchschnittlichen Verkaufspreise (ASP) könnten jedoch kurzzeitig durch UHDTV-Geräte ansteigen, wenn auch Modelle wie der [[ASIN:B00ECQ5ER2|Hisense LTDN50XT880]] die Preise bereits massiv gedrückt haben. Interessante Randnotiz: Großereignisse wie die Fußball WM 2014 verschieben lediglich saisonal die Käufe, im Jahresmittel sind sie vollkommen unbedeutend.IFA IMB 2014: Die schönste Nebensache der Welt? Viel mehr scheint Fußball auch bei Fernsehverkäufen nicht zu sein. Neben UHDTV, OLED, Curved und allem was mit Fernsehern zu tun hat, werden auch Heimkino- und Smartphone-Zubehör weiterhin einen starken Aufwärtstrend erleben. Dabei geht ein Trend munter weiter: Immer weniger Geräte übernehmen immer mehr Funktionen. Smartphones haben bei den meisten Nutzern bereits MP3-Player und portable Spielekonsolen (Stichwort: Gameboy) ersetzt, durch integrierte Festplatten, DLNA, USB-Anschlüsse und Video-on-Demand-Angebote könnten neue Fernseher bald sogar Blu-ray-Player als Zuspielmedium weitestgehend ablösen, auch wenn UHDTV in Kombination mit bandbreitenbeschränkten DSL-Tarifen sowie ein schleppender Ausbau von schnellem Internet im ländlichen Raum einen echten Umschwung in den nächsten Jahren wohl verhindern werden.

Mit dem Smart Car ins Smart Home

Dementsprechend viel Bewegung ist im Markt für Unterhaltungselektronik gekommen: Wer zu lange an einer Produktkategorie festhält, der läuft Gefahr unterzugehen. Nokia sucht nach dem Verkauf von großen Teilen des alten Kerngeschäfts (Mobiltelefone) an Microsoft sein Heil in Navigationssystemen - genauer der Bereitstellung von Kartenmaterial, Echtzeitdaten und vielem mehr. Aber auch das Auto will man weitaus smarter machen und enger mit den Begleitern Hosen- und Aktentasche verbinden. Die große Herausforderung sehen wir jedoch in den stark unterschiedlichen Entwicklungs- und Kaufzyklen von Autos auf der einen und Smartphones, Tablets und Co. auf der anderen Seite.IFA IMB 2014: Auch Nokia erfindet sich neu uns expandiert stark in die Bereiche Smart Car und Navigationssysteme Wer sich 2014 ein neues Auto kauft, der dürfte sein altes mit hoher Wahrscheinlichkeit erworben haben, als Handys primär nur telefonieren konnten und, wenn überhaupt, immer kleinere Tasten und Kameras langsam zum Trend wurden. Erschwerend hinzu kommt der Fakt, dass Autos als komplexe Systeme Entwicklungszeiträume aufweisen, die bei einem Smartphone oder Tablet problemlos vom Entwicklungsstart bis zur Lagerräumung reichen. Diese Zyklen zu koordinieren dürfte für alle Beteiligten ein echter Kraftakt werden.

Ähnlich große Baustellen gibt es auch beim Smart Home: Neben der auch hier sehr unterschiedlichen Lebensdauer von Waschmaschine, Kühlschrank, Herd und Co. fehlt es derzeit noch an einheitlichen Schnittstellen und Standards zur Kommunikation. Bisherige Ansätze sind bestenfalls Insellösungen. Auch ist noch nicht klar, welche Funktionen sich schlussendlich durchsetzen werden. Themenkomplexe wie ein intelligenter Stromzähler oder intelligente Beleuchtung scheinen nach ersten Umfragen (derzeit) im Fokus zu stehen. Der selbst nachbestellende Kühlschrank oder die aus der Ferne einschaltbare Waschmaschine scheinen vielen Menschen hingegen noch zu suspekt zu sein. Wer kann es ihnen verübeln?