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IFA 2019 Ausblick – Innovation, Start-Ups und Industriestandards

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In weniger als einem Monat, am 6. September, öffnet die Internationale Funkausstellung in Berlin wieder ihre Tore. Die IFA gibt es seit nunmehr 95 Jahren, ist damit eine der ältesten Technik-Messen der Welt und hat es, mit einer Mischung aus glücklichen Entscheidungen und harter Arbeit, geschafft über die Jahre relevant zu bleiben.

IFA Innovations Media Briefing (IMB) 2013

Während beispielsweise die CeBIT als andere deutsche Traditionsmesse keinen Fuß im Mobilfunk-Sektor fassen konnte (oder wollte) und schlussendlich Jahr für Jahr immer mehr Hallen leer blieben, ist die IFA seit Jahren ausgebucht. Als Glücksgriff erwies sich rückblickend eine Entscheidung, die anfangs kritisch beäugt wurde: Erst seit 2008 "dürfen" auch Haushaltsgeräte auf die Messe.

Smart Home – die vernetzte Inselwelt

Was 2008 noch als Rettungsanker für mehr Aussteller und damit verkaufte Hallen gesehen werden konnte, ist elf Jahre später die Basis dafür, dass die IFA das Smart Home in voller Breite präsentieren kann. Elektronik-Giganten wie LG und Samsung zeigen in einer Halle vom vernetzten Kühlschrank und Staubsaugroboter bis hin zum OLED-TV ihre Produktpalette, Philips, Osram und Co. vernetzen das Licht der ganzen Wohnung und Start-Ups können mit intelligenten Türschlössern und Gesten-gesteuerten Lichtschaltern aufwarten.

Das Problem: Es mangelt an vielen Ecken noch an herstellerübergreifenden Standards. Während sich bei der Beleuchtung immerhin ZigBee als Quasi-Standard durchgesetzt hat (Philips, Osram, Ikea u.v.m.) und viele Smart-Home-Geräte auch via Sprache mit Amazon Alexa oder dem Google Assistant gesteuert werden können, ist der Rest zwar oft mit dem Internet oder zumindest lokal via WiFi verbunden, aber eben nicht untereinander.

Auf dem SmartTV startet ein Spielfilm, die Beleuchtung dimmt sich in den Kino-Modus und die Jalousien fahren herunter – sofern ein Lichtsensor noch Tageslicht meldet? Nicht unmöglich, aktuell aber nur für Bastler beziehungsweise als Komplettinstallation machbar.

Einen Art Zwischenschritt macht Samsung zur IFA: Im September kommt der SmartThings Hub V3 nach Deutschland, der neben praktisch allen neuen und zum Teil bereits vorhandenen Samsung-Geräten auch mit diversen anderen Smart-Home-Produkten via ZigBee 3.0, Z-Wave und Bluetooth LE kommuniziert. Zwar ist auch dies kein offener Standard, aber immerhin werden etliche Insellösungen nun in einer App zusammengeführt.

HbbTV Operator App

Das wohl am weitesten verbreitete Smart-Home-Gerät in deutschen Wohnzimmern dürfte mit Abstand der SmartTV sein. Panasonic und Samsung bringen derzeit die ersten Fernseher mit Unterstützung für die HbbTV Operator App in den Handel. HbbTV allein gehört seit vielen Jahren zur Standardausstattung vieler SmartTVs, wird von praktisch allen TV-Sendern in Deutschland unterstützt und verbindet das lineare Fernsehprogramm mit Online-Inhalten der entsprechenden Sender – wie Mediatheken, Pay-TV-Erweiterungen oder elektronische Programmführer (EPG).

Die HbbTV OpApp muss vom Betreiber bereitgestellt werden, also beispielsweise HD+, Kabel Deutschland oder der Telekom (MagentaTV). HD+ ist der erste Anbieter und nutzt gleich mehrere neue Möglichkeiten. So wird die Set-Top-Box respektive das CI+ Modul im Fernseher nun direkt im Menü des Fernsehers umgesetzt. Die App bündelt anschließend die bisher isolierten HbbTV-Angebote der einzelnen Sender und ermöglicht beispielsweise eine Senderübergreifende Suche in Mediatheken und Live-Programmen.

HbbTV Operator App von HD+ [Bildmaterial: Panasonic, bearbeitet]

Wer Abends zum Beispiel Lust auf ein Drama hat oder nicht mehr weiß, auf welchem Sender die spannende Neuseeland-Doku lief, muss nun nur noch einmal suchen. Sollte man einmal 15 Minuten zu spät kommen, können auch noch laufende Sendungen bereits in der Mediathek bei Minute 0 gestartet werden – sofern vom Sender angeboten. Aber auch qualitativ ergeben sich Vorteile: Schaut man beispielsweise gerade die Formel 1 auf RTL HD und könnte das Rennen mit dem bestehenden Abo auch in 4K HDR verfolgen, zeigt der Fernseher automatisch eine entsprechende Meldung an und wechselt mit einem Klick in die 4K-Ausstrahlung.

Der Clou: Da die App vom TV-Betreiber und nicht vom Fernseherhersteller bereitgestellt wird, ist die Benutzeroberfläche auf allen Fernsehern mit Unterstützung für HbbTV Operator App identisch.