Nach zweijähriger, Corona-bedingter Pause kehr auch bei der Internationalen Funkausstellung IFA in Berlin etwas Normalität ein. Knapp anderthalb Monate vor Messestart laden Messe Berlin und gfu zum alljährlichen Innovations Media Briefing, in dem vorab wichtige Trends und auch Marktanalysen vorgestellt werden.
Wie viel darf Nachhaltigkeit kosten?
Den Auftakt der gfu Insight & Trends machen Dr. Martin Schulte und Dr. Sara Warneke mit einer interessanten wie zugleich schwierigen Studie über das Thema Nachhaltigkeit und soziale Aspekte beim Kaufverhalten von Elektrogeräten.
So ist die Studie bereits im Grundsatz rein theoretischer Natur, in der Verbraucher:innen eine Selbsteinschätzung abgeben, anstatt das reale Kaufverhalten zu untersuchen. So sagen beispielsweise 63 % der Befragten, dass Sie einen nachhaltigen Lebensstil pflegen. Wissenschaftliche Untersuchungen kommen hierzu regemäßig zu gänzlich anderen Urteilen, insbesondere wenn Lieferketten und Produktion im Ausland einberechnet werden. So hat Deutschland dieses Jahr bereits zum 4. Mai seinen Ressourcenanteil für das ganze Jahr verbraucht, wenn man einen nachhaltigen Ressourcenumgang voraussetzt. Der sogenannte Erdüberlastungstag.
Dennoch realistisch erscheint, dass 36 % der Befragten angaben, für eine um zwei Stufen höhere Energieeffizienzklasse mehr Geld beim nächsten Kauf auszugeben. Auch für eine bessere Reparierbarkeit würden immerhin noch grob ein Viertel (23 %) einen höheren Preis akzeptieren. Beide Punkte fallen jedoch auch in die Kategorie „finanzieller Vorteil“ durch geringere Stromkosten und längere Laufzeit.
Kaum Bereitschaft zu höheren preisen gibt es beim Thema Sozialstandards in der Produktion, hier setzen die meisten Menschen in Deutschland dies schlichtweg voraus.
Schwierig wird die Umfrage bei demographischen Unterschieden: So war in der Umfrage die Bereitschaft für höhere Energieeffizienz mehr Geld auszugeben in der Gruppe über 35 Jahren mit 53 zu 37 Prozent signifikant höher. Wie viel hier auf eine ggf. realistischere Selbsteinschätzung oder Einkommensverhältnisse zurückgeht, lässt die Studie weitestgehend im Dunkeln. Zwar wurde auch nach Einkommen unterschieden, jedoch differenziert nach 3.000 € Nettoeinkommen pro Monat und damit kaum repräsentativ für viele junge Menschen.
Einfacher zu deuten: Unterschätzt werden die Einsparpotentiale durch effizientere Elektrogeräte, insbesondere bei Kühlschränken gibt es eine große Diskrepanz zwischen messbarer und vermuteter Einsparung.
Erfreulich hoch ist das Interesse am Kauf gebrauchter oder generalüberholter Elektrogeräte, vor allem bei Smartphones gibt es hierzu bereits auch viel Erfahrung unter den Befragten.
Mieten statt kaufen?
Bosch und Siemens Hausgeräte (BSH) bietet mit BlueMovement seit einiger Zeit ein Mietmodell für weiße Ware an. Für einen monatlichen Betrag lassen sich Kühlschränke, Waschmaschinen und vieles mehr mieten, auch mit kleinen Rabatten aufgearbeitete Gebrauchtgeräte.
Das Problem: Die Preise erscheinen auf den ersten Blick zu hoch. So kostet der Bosch-Kühlschrank Serie 4 KGV36VLEA monatlich 16,99 €, während er im Handel ab 469 € zu kaufen ist. Nach nur 2,3 Jahren ist der Mietpreis so bereits teurer als ein Kauf.