Dass Sigma in den Bereich „Vollformat-Kamera“ vorstößt, ist seit der offiziellen Bekanntgabe entsprechender Pläne auf der photokina 2018 kein Geheimnis mehr – genauso wenig wie die Wahl des L-Bajonetts im Verbund mit Leica und Panasonic. Überraschend ist die Nutzung eines klassischen Bayer-Sensors und professionelle Optionen für Filmer.
Neu ist der Videomarkt für Sigma keineswegs, hat man doch seit 2016 ein umfangreiches Angebot an professionellen Cine-Objektiven aufgebaut. In das, inklusive Akku und Speicherkarte, nur 422 Gramm leichte Gehäuse packt Sigma einen BSI-CMOS-Vollformatsensor mit 24 Megapixeln Auflösung. Die Abkehr von der hauseigenen Foveon-Sensortechnologie für die fp ist angesichts des Fokus auf Videoaufnahmen verständlich, waren Foveon-Sensoren bisher weder für ein besonders gutes Rauschverhalten noch eine hohe Geschwindigkeit bekannt.
Sigmas Ansatz, eine möglichst kompakte und trotzdem flexible Vollformatkamera zu entwickeln, mündet in einem Prinzip, wie man es beispielsweise von RED kennt: Über Zubehörmodule kann die Sigma fp erweitert werden, sei es um einen Blitzschuh (Standardlieferumfang), Sucher oder verschieden große Handgriffe. Dabei verzichtet Sigma auf die ein oder andere, lukrative Möglichkeit überteuertes Zubehör zu verkaufen. So lassen sich Videos sowohl auf externen Rekordern, intern auf SD-Speicherkarten (UHS-II-Unterstützung) oder auf eine via USB-C angeschlossene SSD aufzeichnen. Alternativ und womöglich für Streamer spannend, kann die Sigma fp sogar direkt mit dem PC verbunden werden und als „High-End-Webcam“ dienen.
Nicht weniger spannend sind die Aufnahmeformate: Neben Full HD mit bis zu 120 Bilder/s können auch 4K-Videos mit 24 bis 30 Bilder/s aufgezeichnet werden. Zum klassischen H.264 gesellt sich ferner CinemaDNG mit 8-12 bit Farbtiefe. Derzeit gibt es noch eine Diskrepanz zwischen Pressemitteilung und Datenblatt, die CinemaDNG einmal explizit auch zur internen oder nur externen Aufzeichnung vorsieht. Wir erwarten in Kürze eine Antwort von Sigma zur Klärung und werden den Artikel entsprechend aktualisieren.
Höchstens als Zweitkamera für Fotografen
Fotografieren kann die Sigma fp natürlich auch, mit bis zu 18 Bilder/s dank elektronischem Verschluss sogar sehr flott. Jedoch fallen schnell deutliche Kompromisse auf. So werden die 18 Bilder/s laut Datenblatt für gerade einmal 12 Bilder am Stück gehalten – danach müssen Praxistests zeigen, wie schnell der Controller die Bilddaten auf die SD-Speicherkarte schreiben kann.
Auch die Einstellmöglichkeiten an der Kamera sind begrenzt, will man nicht sofort ins Menü wechseln: Ein Einstellrad auf der Oberseite, eines auf der Rückseite – das war es an auf den ersten Blick sichtbaren Bedienelementen für Fotografen. Und natürlich leidet erfahrungsgemäß auch die Handhabbarkeit in Kombination mit großen Objektiven, je kleiner das Kameragehäuse ausfällt.
Erstes Fazit, Veröffentlichung und Preis
Die Sigma fp probiert zwar auch Fotografen abzuholen, viel mehr als eine Art „Zweitnutzung“ erscheint uns jedoch wenig sinnvoll. Mit hoher Wahrscheinlichkeit arbeitet Sigma weiterhin an einer Foveon-Vollformat-Kamera, die dann auch eher Fotografen adressiert. Für Filmer ist die Sigma fp hingegen eine spannende, da kompakte und mit CinemaDNG sogar RAW-taugliche Option.
Derzeit sind weder Preis noch Veröffentlichungszeitraum bekannt, vereinzelt wird jedoch von „Herbst 2019“ gesprochen.
Spezifikationen
Nikon Z6 | Sony Alpha 7 III | Sigma fp | |
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Bildsensor | Vollformat BSI-CMOS (36 x 24 mm) | ||
Auflösung | 24,3 MP (6.048 x 4.024) | 24 MP (6.000 x 4.000) | |
Bildstabilisator | Sensor, 5-Achsen (5,0 EV) | - | |
Bildprozessor | EXPEED 6 | BIONZ X + Front-End LSI | ? |
Autofokus | Hybrid-AF (273 Phasen-AF, Kontrast-AF) |
Hybrid-AF (693 Phasen-AF, 425 Kontrast-AF) |
Kontrast-AF (49 Felder) |
Video-AF | Ja, Hybrid-AF | ? | |
AF-Arbeitsbereich | LW -2 bis 19 | LW -3 bis 20 | LW -5 bis 18 |
ISO-Bereich | 100 - 51.200 | 50 - 204.800 | 6 - 102.400 |
Sucher | OLED-Sucher 3,7 Mio. Pixel Vergrößerung: 0,8-fach |
OLED-Sucher 2,4 Mio. Pixel Vergrößerung: 0,78-fach |
optional (LVF-11) |
Display | 3,2" Touch-LCD (2,1 Mio Pixel) kippbar (170°) |
3" Touch-LCD (0,9 Mio Pixel) kippbar (107°) |
3,2" Touch-LCD (2,1 Mio Pixel) |
Serienbild | 9 Bilder/s 12 Bilder/s (12-bit NEF) |
10 Bilder/s (89 RAW) | 18 Bilder/s (12 RAW) |
Video | 4K UHD (2160p30/25/24) Full HD (1080p120/100/60/50/30/25/24) |
||
Anschlüsse | USB-C, HDMI (Typ C), Mikrofon, Kopfhörer | USB-C 3.0, micro-HDMI (Typ D), Mikrofon, Kopfhörer | USB-C 3.0, micro-HDMI (Typ D), Mikrofon |
Speicherkarte | XQD 2.0 | SD/SDHC/SDXC (UHS-II) SD/SDHC/SDXC (UHS-I) |
SD/SDHC/SDXC (UHS-II) SSD (USB 3.0) |
WiFi / GPS | Dual-Band-WiFi / - Bluetooth 4.2 LE |
Ja (NFC) / - Bluetooth 4.1 |
- / - |
Akku | EN-EL15b | NP-FZ100 (16,4 Wh) | BP-51 |
Abmaße | 134 x 101 x 67 mm | 127 x 96 x 74 mm | 112 x 70 x 45 mm |
Gewicht | 675 g | 650 g | 422 g |
UVP | 2.449 EUR (inkl. Adapter) | 2.299 Euro | ? |