Schon bei Einführung der ersten Canon EOS R im Jahr 2018 stellte sich die Frage: Was passiert im APS-C-Segment? Zwar hatte und hat Canon hier ein spiegelloses Angebot mit seinen EOS-M-Kameras, sogar schon deutlich länger als im Vollformat, jedoch ist das EF-M-Bajonett schlichtweg zu klein für Vollformatkameras, weshalb das EOS-R-System ein abermals neues Bajonett erhielt. Zwei Objektivsysteme auf Dauer parallel zu betreiben erschien wenig sinnvoll, kommt nun das Ende von EOS M?
So viel direkt vorweg: In nächster Zeit nicht. Vor allem die M50-Reihe als auch die M200 verkaufen sich laut Canon und Aussagen aus dem Handel bestens, weshalb es für Canon keine Notwendigkeit gibt hier künstlich den Rotstift anzusetzen. Bezüglich Neuentwicklungen hielt man sich aber ebenfalls zurück, sodass das EOS-M-System ein ähnlich subtiles Ende wie Sonys DSLT-Familie erleiden dürfte.
Zwei Kameras, zwei Objektive
Zurück zum EOS-R-Ökosystem: Zum Start legt Canon gleich zwei Kameras und zwei Objektive mit APS-C-Spezifikationen auf. Bei den Objektiven gibt es, wenig verwunderlich, zwei klassische Kit-Objektive: Das RF-S 18-45 mm f/4.5-6.3 IS STM bringt gerade einmal 130 g auf die Waage, stellt aber wohl auch einen Negativrekord in Sachen Lichtstärke auf. Das 18-150 mm f/3.5-6.3 IS STM geht derweil als klassisches Reise-Zoom durch.
Beide Objektive besitzen eine optische Bildstabilisierung, die allein 4 respektive 4,5 EV Kompensation verspricht und in Kombination mit der Sensorstabilisierung der EOS R7 sogar bis zu 7 EV längere Belichtungszeiten im Dual-IS bieten sollen. Für erweiterte Makrofähigkeiten steht bei beiden Objektiven zudem eine manuelle Fokussierung mit "Center Fokus" bereit, bei der die Bildschärfe am Rand einem größeren Abbildungsmaßstab geopfert wird. Im Falle des 18-150 mm ist so beispielsweise eine Naheinstellgrenze von nur 12 statt 17 cm (mit Autofokus) möglich.
Das Canon RF-S 18-45 mm f/4.5-6.3 IS STM soll ab Juli zur UVP von 349 € verfügbar sein, das RF-S 18-150 mm f/3.5-6.3 IS STM bereits ab Juni für 549 € (Kit-Preise siehe unten).
Canon EOS R7
Das Flaggschiff wird die Canon EOS R7 die, wenig überraschend, die DSLM-Nachfolge der auch im Profisegment beliebten Canon EOS 7D (Mark II) antritt. Im Inneren kommt der aus der EOS R3 bekannte Bildprozessor DIGIC X zum Einsatz, weshalb die EOS R7 praktisch sämtliche Profi-Autofokus-Funktionen des 6.000-Euro-Flaggschiffs im Vollformat erbt, bis hin zur Helmerkennung im Rennsport.
Als Bildsensor kommt laut Canon ein "neu entwickelter", wohl aber eher verbesserter Sensor mit 32-Megapixeln zum Einsatz. Die Auflösung ist identisch zur Canon EOS 90D, jedoch will Canon die Anordnung der Mikrolinsen, Verdrahtung und Auslesegeschwindigkeit optimiert haben. Vor allem letztere Änderung erscheint nachvollziehbar, da nun auch 4K-Videoaufnahmen mit bis zu 60 Bilder/s ohne Crop möglich sind (samt HDR PQ und C-Log in 10 bit 4:2:2), sowie Serienbildaufnahmen mit 30 Bilder/s in voller Auflösung, Qualität (RAW) samt Autofokus-Nachführung und Belichtungsmessung.
Erfreulich für langjährige Canon-Nutzer:innen: Auch beim Akku gibt es keine Änderungen mit dem LP-E6, genauer der aktuellen Generation LP-E6NH. Neu hingegen ist ein Teil des Bedienkonzepts. So setzt Canon auf einen Kameraseitigen AF/MF-Umschalter – die RF-S-Objektive kommen folglich ohne entsprechenden Schalter daher. Bei RF-Objektiven mit AF/MF-Schalter hat das Objektiv die Oberhand und überschreibt die Einstellung an der Kamera. Das rückseitige Einstellrad umkreist nun den AF-Joystick statt dem Steuerkreuz, was im ersten Test deutlich eher zu gefallen weiß als das Touchbar-Experiment der EOS R.
Ebenfalls spannend: Der integrierte Bildstabilisator kann nun auch Fotos und Videos in der Waage halten, um einen geraden Horizont zu erreichen. Der Rest ist weitgehend Standardkost: Mikrofon und Kopfhörer lassen sich anschließen, genauso wie Powerbanks und Ladegeräte mit USB-C Power Delivery. Der Sucher bekommt magere 2,4 Megapixel spendiert, dafür immerhin eine OVF-Simulation. Das Magnesiumgehäuse ist Staub- und Spritzwassergeschützt, wenn auch nicht auf dem Niveau der EOS 7D Mark II.
Canon EOS R10
Die Canon EOS R10 teilt sich die meisten Eigenschaften mit der EOS R7, unter anderem den sehr guten Autofokus aus der EOS R3. Der Hauptunterschied ist der Bildsensor mit 24 Megapixeln. Auch dieser wurde im Vergleich zur EOS 850D oder M50 Mark II umfangreich aktualisiert. Auf eine Stabilisierung muss verzichtet werden, 4K-Videoaufnahmen mit 60 Bilder/s sind nur mit Crop möglich (1:1-Abtastung), der Sucher ist kleiner (0,95x statt 1,15x Vergrößerung) genauso wie der LP-E17-Akku. USB-C steht in der langsameren Version 2.0 statt 3.1 (EOS R7) bereit und Serienbildaufnahmen in voller Auflösung sind nur mit 23 statt 30 Bilder/s möglich.
Auch muss man sich bei der Canon EOS R10 mit einem Kunststoffgehäuse ohne besondere Abdichtung gegen Staub und Feuchtigkeit und ohne Kopfhörerausgang begnügen, wie es bei vielen günstigeren APS-C-Kameras (leider) Standard ist.
Preise und Verfügbarkeit
Die Canon EOS R7 soll bereits um Juni ab 1.499 € verfügbar sein, die EOS R10 ab Juli für 979 €, jeweils inklusive EF-EOS R Adapter. Zudem sind folgende Kits vorgesehen:
- Canon EOS R7 + RF-S 18-150mm + EF-EOS R: 1.889 €
- Canon EOS R10 + RF-S 18-45mm + EF-EOS R: 1.099 €
- Canon EOS R10 + RF-S 18-150mm + EF-EOS R: 1.369 €
[[YT:Acbqram6-gI]]
Hinweis in eigener Sache
Die Präsentation der Canon EOS R7, R10 und RF-S-Objektive erfolgt in Hamburg, Deutschland auf Einladung von Canon. Die angefallenen Reisekosten wurden von Canon Deutschland übernommen.
Spezifikationen
Canon EOS R7
Canon EOS M6 Mark II | Canon EOS R7 | Sony Alpha 6600 | |
---|---|---|---|
Bildsensor | APS-C CMOS (22,3 x 14,9 mm) | APS-C CMOS (23,5 x 15,6 mm) | |
Auflösung | 32,2 MP (6.940 x 4.640) | 24,0 MP (6.000 x 4.000) | |
Stabilisierung | - | Dual-IS (bis 8 EV) | Sensor-Shift |
Bildprozessor | DIGIC 8 | DIGIC X | BIONZ X + Front-End LSI |
Autofokus | Dual Pixel CMOS AF | Dual Pixel CMOS AF II | 425-Punkt-Hybrid-AF |
AF-Arbeitsbereich | LW -5 bis +18 | LW -5 bis +20 | LW -2 bis +20 |
ISO-Bereich | 100 - 51.200 | 100 - 102.400 | |
Sucher | optional (EVF-DC2) | Typ: Elektronisch (0,4") Auflösung: 2,4 Mio. Pixel |
|
Display | 3,0" Touch-LCD 1,04 Mio. Pixel (kippbar) |
3,0" Touch-LCD 1,62 Mio. Pixel (dreh- und schwenkbar) |
3,0" Touch-LCD 921.600 Pixel (kippbar) |
Blitz | Leitzahl 5 | - | |
Serienbildmodus | 14 Bilder/s (23 RAW) | ES: 30 Bilder/s (42 RAW) MS: 15 Bilder/s (51 RAW) |
11 Bilder/s (46 RAW) |
Video | 4K UHD (2160p30/25) Full HD (1080p120-25) |
4K UHD (2160p60-24) Full HD (1080p120-24) |
4K UHD (2160p30/25/24) Full HD (1080p120/100/60/50/30/25/24) |
Video-AF | Dual Pixel CMOS AF | Dual Pixel CMOS AF II | Ja, Hybrid-AF |
Anschlüsse | USB-C 2.0, micro-HDMI (Typ D), Mikrofon (3,5 mm) | USB-C 3.1, micro-HDMI (Typ D), Mikrofon & Kopfhörer (3,5 mm) | USB 2.0, micro-HDMI (Typ D), Mikrofon & Kopfhörer (3,5 mm) |
Speicherung | SD, SDHC, SDXC (UHS-II) | 2x SD, SDHC, SDXC (UHS-II) | SD, SDHC, SDXC (UHS-I) |
WiFi / GPS | Ja / - Bluetooth 4.1 LE |
Ja / - Bluetooth 4.2 |
Ja / - Bluetooth 4.1 |
Akku / Akkugriff | LP-E17 (7,5 Wh) | LP-E6NH (15,3 Wh) | NP-FZ100 (16,4 Wh) |
Abmaße | 120 x 70 x 49 mm | 132 x 90 x 92 mm | 120 x 67 x 69 mm |
Gewicht | 408 g | 612 g | 503 g |
UVP | 929 € | 1.499 € inkl. Adapter EF-EOS R |
1.599 € |
Canon EOS R10
Canon EOS M6 Mark II | Canon EOS R10 | Sony Alpha 6400 | |
---|---|---|---|
Bildsensor | APS-C CMOS (22,3 x 14,9 mm) | APS-C CMOS (23,5 x 15,6 mm) | |
Auflösung | 32,2 MP (6.940 x 4.640) | 24,0 MP (6.000 x 4.000) | |
Stabilisierung | - | ||
Bildprozessor | DIGIC 8 | DIGIC X | BIONZ X + Front-End LSI |
Autofokus | Dual Pixel CMOS AF | Dual Pixel CMOS AF II | 425-Punkt-Hybrid-AF |
AF-Arbeitsbereich | LW -5 bis +18 | LW -4 bis +20 | LW -2 bis +20 |
ISO-Bereich | 100 - 51.200 | 100 - 102.400 | |
Sucher | optional (EVF-DC2) | Typ: Elektronisch (0,4") Auflösung: 2,4 Mio. Pixel |
|
Display | 3,0" Touch-LCD 1,04 Mio. Pixel (kippbar) |
3,0" Touch-LCD 1,04 Mio. Pixel (dreh- und schwenkbar) |
3,0" Touch-LCD 921.600 Pixel (kippbar) |
Blitz | Leitzahl 5 | Leitzahl 6 | |
Serienbildmodus | 14 Bilder/s (23 RAW) | ES: 23 Bilder/s (21 RAW) MS: 15 Bilder/s (29 RAW) |
11 Bilder/s (46 RAW) |
Video | 4K UHD (2160p30/25) Full HD (1080p120-25) |
4K UHD (2160p60-24) Full HD (1080p120-24) |
4K UHD (2160p30/25/24) Full HD (1080p120/100/60/50/30/25/24) |
Video-AF | Dual Pixel CMOS AF | Dual Pixel CMOS AF II | Ja, Hybrid-AF |
Anschlüsse | USB-C 2.0, micro-HDMI (Typ D), Mikrofon (3,5 mm) | USB 2.0, micro-HDMI (Typ D), Mikrofon (3,5 mm) | |
Speicherung | SD, SDHC, SDXC (UHS-II) | SD, SDHC, SDXC (UHS-I) | |
WiFi / GPS | Ja / - Bluetooth 4.1 LE |
Ja / - Bluetooth 4.2 |
Ja / - Bluetooth 4.1 |
Akku / Akkugriff | LP-E17 (7,5 Wh) | NP-FW50 (7,8 Wh) | |
Abmaße | 120 x 70 x 49 mm | 122 x 88 x 83 mm | 120 x 67 x 60 mm |
Gewicht | 408 g | 429 g | 403 g |
UVP | 929 € | 979 € inkl. Adapter EF-EOS R |
1.049 € |