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Nikon Df - Retro-Vollformat-DSLR-Kamera im Test

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Eine Vollformatkamera im Retro-Look für knackige 3.000 Euro - dafür erwartet man als Kunde so einiges. Wir hatten die Chance die im November vorgestellte Nikon Df ausführlich zu testen. Erfahren Sie mehr über das Design, die Umsetzung des Retro-Konzepts und ob die 'Digital fusion' funktioniert.

Nikon Df + 50 mm f/1.8G SE: Einstellräder, Zubehörschuh und Handgriff

Design und Verarbeitung

Besonders von oben und vorn betrachtet wird das Retro-Konzept schnell sichtbar: Etliche Einstellräder und Knöpfe zieren die Nikon Df, Kunstleder belegt einen Großteil der Oberfläche, das Design rund um den Sucher entspricht mit seiner kantigen Formgebung den SLR-Kameras der 70er Jahre und anstelle eines großen LCDs auf der Oberseite integriert man ein Mini-Display mit den notwendigsten Informationen zur Belichtung.

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Die Verarbeitungsqualität lässt dabei keinen Grund zur Klage - alle Materialien und das hohe aber nicht unangenehme Eigengewicht komplettieren den guten, ersten Eindruck. Bewegt man sich jedoch auf die Unterseite zu, fallen erste Einsparungen auf, die man bei einer 3.000-Euro-DSLR nicht erwarten würde: So befindet sich im Akkufach auch der Slot für die SD-Speicherkarte - wer bei einer Profikamera (zurecht) an zwei Speicherkartenslots und wenigstens CompactFlash-Speicherkarten denkt wird hier enttäuscht sein.

Bedienung

Für gewöhnlich integrieren wir die Bedienung einer Kamera in den ersten Teil, im Falle der Nikon Df ist das Thema jedoch zu komplex, als dass es sich in wenigen Zeilen abhandeln ließe. Schuld daran ist die viel zu komplizierte, weil umständliche Bedienung - die vier Jahre Entwicklungszeit können jedenfalls nichts primär in das Erarbeiten eines intuitiven Nutzungskonzepts geflossen sein.

Nikon Df + 50 mm f/1.8G SE: Anschlüsse, Display und SucherNahezu jedes Einstellrad hat einen extra "Lock-Schalter" um ein versehentliches Verstellen zu verhindern. Was beim Moduswahlrad (P/A/S/M) noch durchaus sinnvoll erscheint, macht die Einstellung der Lichtempfindlichkeit, Belichtungszeit und -korrektur einfach nur noch nervig. Insbesondere in der kalten Jahreszeit wird so die Bedienung mit Handschuhen praktisch unmöglich.

Auch logisch lassen sich einige Dinge nicht nachvollziehen: So fehlt auf dem Rad zur Einstellung der Lichtempfindlichkeit beispielsweise die Option "Auto-ISO". Andere Unternehmen haben die Bedienung ihrer Retro-Kameras etwas intelligenter gelöst: Beispielsweise indem Einstellräder für Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert vorhanden sind. Werden alle auf A (Automatik) gestellt ist die Kamera im Modus "P", stellt man die Blende ein im Modus "Av"... Den Rest können Sie sich sicherlich denken - das Moduswahlrad entfällt hier komplett.

Autofokus und Serienbild

Das Autofokusmodul der Nikon Df wurde, zumindest der Bezeichnung nach, 1:1 aus der D610 entnommen und hört auf den Namen Multi-CAM 4800. Darin enthalten sind 39 recht zentral gelegene AF-Punkte, neun davon sind Kreuz-AF-Sensoren. Leider ist auch weiterhin die Leistung des Autofokussystems bei wenig Licht ein größeres Problem, welches durch die Entfernung des AF-Hilfslicht weiter verstärkt wird.

Nikon Df + 50 mm f/1.8G SE Beispielbild | 50 mm, f/1.8, 1/1250 s, ISO-100Serienbildaufnahmen gelingen mit maximal 5,5 Bildern je Sekunde in einem ansprechenden, aber im Vergleich zur teureren Nikon D4 mit gleichem Bildsensor, wohl künstlich eingeschränkten Tempo. Des Weiteren lässt sich auch wieder ein Modus für leise Auslösungen (Quiet-Mode; Q) aktivieren, um so beispielsweise auch bei Hochzeiten nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Bildqualität

Ihre Profi-Herkunft merkt man neben dem Preis auch erstmalig am Bildsensor, der, wie bereits erwähnt, dem Sensor aus der Profi-DSLR Nikon D4 entspricht. Zwar löst dieser mit nur 16,2 Millionen Pixeln auf, dafür beträgt die Pixel-Oberfläche üppige 53,5 µm² und erlaubt damit selbst bei Lichtempfindlichkeiten um ISO-12.800 noch rauscharme Bilder, die sich problemlos für den Druck von A3-Postern eignen.

Nikon Df + 50 mm f/1.8G SE Beispielbild | 50 mm, f/2.5, 1/2000 s, ISO-100

Was Nikon leider nicht mit integriert hat ist ein Videomodus - und das obwohl die Kamera sowohl über einen Live-View-Modus als auch über einen Full HD-tauglichen HDMI-Ausgang verfügt. Da weder ein Mikrofoneingang noch ein integriertes Mikrofon existiert, wird sich daran wohl auch mittels Firmware-Update nichts ändern. Mit dem selbsterklärten Ziel "Fotografie für Puristen" kann dies auch nicht begründet werden - andernfalls hätte man auch kitschige Filter für Fisheye- und Miniatureffekte entfernen müssen.

Fazit und Empfehlung

Wie es bereits die Kollegen von DigitalRevTV in ihrem Test passend beschreiben, ist die Nikon Df leider mehr "Digital confusion" als "Digital fusion" geworden. Die Bedienung kann (gelinde gesagt) als missglückt beschrieben werden, einen Videomodus zu entfernen und Effektfilter zu erhalten als inkonsequente Reduktion aufs Wesentliche und auch das Retro-Konzept scheitert an Feinheiten wie der fehlenden Möglichkeit eine Mattscheibe mit Schnittbildindikator für ältere Objektive ohne Autofokus einsetzen zu können. Auch die Special Edition vom 50 mm f/1.8G Kit-Objektiv ist am Ende leider nicht mehr als das normale Objektiv mit einem silbernen Ring aus Kunststoff.

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Wer auf das Maximum an Bildschärfe aus ist, einen Full HD-Videomodus möchte, auch CompactFlash-Speicherkarten einsetzen will und einen besseren Autofokus bevorzugt kann grob 1.000 Euro sparen und greift zur [[ASIN:B00763MHB4|Nikon D800]]. Für die Nikon Df spricht am Ende eigentlich nur, dass sie die exzellente Low-Light-Bildqualität der Nikon D4 zu einem günstigeren Preis in einem kleineren und leichteren Gehäuse bietet - jedoch auch mit weit schlechterer Ausstattung.