Neben der Canon PowerShot G1 X Mark II stellte Canon zur CP+ 2014 auch die kompakte PowerShot S200 vor. Wie von der S-Serie gewohnt, haben wir es mit einer sehr flachen und trotzdem gut verarbeiteten Kompaktkamera mit verhältnismäßig großem Bildsensor zu tun. Im Vergleich zur PowerShot S120 hat Canon an einigen Ecken den Rotstift angesetzt - primär um den Preis (UVP) um immerhin 150 Euro auf nun 299 Euro zu senken. Hat man dabei zu viel gestrichen oder einen echten Preis/Leistungs-Kracher erschaffen? Wir geben die Antwort.
Design und Verarbeitung
Wer die PowerShot S200 in die Hand nimmt, hat nicht das Gefühl eine billige Kompaktkamera in seinen Händen zu halten. Die kompakten Ausmaße von 100 x 59 x 26 mm wirken im Zusammenspiel mit immerhin 182 Gramm Eigengewicht (inklusive Akku und SD-Speicherkarte) solide, auch die Materialwahl trägt mit zum wertigen Gefühl bei. Die Knöpfe und Einstellräder sitzen straff und bieten einen guten Druckpunkt. Im Bereich Verarbeitung macht man insgesamt also alles richtig.
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Die Bedienung hat man im Vergleich zur bisherigen PowerShot-Serie praktisch unverändert gelassen, und tut auch gut daran. Der Einstellring am Objektiv erfüllt, je nach Modus, eine andere Funktion. Wer gerne in halbmanuellen oder manuellen Modi fotografiert, kann hier schnell Blende, Belichtungszeit und ähnliche Dinge einstellen. Im Kameramenü lässt sich die Aufgabe zudem für jeden Modus anpassen. Dies gilt leider nicht für den Einstellring auf der Rückseite, der in vielen Modi keine Funktion hat, jedoch wunderbar zur Belichtungskorrektur oder ISO-Einstellung einsetzbar wäre.
Bildqualität
Das Objektiv deckt eine Brennweite von 5,2 bis 26 mm (24-120 mm entsprechend KB) ab und ist mit einer maximalen Lichtstärke von f/2.0-5.9 grob auf dem Niveau der S120. Vom Weitwinkel bis hinzu mittleren Brennweiten und leicht abgeblendet weiß die Bildschärfe durchaus zu überzeugen. Auch die Reproduktion und Abstufung von Farben kann sich für eine Kompaktkamera mehr als nur sehen lassen. Im Telebereich geht etwas Auflösung und Kontrast verloren (siehe Bild mit Baukran weiter unten), die "nur" 10 Megapixel vom verbauten CCD-Sensor helfen jedoch enorm dabei nicht zu viel "Pixelbrei" zu erzeugen. Ein nennenswertes Bokeh gibt es, aufgrund der Sensorgröße, natürlich wieder nur im Nah- bis Pseudo-Makro-Bereich. Dafür konnte die Hintergrundunschärfe hier überzeugen.
Dank des, für eine Kompaktkamera, großen 1/1,7-Zoll-CCD-Sensors fällt auch das Bildrauschen vergleichsweise schwach aus. Bis etwa ISO-800 hat die PowerShot S200 das Rauschen im Griff, ohne merklich weichzeichnen zu müssen. Leider hat Canon auch den RAW-Modus eingespart - da eine Integration praktisch ohne jegliche Zusatzkosten möglich sein sollte, ein unverständlicher Schritt für die S-Serie.
Autofokus, Serienbild- und Videomodus
Ebenfalls gespart hat Canon im Bereich Geschwindigkeit: Die S200 setzt auf den älteren DIGIC 5-Bildprozessor und wurde zudem noch etwas weiter beschnitten. Serienbildaufnahmen sind so, trotz der geringen Auflösung, nur mit maximal zwei Bildern je Sekunde möglich und liegen damit weit hinter der S120 mit bis zu 12 Bildern je Sekunde bei voller Auflösung. Der Autofokus reagiert trotzdem flott und stellt in der Regel in weit unter einer Sekunde scharf, nur bei sehr abrupten Szenenwechseln mit stark unterschiedlicher Helligkeit verzögert die Einstellung der korrekten Belichtung den Fokus um teilweise eine ganze Sekunde. Eingeschaltet ist die Canon PowerShot S200 in gut einer Sekunde und damit prinzipiell Schnappschuss-tauglich.
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Der ältere Bildprozessor, sowie höchstwahrscheinlich auch künstliche Limitierungen, begrenzen den Videomodus auf HD-Ready (720p) mit 30 Bildern je Sekunde. Auch die integrierten Mikrofone vermitteln den Eindruck, dass der Videomodus nur als Notbehelf gedacht ist und wir es hier nicht mit einem kompakten HD-Camcorder zu tun haben.
Fazit und Empfehlung
Es ist schon ein wenig schade: Die [[ASIN:B00IEAR7JA|Canon PowerShot S200]] hätte mächtig Potential zum Titel "DIE Zweitkamera für (Canon-)DSLR-Nutzer", verspielt dies jedoch mit dem vollkommen unnötigen Entfernen der RAW-Funktion. Die Limitierungen beim Videomodus sowie das nicht ganz so scharfe Display sind angesichts des hohen Preisnachlasses durchaus noch zu verkraften. Da mittlerweile stark im Preis gefallen, ist die [[ASIN:B00EPFEATS|PowerShot S120]] aktuell jedoch das wesentlich bessere Angebot. Für nur etwa 50 Euro mehr (Stand 29.06.2014) gibt es so, unter anderem: Ein Touch-Display mit doppelter Auflösung, Videos in Full HD, einen sechsmal schnelleren Serienbildmodus, ein minimal lichtstärkeres Objektiv, einen 12-Megapixel-CMOS-Sensor und vor allem einen RAW-Modus für mehr Spielraum in der Nachbearbeitung.