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Sigma 150-600 mm f/5-6.3 DG OS HSM [S] - 150-600er die Zweite!

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Vor gut einem Monat ließ Sigma auf der photokina 2014 die Bombe platzen und präsentierte gleich zwei neue 150-600-mm-Objektive. Eines, wie auch vorher erwartet, aus der S- bzw. Sport-Serie, das andere aus der C- oder Contemporary-Serie. Wir hatten die Chance das Topmodell aus der Sport-Serie ausführlich zu testen und mit anderen Tele-Boliden zu vergleichen.

Design und Verarbeitung

Im eingefahrenen Zustand erinnert das Sigma 150-600 mm Sport sehr an das 120-300 mm f/2.8 Sport aus gleichem Hause und setzt damit auf ein bewährtes Design. Aufgrund der Größe und des Gewichts der zu bewegenden Baugruppen fällt der Widerstand beim Zoomen recht hoch aus, dank der großzügigen Dimensionierung des Zoom-Rings ist dies jedoch kein echtes Problem.

Über den neuen Lock-Mechanismus lässt sich der Zoom bei verschiedenen Brennweiten "einrasten": Bei 150 mm wird der klassische Transport-Lock aktiv und verhindert jedwede Bewegung, bei 180, 200, 250, 300, 400, 500 und 600 mm eingerastet verhindert der Lock das Ein- oder Ausfahren in der Vertikalen, ein Drehen am Zoom-Ring entriegelt den Lock hingegen wieder - sehr gut!

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Mit fast drei Kilogramm Eigengewicht liegt Sigma gut 900 Gramm über dem Tamron SP 150-600 mm f/5-6.3 Di VC USD. Das höhere Gewicht wird in ein Metallgehäuse sowie einen weit umfangreicheren Staub- und Spritzwasserschutz investiert und erfüllt damit eher die Ansprüche professioneller Anwender. Für einen bequemen Arbeitsablauf empfiehlt sich demzufolge natürlich ein Ein- oder Dreibeinstativ, dank der integrierten Stativschelle, die alle 90° automatisch einrastet, sind hier keine weiteren Investitionen nötig.

Autofokus und Bildstabilisator (VC)

Ein Auszeichnungsmerkmal aller neuen Sigma-Objektive aus der SGV-Serie (Sigma Global Vision) ist die Möglichkeit am PC und Mac via [[ASIN:B00CBQ5YOS|USB-Dock]] diverse Einstellungen zu verändern. Je nach Objektiv und Serie fallen die Möglichkeiten unterschiedlich aus, so umfangreich wie beim neuen 150-600 mm waren sie jedoch noch nie.Sigma Optimization Pro - AF-Einstellmöglichkeiten für das Sigma 150-600 mm DG OS HSM [S]

Neben dem Beheben gegebenenfalls vorhandener Fokusfehler (Front- und Backfokus) bei verschiedenen Brennweiten und Fokusdistanzen kann auch der neue MO-Modus eingestellt werden. "MO" steht für Manual Override und ist, neben dem bekannten manuellen (MF) und Autofokus (AF), die dritte "Arbeitsweise" des Fokus im Sigma 150-600 mm DG OS HSM Sport. Ist die Kamera auf kontinuierlichen Autofokus (AF-C/AI-Servo) eingestellt, muss im MO-Modus nicht gegen den Autofokus "angekämpft" werden, sondern ein manuelles Eingreifen in den Fokus deaktiviert den Autofokus bis zum nächsten Andrücken des Auslösers.

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Der Autofokus kann zudem generell in der Arbeitsgeschwindigkeit (von "ruckartig/schnell" bis "sanft/langsam") sowie seinem Arbeitsbereich eingestellt werden. Die Einstellungen lassen sich für die am Objektiv über einen Schalter wählbaren benutzerdefinierten Modi C1 und C2 auswählen und so für verschiedene Situationen passende Einstellungen hinterlegen. Auf maximale Geschwindigkeit getrimmt, vergeht selten über eine halbe Sekunde, bis der nahezu lautlose Autofokus sein Ziel erfasst hat. Nur die Kombination aus Canon EOS 5D Mark III, 600 mm Brennweite und den äußersten AF-Feldern lief mit der Firmware-Version 1.00 bei uns nicht fehlerfrei (mehr dazu im Video oberhalb).Sigma Optimization Pro - Custom-Modi-Einstellmöglichkeiten C1/C2 für das Sigma 150-600 mm DG OS HSM [S]

Ein optischer Bildstabilisator ist angesichts der maximalen Brennweite von 600 mm natürlich Pflicht und ermöglicht, am Vollformat, bei 1/200 Sekunde noch scharfe Aufnahmen. Je nach ausgewählter Arbeitsweise des Bildstabilisators ist der Effekt beim Blick durch den Sucher mehr oder minder offensichtlich. Trotz aller technischer Hilfsmaßnahmen lässt sich eine ruhige Hand jedoch nicht ersetzen.

Bildqualität

Die Bildschärfe dürfte für viele Kaufinteressenten wohl der spannendste Teil sein, insbesondere im Vergleich mit dem bereits mehrfach erwähnten Tamron SP 150-600 mm Di VC USD. Beide Objektive bieten, für die Super-Zoom-Klasse, eine hohe Bildschärfe - jedoch lässt die Leistung des Tamron-Objektivs ab etwa 400 mm nach. Anders das Sigma: Leicht abgeblendet (1-2 EV) lassen sich selbst bei 600 mm Brennweite noch bis aufs Pixel scharfe Aufnahmen anfertigen. Allerdings verlangt eine leicht geschlossene Blende (f/10) bei 600 mm sehr viel Licht, hohe ISO-Werte oder eben ein Stativ um wackelfreie Aufnahmen zu erreichen.Beispielbild Sigma 150-600 mm DG OS HSM [S] | Canon EOS 5D III, 600 mm, f/10, 1/160 s, ISO-100

Das Bokeh - die "Schönheit des Hintergrunds" - kann dank der neun abgerundete Blendenlamellen ebenfalls überzeugen. Insbesondere im Pseudo-Makro-Bereich ist ein weicher Übergang hin zu den unscharfen Bildbereichen sichtbar. An die Ruhe, auch gerne "Cremigkeit" genannt, eines Portrait-Objektivs kommt man jedoch nicht heran.Beispielbild Sigma 150-600 mm DG OS HSM [S] | Canon EOS 5D III, 524 mm, f/8, 1/250 s, ISO-2000

Die Chromatische Aberration (Farbquer- und längsfehler) hat Sigma exzellent in den Griff bekommen: Weder an Kameras mit APS-C-Bildsensor noch an der Canon EOS 5D Mark III mit 22-Megapixel-Vollformatsensor konnten wir entsprechende Bildfehler feststellen. Nur bei 600 mm Brennweite und 200-prozentiger Vergrößerung lassen sich in den extremen Bildecken (Vollformat) minimale Farbsäume ausmachen.Beispielbild Sigma 150-600 mm DG OS HSM [S] | Canon EOS 5D III, 600 mm, f/6.3, 1/500 s, ISO-100

Einzig und allein mit der Vignettierung (Randabschattung) hat Sigma etwas zu kämpfen, wie nicht anders zu erwarten ist insbesondere der Tele-Bereich oberhalb von 400 mm bei maximaler Lichtstärke und am Vollformat eingesetzt am stärksten betroffen. Wie gewohnt lässt sich die Vignettierung jedoch einfach in gängigen RAW-Konvertern korrigieren.

Fazit und Empfehlung

Es ist erstaunlich, welches Gesamtpaket Sigma für "nur" 2.099 Euro (UVP) liefert. Bis auf das (kaum vermeidbare) hohe Gewicht sowie die speziellen Autofokus-Probleme an unserer Canon EOS 5D Mark III lassen sich praktisch keine handfesten Kritikpunkte am [[ASIN:B00NJ9SCOK|Sigma 150-600 mm f/5-6.3 DG OS HSM Sport]] finden, auch die Ausstattung ist löblich. Wer bereit ist etwa 2.000 Euro für ein Super-Zoom-Objektiv auszugeben und das Gewicht nicht scheut, sollte Sigmas 150-600 mm aus der Sport-Serie definitiv in die engere Wahl nehmen!Sigma 150-600 mm DG OS HSM aus der Sport-Serie

Das [[ASIN:B00HA072DG|Tamron SP 150-600 mm f/5-6.3 Di VC USD]] wird vielerorts gerne als Konkurrent genannt, spielt aufgrund des massiven Gewichts- (-32 Prozent) und Preisunterschieds (etwa -40 Prozent) jedoch in einer anderen Klasse. Der höhere Preis des Sigmas lohnt sich vor allem für all jene, die häufig im Bereich von über 400 mm arbeiten und auf die bessere Abdichtung sowie umfangreiche Einstellmöglichkeiten Wert legen.