Vor genau einem Jahr kündigte der japanische Objektivhersteller Sigma mit dem 18-200 mm aus der Contemporary-Serie das erste neue Reise-Zoom-Objektiv an. Zur photokina 2014 präsentierte man mit dem 18-300 mm f/3.5-6.3 DC OS HSM Macro dann auch noch den Gegenspieler zum beliebten Tamron 16-300 mm mit mehr Potential im Tele-Bereich. Mittlerweile ist das Objektiv weit im Handel verfügbar und wir werfen einen Blick auf die sehr kompakte Konstruktion.
Design und Verarbeitung
Auffällig unauffällig kommt das neue Sigma Reisezoom-Objektiv daher: Im eingefahrenen Zustand (18 mm) ist die Konstruktion nur ein wenig größer als ein gewöhnliches 18-55-mm-Kit-Objektiv, das Gewicht von 585 Gramm erinnert da schon eher an den weitaus größeren Zoombereich. Über einen kleinen Lock-Schalter lässt sich das Objektiv bei 18 mm "einrasten": Zwar fährt der Zoom-Mechanismus kopfüber prinzipiell nicht aus, kommen leichte Erschütterungen hinzu (z.B. beim Laufen) ist diese Art der Transportsicherung jedoch durchaus zu empfehlen.
Neben dem Lock-Schalter gibt es noch zwei Schalter zum (de)aktivieren von Bildstabilisator und Autofokus. Der Zoom-Ring fällt fast schon zu groß aus, ist im Gegenzug aber recht schwergängig - ohne jedoch zu verkanten. Der Fokusring orientiert sich (leider) an den anderen C-Serien-Objektiven aus dem Hause Sigma: Der kleine Ring ist schwer zu greifen, bietet kaum Widerstand und lässt im Autofokus-Betrieb auch nicht verstellen (Ring-USM). Auf einen Staub- und Spritzwasserschutz muss man ebenfalls verzichten, angesichts des Preises von etwa 500 bis 600 Euro jedoch nicht ungewöhnlich.
Autofokus und Bildstabilisator (VC)
Der Autofokus kann, mit der richtigen Kamera an seiner Seite, flott und präzise zu Werke gehen, Geräusche sind dank der Ultraschall-Fokussierung kaum wahrzunehmen. Die geringe Naheinstellgrenze von 39 cm (max. Abbildungsmaßstab 1:3 bei f = 300 mm) kann jedoch bei einem kompletten "Suchlauf" über die gesamte Fokusdistanz die Kamera bis zu über eine Sekunde lang beschäftigen. Eine Möglichkeit den AF-Bereich einzuschränken ist leider nicht vorhanden, dafür funktioniert der Autofokus auch im Makro-Bereich noch tadellos. Im Videomodus arbeitete der Autofokus an unserer Canon EOS 650D zuweilen etwas zu abrupt und sorgt damit für leichte Sprünge im Bild.
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Der optische Bildstabilisator (OS) arbeitet nicht ganz so effizient wie die Implementierung in der hauseigenen A-Serie (Art) und neigt im Videomodus zu etwas ruckartigen Bewegungen, im Fotobetrieb können gut viermal längere Belichtungszeiten (+2 EV) als ohne Stabilisierung ermöglicht werden. Aufnahmen bei 300 mm Brennweite sind so auch noch bei 1/100 Sekunde Belichtungszeit aus der Hand möglich.
Bildqualität
Die Bildschärfe liegt auf dem bekannten Niveau von besseren Reise-Zoom-Objektiven: Im Bildzentrum ist die Schärfe bereits bei Offenblende sehr gut, zum Rand hin kann durch leichtes Abblenden (ein bis zwei Blendenstufen) noch etwas mehr Bildschärfe herausgeholt werden. Im Makro-Bereich (siehe Beispielbild weiter unten) nimmt die Bildschärfe jedoch zusehends ab, insbesondere die eher mäßige Auflösung feiner Strukturen (Mikrokontrast) wird dem Sigma [C] 18-300 mm hier zum Verhängnis.
Neben dem Mikrokontrast oft das größte Problem in dieser Objektivklasse: Das Bokeh - die "Schönheit des Hintergrunds". Leider bleibt auch das neue Sigma-Reise-Zoom-Objektiv nicht davon verschont und hat (siehe Bild unterhalb; z.B. Ecke links oben) mit unruhigen Strukturen im Hintergrund zu kämpfen. Selbst der Makro-Bereich mit seiner starken Unschärfe bleibt davon nicht verschont.
Die Chromatische Aberration (Farbquer- und längsfehler) hat Sigma hingegen abermals sehr gut in den Griff bekommen: Selbst in der 100-Prozent-Ansicht sind nahezu keinerlei Farbsäume an harten Kontrastkanten im Bild erkennbar - Korrekturen im RAW-Konverter sind dementsprechend nicht notwendig.
Die Vignettierung (Randabschattung) war beim Vorgänger noch ein größeres, wenn auch einfach zu behebendes Problem. Bei der Neuauflage hat Sigma auch diese Probleme weitestgehend eliminiert. Helligkeitsunterschieden sind nur noch in äußerst seltenen Fällen wahrnehmbar.
Fazit und Empfehlung
Zu einem eindeutigen Fazit zu kommen fällt schwer. Einerseits bietet man über den gesamten Brennweitenbereich ein scharfes Bild, auch wenn der Weitwinkel- als auch Makro-Bereich nicht als Paradedisziplin des [[ASIN:B00NJ9K52W|Sigma C 18-300 mm DC OS HSM Makro]] zu bezeichnen sind. Bei der Verarbeitung leistet man sich ebenfalls keine Fehltritte und liefert damit ein gutes Rundumpaket ab.
Mit dem [[ASIN:B00HS3DST2|Sigma C 18-200 mm DC OS HSM Makro]] hat man jedoch (mächtige) Konkurrenz im eigenen Hause. Wer auf die 100 mm mehr im Tele-Bereich verzichten kann, sollte das kleine Schwestermodell auf jeden Fall in die engere Wahl aufnehmen: Insbesondere das Bokeh als auch die noch einmal kompakteren Abmessungen haben uns hier gut gefallen.