Olympus hat mit der Vorstellung der neuen OM-D E-M5 Mark II für Verwirrung und Erstaunen gleichermaßen gesorgt: Neben einem stark verbesserten Bildstabilisator in der Kamera verspricht man mit dem Multishot-Modus ganz neue Auflösungs-Regionen für eine DSLM-Kamera zu erreichen. In Deutschland war bisher oft von "nur" 40 Megapixeln zu lesen, obwohl sogar 64-Megapixeln-Fotos möglich sind.
Design und Verarbeitung
Knapp 1.000 Euro werden derzeit nur für den Body fällig, wie gewohnt setzt Olympus in dieser Preisklasse und generell bei allen OM-D-Kameras auf viel Metall als Gehäusematerial. Ein Großteil der Front sowie die Daumenablage auf der Rückseite sind mit einer griffigen Gummierung in Kunstleder-Optik versehen. Die beiden Farbvarianten (Silber/Schwarz und Schwarz) sind ebenso zurückhaltend wie das restliche Äußere im Retro-Look.
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Das Moduswahlrad kommt aufgeräumt daher, die weiteren Einstellräder auf der Oberseite können sich sehr gut vom sonst üblichen "Plastik-Charme" der Konkurrenz abheben und bringen "einen Hauch Leica" in die kompakte Systemkamera-Oberklasse. Das LC-Display auf der Rückseite reicht mit seinen knapp über eine Million Bildpunkten für die Beurteilung der Schärfe aus. Auch ein elektronischer Sucher (EVF) ist wieder mit dabei und bietet mit beinahe 2,4 Mio Bildpunkten ein scharfes Bild. Im Vergleich zum Display und anderen elektronischen Suchern fallen jedoch ein merklicher Blaustich und ein etwas zu geringer Kontrast auf.
Serienbild und Autofokus
Bis zu zehn Bilder je Sekunde sind mit der OM-D E-M5 Mark II möglich und das für immerhin 16 Bilder - im RAW-Format. JPEG-Aufnahmen sind, je nach Geschwindigkeit der Speicherkarte, für etwa 60 Aufnahmen in vollem Tempo möglich, im Falle von sehr schnellen SD-Speicherkarten mit UHS-I-Unterstützung auch bis die Karte voll ist. Ist der Pufferspeicher einmal gefüllt, sind, je nach eingesetzter SD-Speicherkarte, auch im RAW-Modus noch bis zu drei Bilder in der Sekunde möglich.
Beim Autofokus-Modul setzt Olympus auf bekannt-bewährte OM-D E-M10-Technik und kommt so auf ein Kontrast-AF-System mit 81 Autofokus-Feldern. Phasen-AF-Sensoren wie in der großen OM-D E-M1 gibt es nicht, ein Hybrid-AF ist dementsprechend nicht möglich. Der Kontrast-Autofokus verrichtet seine Arbeit, auch dank des TruePic VII-Bildprozessors, sehr schnell und stellt bei guten Lichtbedingungen in Sekundenbruchteilen scharf. Lediglich bei schlechten Lichtverhältnissen stößt man an die Grenzen der Kamera, insbesondere bei Nachtaufnahmen kommt man selten um den manuellen Fokus herum.
Bildqualität und Bildstabilisierung
Der 4/3"-Live MOS-Bildsensor entspricht grundlegend weiterhin dem der ersten OM-D E-M5 und löst mit 16 Megapixeln auf. Jedoch hat Olympus den Tiefpassfilter entfernt um für mehr Bildschärfe zu sorgen, nimmt zugleich aber mögliche Artefakte (Moiré) an sehr feinen Strukturen in Kauf. In Sachen Rauschverhalten, Dynamikumfang und Bildschärfe gibt es demzufolge keine bahnbrechenden Änderungen zu berichten: Mit dem richtigen Objektiv kombiniert sind mit der Olympus OM-D E-M5 Mark II auch unter schwierigen Lichtbedingungen noch gute Aufnahmen möglich. Dank des offenen Micro Four Thirds-Standards fällt die Objektivauswahl groß aus: Etwa 100 verschiedene Objektive sind derzeit für das System verfügbar - von Ultra-Weitwinkel bis Tele sowie in verschiedenen Preisklassen.
Ein echtes Highlight sind natürlich die Aufnahmen mit bis zu 64 Megapixeln Auflösung ("nur" 40 MP bei JPEG-Bildern) im High-Resolution-Modus, der insgesamt acht Einzelaufnahmen zu einem Foto kombiniert, nähere Details dazu finden Sie in unserem Artikel zur Vorstellung der Olympus OM-D E-M5 Mark II. In der Praxis hat die Technik noch ihre Tücken: Bereits die leichtesten Erschütterungen sorgen für eine sichtbare Unschärfe im Bild - ein gutes Stativ ist hier Pflicht - und auch bewegte Objekte gilt es unbedingt zu vermeiden. Auch haben wir immer wieder diagonale Muster in den Bildern entdeckt. Der praktische Nutzen reduziert sich derzeit so noch auf Stillleben und unter bestimmten Umständen auch Langzeitbelichtungen (LZB).
Der Bildstabilisator ist hingegen mehr als eine nette Spielerei und kann über einen weiten Brennweitenbereich hinweg für scharfe Aufnahmen sorgen. In unserem Test konnten wir auch bei tiefen Temperaturen (und dementsprechend zitternden Händen) sowie einer Brennweite von 40 mm (entspricht 80 mm KB) bei 1/15 s noch scharfe Aufnahmen erzielen, was, unter den Umständen, sehr guten 2,5 EV entspricht.
Videomodus und WiFi
Endlich aufgebohrt an Olympus den Videomodus. Full HD-Videos werden mit bis zu 60 Vollbildern in der Sekunde (1080p60) aufgenommen. Ebenfalls lange überfällig war die Möglichkeit auch PAL-Bildraten (25 respektive 50 FPS) einstellen zu können. Einen 3,5-mm-Mikrofoneingang zur Verbesserung der Audioqualität (integriertes Stereo-Mikrofon) ist ebenfalls vorhanden, die Pegel für internes und externes Mikrofon lassen sich sogar getrennt einstellen.
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Auch die Datenrate kann nun auf bis zu 77 Mbit/s (All-I-Kodierung) angehoben werden, leider besteht diese Möglichkeit nur bei 24, 25 und 30 FPS. Videos mit höheren Bildraten können weiterhin nur in IPB-Kompression aufgenommen werden. Olympus hat mit der 2. Generation der OM-D E-M5 somit viele Kritikpunkte (endlich) eliminieren können - nur auf einen UHD-Videomodus warten wir noch.
Ebenfalls sehr gut gelungen sind die WiFi-Funktionen sowie die aktuelle Version von OI.Share. Über die App lassen sich nahezu alle Optionen der Kamera verändern, im Falles des 14-42 mm EZ sogar der Zoom aus der Ferne steuern und Bilder bearbeiten sowie übertragen. Auch die sehr kurze Auslöseverzögerung eröffnet viele Möglichkeiten. Mehr dazu im Testvideo zur Olympus PEN E-PL7.
Fazit und Empfehlung
Mit der [[ASIN:B00SMPL342|OM-D E-M5 Mark II]] hat Olympus eine weitere, sehr interessante Systemkamera im Angebot. 1.099 bis 1.799 Euro werden, je nach gewählter Kombination, derzeit fällig - ein stolzer Preis. Doch vor allem der sehr gute Bildstabilisator in der Kamera als auch der 64-Megapixel-Modus machen Lust auf mehr.
Einen Schwachpunkt auszumachen fällt schwer, lediglich die Handhabung der 64-Megapixel-RAW-Bilder hat Olympus (noch) nicht wirklich gut gelöst: Einzig und allein ein Plug-In für Adobe Photoshop (Download) kann zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels mit dem Bildmaterial umgehen, nicht einmal Olympus eigener RAW-Konverter ist dazu in der Lage. Selbst will Olympus: "[...] im Laufe des Jahres" Abhilfe schaffen, den Drittanbietern von RAW-Konvertern (Adobe, DxO, Phase One etc.) hat man nach eigener Aussage jedoch alle notwendigen Informationen zur Verfügung gestellt um das Bildmaterial öffnen zu können.