Bereits seit zwei Jahren war es zu jeder größeren Fotomesse ein heißer Kandidat in der Gerüchteküche, zum Jahresbeginn 2017 war es auf der CP+ in Japan dann endlich soweit: Sigma präsentiert eine Neuauflage seines 24-70 mm f/2.8 Standardzoom-Objektives für Vollformatkameras.
Wie schon das 24-105 mm, ist auch das Sigma 24-70 mm f/2.8 DG OS HSM der professionellen Art-Serie zugeordnet. Der solide Metallgrundkörper wird an einigen Stellen um (hochwertigen) Kunststoff erweitert und ist grundlegend gegen Staub- und Spritzwasser geschützt (Bajonett + Frontlinse). Auf einige Premiumfunktionen wie einen (flexiblen) Zoom-Lock oder eine komplette Abdichtung gegen Staub und Spritzwasser muss man indes verzichten. Immerhin: Im Standardlieferumfang sind eine Streulichtblende sowie 3 Jahre Herstellergarantie bereits enthalten.
Autofokus und Bildstabilisator
Ebenfalls wieder mit dabei sind erweiterte Einstellmöglichkeiten für den Autofokus, die über das optional erhältliche USB-Dock von Sigma am PC und Mac durchgeführt werden können.
Unter anderem lässt sich der Autofokus bei Bedarf korrigieren (sollte z.B. ein Front- oder Back-Fehlfokus auftreten) sowie der Arbeitsbereich in Metern eingrenzen und die notwendige Drehung für den Manual Override („Jederzeit-MF“ in der deutschen Übersetzung) einstellen. Kurzum: Vor allem für technisch interessierte Nutzer und Perfektionisten ist die Investition von etwa 40 Euro in das [[ASIN:B00CBQ5YOS|Sigma USB-Dock]] durchaus zu empfehlen.
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Der Autofokus agiert bei unserem Testmuster präzise und flott. Für einen kompletten Suchlauf (Naheinstellgrenze bis Unendlich) benötigt das Objektiv im Normalfall weniger als eine halbe Sekunde. Der Bildstabilisator erreicht in der Praxis eine Effektivität von knapp 3 EV: Bei einer Brennweite von 70 mm lassen sich aus der Hand so auch bei 1/15 s noch scharfe Bilder aufnehmen. Ein guter, wenn auch nicht überragender Wert. Im Videomodus leistet der Bildstabilisator ebenfalls gute Dienste.
Bildqualität
Die Bildqualität fällt im Mittel gut aus, setzt aber ebenfalls keine neuen Maßstäbe in dieser Produktklasse. Im Weitwinkel (24 mm) ist die Bildschärfe im Bildzentrum bereits bei Offenblende (f/2.8) gut, am Bildrand hingegen sorgt das Abblenden um 2 Stufen auf f/5.6 für einen deutlichen Gewinn an Bildschärfe.
Das Verhalten am Bildrand ändert sich auch im Tele-Bereich (70 mm) wenig, im Bildzentrum empfiehlt sich nun aber auch schon moderates abblenden um 1 EV (f/4) für eine höhere Auflösung und einen höheren Mikrokontrast. An die teils hervorragende Bildschärfe einiger, hausinterner Festbrennweiten kann Sigma folglich nicht anschließen, für ein Vollformat-Zoom-Objektiv sind die Ergebnisse aber durchweg solide.
Alle anderen Fallstricke hat Sigma gut umschifft. Die chromatische Aberration (violette und grüne Farbsäume an harten Kontrastkanten) ist über den gesamten Brennweitenbereich hinweg sehr gut korrigiert und die Vignettierung (Randabschattung) nur am Vollformat leicht sichtbar. Die Verzeichnung ist zum Bildrand hin sichtbar, lässt sich aber Erfahrungsgemäß sehr gut korrigieren, sobald entsprechende Profile für RAW-Konverter vorliegen.
Erfreulich und wichtig für ein lichtstarkes Standardzoom-Objektiv: Auch beim Bokeh, der Schönheit oder Rundheit der Hintergrundunschärfe, leistet sich Sigma keinen Schnitzer und schafft es selbst unruhige Hintergründe weich zu zeichnen. Selbst das Abblenden auf f/8 bringt die neun abgerundeten Blendenlamellen nicht aus dem Konzept.
Fazit
Es dürfte für Sigma, vor allem in Sachen Reputation, eines der wichtigsten Objektive im ganzen Angebot sein. Umso erfreulicher, dass man sich keinen echten Fehltritt leistet und mit dem [[ASIN:B002NLHXQ8|24-70 mm f/2.8 DG OS HSM Art]] ein sehr solides Rundumpaket zum fairen Preis von 1.449 Euro (UVP) liefert: Eine gute, wenn auch nicht überragende Bildqualität, gepaart mit einem flotten Autofokus, ruhigen Bildstabilisator und das Ganze in ein solides Gehäuse gegossen.
Im Detail gibt es Verbesserungsbedarf: Die Bildschärfe dürfte vor allem am Bildrand und f/2.8 höher ausfallen, der Bildstabilisator im Fotobetrieb gerne noch etwas effizienter sein, das Gehäuse einen umfassenden Staub- und Spritzwasserschutz erhalten und der manuelle Fokusring für Filmer einen längeren Weg.
Konkurrenz? Canon bietet für mehr Geld keine Bildstabilisierung, Nikon spielt mit einem Aufpreis von fast 1.000 Euro für sein [[ASIN:B013D1BMFE|AF-S Nikkor 24-70 mm f/2.8E ED VR]] in einer anderen Liga und Tamron hat sein SP 24-70 mm f/2.8 G2 gerade erst angekündigt.