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Zhongyi Mitakon Speedmaster 35mm f/0.95 Mark II - Das Bokeh-Monster im Test

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Je dezenter das Design, desto länger der Name? Scheint so. Das Zhongyi Mitakon Speedmaster 35mm f/0.95 Mark II ist ein Objektiv für Puristen: Kein Bildstabilisator, kein Autofokus, keine elektrisch einstellbare Blende, keine EXIF-Daten – dafür aber eine Lichtstärke, die für APS-C-Kameras (ohne Fokalreduktor) bisher fast unerreichbar schien.

Zhongyi Mitakon Speedmaster 35 mm f/0.95 Mark II an einer Canon EOS M6 Mark II

Trotz der verhaltenen Ausstattung setzt Zhongyi einen Preis von 749 Euro an. Folglich sind die Erwartungen an die Verarbeitung hoch und werden auch eingehalten: Das Speedmaster 35mm f/0.95 Mark II erinnert äußerlich ein wenig an Leica-M-Objektive und kommt in einem soliden Metallgehäuse daher. Der Blendenring lässt sich stufenlos verstellen und weißt keine Rasterung auf.

Der manuelle Fokusring lässt sich dank des hohen Widerstands gut einstellen, der Drehwinkel dürfte aber gerne länger sein. Insbesondere bei weiten Distanzen gleicht die Fokussierung echter Millimeterarbeit und bedarf sowohl viel Übung als auch Geduld.

Bildqualität

Zum Härtetest wurde das Speedmaster 35mm f/0.95 Mark II mit der neuen Canon EOS M6 Mark II und ihrem 32-Megapixel-Sensor im APS-C-Format kombiniert. Die Bildschärfe, bei Offenblende, lässt zum Bildrand deutlich nach und erreicht erst bei etwa f/5.6 das Maximum, im Bildzentrum ist das Objektiv anfangs noch etwas blass, ab f/1.4 gewinnt das Bild jedoch deutlich an Mikrokontrast.

Testbild Zhongyi Mitakon Speedmaster 35mm f/0.95 Mark II + Canon EOS M6 Mark II | 1/320 s, ISO-100

Nun aber zum Bokeh, die Schönheit, Weichheit oder Rundheit der Hintergrundunschärfe. Mit einer maximalen Lichtstärke von f/0.95 und einer Brennweite von 35 mm (Bildwinkel entspricht ~55 mm KB) lässt sich eine Hintergrundunschärfe erzeugen, die sonst Vollformat-Kameras mit f/1.4-Festbrennweiten vorbehalten ist: Selbst unruhige Hintergründe vermag das Zhongyi Mitakon Speedmaster butterweich zu zeichnen. Dank der neun Lamellen bleibt das Bokeh auch bis etwa f/2.8 kreisrund.

Testbild Zhongyi Mitakon Speedmaster 35mm f/0.95 Mark II + Canon EOS M6 Mark II | 1/50 s, ISO-100

Die Chromatische Aberration ist insbesondere in der Longitudinalen sichtbar, also als grüner und violetter Schleier an Kontrastkanten hinter respektive vor der Fokusebene. Je nach verwendetem RAW-Konverter lässt sich der Effekt etwas abschwächen und stört am Ende weit weniger. In der Kamera lässt sich der Effekt mangels EXIF-Informationen nicht korrigieren.

Testbild Zhongyi Mitakon Speedmaster 35mm f/0.95 Mark II + Canon EOS M6 Mark II | 1/60 s, ISO-100

Die Vignettierung fällt, wohl auch aufgrund der kompakten Bauweise mit nur 55 mm kleinem Frontgewinde, erwartungsgemäß hoch aus: Über 2 EV wird es in den äußersten Bildecken bei f/0.95 dunkler, ab f/2 hellen die Bildecken indes deutlich auf.

Fazit und Empfehlung

Es ist eine Umstellung und man muss es mögen vollmanuell zu arbeiten, der Lohn ist ein tolles Bokeh, der zusammen mit der Starken Vignettierung und der bei weitem nicht perfekt korrigierten chromatischen Aberration für einen gewissen Retro-Charme sorgen. Diejenigen, die bis in die letzte Bildecke knackscharfe Bilder erwarten, sollten sich jedoch anderswo umsehen.

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Das [[ASIN:B0752T65T3|Zhongyi Speedmaster 35mm f/0.95 Mark II]] könnte auf den ersten Blick als konkurrenzlos durchgehen, dank Speed Boostern lässt sich ein vergleichbares Bild an DSLM-Kameras jedoch durchaus kostengünstiger realisieren – und das mit Autofokus, EXIF-Daten und allem was die Fotografie in den letzten Jahrzehnten vereinfacht hat.