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Fairphone 4: Fair produziertes und umweltfreundliches Smartphone im Test

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Der niederländische Smartphone-Hersteller Fairphone versucht eine faire und umweltfreundliche Produktion einerseits mit moderner Technik andererseits unter einen Hut zu bringen. Das Ergebnis ist das Fairphone 4, dessen Einzelteile zum großen Teil vom Nutzer einfach manuell getauscht werden können. Wir haben den 579 Euro (UVP) teuren Nachfolger des Fairphone 3 getestet.

Das Fairphone 4 ist wie der Vorgänger fair produziert, technisch aber deutlich besser ausgestattet

Das Kunststoffgehäuse des Fairphone 4 wird von einem Alu-Rahmen zusammengehalten und wiegt stattliche 200 g. Trotz des kleinen Displays ist das Fairphone 4 mit 162 x 75,5 x 10,5 mm nicht gerade kompakt geraten. Die Verarbeitung ist robust, zumal unser Proband einen Wasser- und Staubschutz nach der IP54-Norm hat.

Geliefert wird das faire Smartphone in einem Karton aus recycelter Pappe ohne USB-Kabel und Netzteil, die extra bestellt werden müssen. Die Kunden sollen ihre alte technische Ausstattung am besten weiternutzen, denn das ist am besten für die Umwelt. Doch nicht nur die Verpackung, sondern auch das Smartphone selbst ist umweltfreundlich. Gold, Aluminium, seltene Erden und Kunststoffe stammen aus fairen und nachhaltigen Quellen. Laut Angaben des Herstellers wurden 2020 rund 56% der Materialien nachhaltig beschafft.

Eine Stärke des Fairphone 4 ist zudem die einfache Reparierbarkeit vieler Komponenten. Den Akku kann man manuell auswechseln. Bauteile wie das Display kann man mit einem Kreuz-Schraubendreher ausbauen und das neue Display-Modul bei Fairphone für 80 Euro bestellen. Fairphone hat sogar Anleitungen auf YouTube veröffentlicht. So sollen Kunden ihr Gerät möglichst lange nutzen können.

Das Fairphone 4 läuft auf einem reinen Android-Betriebssystem und soll so lange Updates erhalten

Das 6,3-Zoll-Display des Fairphone 4 hat eine Auflösung von 2.340 x 1.080 Pixeln und somit eine Pixeldichte von guten 410 ppi. Da der Hersteller auf die IPS-LCD-Technik setzt, glänzt die Anzeige zwar durch einen hohen Betrachtungswinkel, doch Farbe und Kontraste wirken matter als bei einem OLED-Bildschirm.

Leistung und Android

Ein Minuspunkt des Fairphone 4 ist die Akkukapazität, die mit 3.905 mAh deutlich kleiner ausfällt als bei vielen Konkurrenten. Zwar ist der Energiespeicher wie gesagt manuell tauschbar, doch in der Praxis hält er nur rund 24 Stunden durch. Ein neuer Akku in Herstellerqualität kostet übrigens mit 30 Euro auch nicht die Welt.

Ein Vorteil des Fairphone 4 ist hingegen die Update-Sicherheit. Zum Marktstart läuft es auf Android 11, doch ein Update auf Android 12 und 13 ist schon versprochen.

Als CPU kommt im Fairphone 4 ein Qualcomm Snapdragon 870 zum Einsatz, der mit schnellen 3,2 GHz getaktet ist und von acht GB Arbeitsspeicher unterstützt wird. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass das Fairphone 4 gute Werte in den Benchmark-Tests erzielt.

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Der interne Speicher ist mit 128 GB ausreichend groß bemessen. Auch der Arbeitsspeicher reicht mit sechs GB völlig aus. Für 649 Euro (UVP) bekommt man sogar eine Variante mit üppigen 256 GB internem Speicher und acht GB Arbeitsspeicher. Gut ist auch, dass man bei beiden Varianten des Fairphone 4 den Speicherplatz per microSD-Speicherkarte um bis zu 2 TB erweitern kann.

Kamera und Ton

Die suboptimale Kamera war ja einer der Hauptkritikpunkte am Fairphone 3. Der Hersteller hat deshalb hier ordentlich nachgelegt. Die Hauptkamera des Fairphone 4 löst mit stattlichen 48 MP auf und kann 4K-Videos drehen. Der IMX582-Bildsensor stammt von Sony und sorgt für qualitativ gute Tagaufnahmen:

Bei Tage hat die 48-MP-Hauptkamera des Fairphone 4 überhaupt keine Probleme und schießt detailreiche Bilder

Ebenfalls 48 MP Auflösung hat die danebenliegende Ultraweitwinkel-Kamera, die einen Sichtfeld von 120 Grad abdeckt. Leider sieht man hier deutliche Verzerrungen am Bildrand:

Bis auf die üblichen Verzerrungen am Bildrand sind auch Ultraweitwinkel-Fotos des Fairphone 4 schön anzusehen

Bokeh-Aufnahmen sind für das Fairphone 4 hingegen kein Problem. Erstaunlich gut gelingen dem Fairphone 4 auch Nachtaufnahmen. Wenn das anvisierte Objekt sich in der Nähe des Smartphone-Fotografen befindet, wird es vom LED-Blitzlicht kräftig ausgeleuchtet:

Das Fairphone 4 verfügt über ein starkes Dual-LED-Blitzlicht und stellt Farben und Kontraste auch im Dunklen gut dar

Die 25-MP-Frontkamera des Fairphone 4 kann Full-HD-Videos drehen und in puncto Fotografie vor allem bei Tage überzeugen. Für eine ordentliche Restlichtverstärkung sorgt hierbei der Sony-IMX576-Bildsensor. Im Dunklen greift zwar das helle Display-Fotolicht ein, doch es kommt zu leichten Körnungen und Unschärfen.

Die Frontkamera des Fairphone 4 löst mit 25 MP auf und schießt absolut ausgewogene Bilder

Der Lautsprecher-Sound des Fairphone 4 ist recht klar und kräftig und erreicht in der Spitze eine Lautstärke von 98 dB. Er neigt dann jedoch deutlich zum Scheppern. Stereo-Headsets gehören nicht zum Lieferumfang und auch eine Audio-Buchse sucht man vergebens. Die Ausgabequalität via USB ist nicht sonderlich prickelnd.

Mobilfunk (5G und LTE)

Am Router surft das Fairphone 4 über WLAN ac und mobil via 5G oder 4G. Zu Buche stehen bei unseren Messungen im Düsseldorfer 5G-Netz von Vodafone immerhin maximal 347 Mbit/s im Download und 91 Mbit/s im Upload. Via LTE ist das Mittelklasse-Smartphone aus den Niederlanden sogar noch schneller unterwegs. Im 4G-Netz von Vodafone erreichen wir sogar 359 Mbit/s im Download, aber nur 58 Mbit/s im Upload.

Die Sprachqualität des Fairphone 4 ist im Vodafone-Netz gut

Das Fairphone 4 verfügt über die aktuelle Bluetooth-Version 5.2 und NFC für mobiles Bezahlen. An der Sprach- und Empfangsqualität im Vodafone-Netz gibt es nichts auszusetzen. Im O2-Netz leistet sich das Fairphone 4 ab und zu kleinere Aussetzer in Innenräumen und Tunneln.

Fazit und Empfehlung

Das Fairphone 4 ist mit Preisen ab 579 Euro (UVP) nichts für Sparfüchse, denn vergleichbare Smartphones aus China gibt es schon für 200 Euro weniger. Der Käufer eines Fairphone 4 freut sich über eine faire und nachhaltige Produktion und die leichte Austauschbarkeit vieler Bauteile. Der ökologisch bewusste Kunde möchte viele Jahre Freude an seinem Smartphone haben.

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Technisch ist das Fairphone 4 auf dem neuesten Stand. Es bietet drei hochauflösende Kameras und einen schnellen Qualcomm-Prozessor. Darüber hinaus kann es via 5G, LTE und WLAN ac zügig im Internet surfen. Der interne Speicher ist mit 128 bzw. 256 GB ausreichend groß. Der größte Vorteil ist sicherlich die Update-Garantie für Android 12 und 13 – auch hier liegt der Gedanke der Nachhaltigkeit zugrunde.

Das Fairphone 4 ist gegenüber dem Vorgänger deutlich verbessert, hat aber auch ein paar Schwächen. Stereo-Headsets werden nicht mitgeliefert und eine 3,5-mm-Klinkenbuchse fehlt ebenso. Ein Netzteil und USB-Kabel muss man separat dazukaufen oder vom alten Gerät mitbringen. Das Display bietet eine anständige Auflösung, aber nur matte Farben.