Bereits vor gut vier Monaten testeten wir mit dem pqi Air Drive einen mobilen Flash-Speicher der via WiFi (W-LAN) Daten an Smartphone, Tablet und Co übertragen kann. Vor gut einem Monat bekamen wir die Chance einen ersten Blick auf die ersten Gehversuche von SanDisk zu werfen und nun auch die Möglichkeit einen umfangreichen Test durchzuführen, die Rede ist vom SanDisk Wireless Flash Drive (WFD).
Das Konzept ist praktisch identisch: Man kombiniere Flash-Speicher mit einem kleinen Akku und einem W-LAN-Chip, packe es in ein kleines Gehäuse und schreibe eine App zum Zugriff - Fertig. Was sich so einfach anhört ist es in der Realität natürlich nicht und es gibt viele potentielle Stolperfallen. Das einzige wahre Problem des pqi Air Drive war die App mit teils störend langen Wartezeiten von mehreren Sekunden, bis überhaupt der Ordnerinhalt aufgelistet wird.
Ein langer Weg
Dies war, so erfuhren wir bei einem Gespräch während der Präsentation in München, auch ein Grund für das etwas verspätete Erscheinen der SanDisk Connect-Familie. Bereits zur IFA 2012 erhielten wir erste, wenn auch vage, Andeutungen in Richtung einer neuen Produktkategorie, die Anfang 2013 erscheinen könnte, sich dann aber "zum Besseren verschoben hat". Neben Optimierungen an den Apps (Android, iOS und Kindle Fire) wurde nach Aussagen von SanDisk auch der Funktionsumfang weiter aufgebohrt und aus einem Produkt zwei.
Anfangs stand "nur" das Wireless Media Drive auf der Agenda, eine größere Version des heute getesteten Wireless Flash Drive, welches jedoch erst in einigen Wochen unsere Redaktion und später auch den Handel erreichen wird. Doch genug der Historie, denn heute soll es um das SanDisk Wireless Flash Drive gehen.
Die "Wartezeit", sofern man bei einem offiziell nicht angekündigten Produkt davon sprechen kann, hat sich jedoch gelohnt - so viel sei an dieser Stelle bereits verraten. Das WFD ist von der Form her vergleichbar mit einem normalen USB-Stick, außen komplett aus Plastik gefertigt und mit 27 g ein echtes Leichtgewicht. Gebürstetes Aluminium wäre als Werkstoff sicherlich schöner, ist jedoch aufgrund der abschirmenden Wirkung nicht einfach mit einem W-LAN-Sender in Einklang zu bringen. Die Verarbeitungsqualität fällt dementsprechend in die Kategorie gut, sprichwörtlich "vom Hocker" reißt sie einen jedoch nicht.
Funktionsumfang
Falls die Frage aufkommen sollte, wofür man einen WiFi-Flashspeicher gebrauchen kann, ein paar mögliche Anwendungsszenarien: Das eigene Smartphone leidet mal wieder unter akutem Platzmangel und dank schickem Unibody-Gehäuse fällt die Erweiterung mit einer microSDXC-Speicherkarte flach. Geht es dann mit dem Auto, Familie und Kindern in den Urlaub, dient das Tablet mittlerweile oft als kleiner Fernseher - praktisch hier ein paar entsprechende Serien dabei zu haben. Nach dem Ausflug lassen sich dann noch schnell die schönsten Bilder und Videos auf dem Speicher ablegen und gleichzeitig mit mehreren Leuten teilen.
Der kurze Abriss hat natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, zeigt aber gute einige der Möglichkeiten auf. Alle Arten von Dateien lassen sich auf dem SanDisk Connect WFD bequem via App oder den Webbrowser am PC/Notebook ablegen und abrufen. Das Wireless Flash Drive kann bis zu drei Videos in HD-Qualität gleichzeitig streamen oder sonst bis zu acht Geräte parallel mit weniger anspruchsvollen Dingen wie Musik, Bilder oder Office-Dokumenten versorgen. Dabei können natürlich auch Endgeräte mit verschiedenen Betriebssystemen (Android, iOS und Web-Browser/DAV) zugleich auf das WFD zugreifen.
Die Verbindung erfolgt standardmäßig unverschlüsselt, kann jedoch auch mittels WPA2-Verschlüsselung geschützt werden. Auf dem Wireless Flash Drive selbst gibt es jedoch keine "Rechteverwaltung". Dies macht die Anwendung zwar sehr intuitiv, nur hat so jeder Benutzer vollen Lese- und Schreibzugriff. Neben einer direkten Verbindung kann sich der WFD auch in ein lokales W-LAN-Netz einklinken und blockiert somit nicht den Zugriff auf das Internet oder andere Netzwerkgeräte. In unserem Set-Up (AVM FritzBox 7270 v3) funktionierte dies leider noch nicht, hier besteht für die App-Entwickler noch Optimierungsbedarf.
App für Android, iOS und Amazon Kindle Fire
SanDisk hat für das Wireless Flash Drive zwei komplett eigenständige Apps für Google Android und Apple iOS entwickelt, um die Vorteile der jeweiligen Plattform möglichst gut nutzen zu können. Neben den offensichtlichen Designunterschieden ist dies unter Android beispielsweise die bequeme Funktion das Wireless Flash Drive nicht im W-LAN-Menü vorab auszuwählen zu müssen, sondern sich stattdessen direkt aus der App heraus zu verbinden - dies ist besonders bei mehreren Geräten hilfreich. Für den Test haben wir die aktuelle Android-Version (1.0.1) eingesetzt, konnten in München jedoch auch einen Blick auf die iOS-Version werfen.
Die Kernfunktionalitäten sind jedoch identisch: Auf dem Wireless Flash Drive springt dem Nutzer eine vertraute Ordnerstruktur entgegen, Standardmäßig die Ordner 'Documents', 'Music', 'Photos' und 'Videos'. Unter 'Documents' sowie 'Videos' findet man zudem Anleitungen in Form von PDF-Dokumenten und vier sehr anschaulichen Videos - beides leider nur in englischer Sprache. Mit einer Auflösung von 1.024 x 576 Pixeln (16:9) lassen sich letztere auf jedem aktuellen Smartphone und Tablet wiedergeben, die Entscheidung gegen FullHD ist also durchaus verständlich. Die Navigation durch die Ordner ist bis auf wenige Ausnahmen sehr flink, langsam wird es nur bei hoher Belastung, z.B. wenn Gerät A ein HD-Video vom WFD streamt und zeitgleichen Gerät B einen Ordner mit vielen Bildern abruft, bei dem noch Vorschaugrafiken generiert werden müssen.
Auch hier steckt noch Optimierungsbedarf: Vorschaubilder (Thumbnails) für Videos gibt es derzeit nicht und selbige für Fotos sind zumeist arg verpixelt. Bei unseren Nachforschungen fanden wir heraus, dass aktuell die in den EXIF-Daten (Metadaten in JPEG-Bildern) hinterlegten Vorschaubilder angezeigt werden. Entfernt man diese manuell, erstrahlen die Vorschaubilder in hoher Auflösung. Die letzten beiden Fotos in der Galerie (Toshiba Exceria Pro CF-Speicherkarten) zeigen dies gut: Links ohne EXIF-Daten, rechts das Standardbild mit EXIF-Daten. Wir haben SanDisk bereits vor Erscheinen des Artikels über dieses und andere "Probleme" in Kenntnis gesetzt, das Feedback wurde auch schon an die App-Entwicklung weitergeleitet.
Die Android-App nutzt zum Abspielen von Videos den installierten Videoplayer. Sind mehrere Anwendungen installiert, erscheint das bekannte Auswahlmenü. Bilder werden direkt in der App angezeigt, wahlweise auch als Diashow. Auch hier ist noch Verbesserungspotential vorhanden, so werden die Bilder aktuell erst beim Aufruf geladen und nicht vorab (Preload). Dadurch wird die Diashow oft durch ein "Bild wird geladen"-Fenster unterbrochen, die Preload-Funktion steht jedoch ebenfalls bereits auf der To-Do-Liste. Über einen Download-Button in der oberen, rechten Ecke lassen sich alternativ Dateien auswählen und anschließend herunterladen.
Raum für Verbesserungen
Man merkt es schon: Hier und da gibt es kleinere Fehler, die einem aber trotzdem ins Auge springen. SanDisk wird höchstwahrscheinlich einiges davon noch sehr schnell umsetzen (z.B. die erwähnte Preload-Funktion), die Vorschaubilder werden jedoch sicherlich ein Firmware-Update des Sticks selbst notwendig machen. Selbige befindet sich bereits auf Version 3.0.0 und das merkt man dem Wireless Flash Drive auch an. Abseits der kleinen "Problemchen" läuft das WFD bereits richtig rund. Die Ordnernavigation ist flink, die kaum nennenswerte Einrichtung intuitiv und schnell erledigt, der Betrieb stabil und der Funktionsumfang kann definitiv mit der Konkurrenz mithalten.
Auf unserem Wunschzettel steht derweil noch ein "Nur-Lesen"-Zugang für Kinder und Gäste sowie generell die Möglichkeit einzelne Ordner zu schützen. Eine App für Windows Phone 8 als auch Windows 8 (Modern UI) wäre darüber hinaus eine willkommene Erweiterung des potentiellen Nutzerkreises. Freunde von NFC (Near Field Communication) mögen jetzt nach selbiger Technik schreien, zumindest unter Android ist dies dank der einfachen Auswahl des WFD nicht notwendig und Apple bietet derzeit noch kein Gerät mit NFC an.
Geschwindigkeit wäre der letzte, große Punkt auf der Liste. Dies betrifft nicht die App sondern vielmehr die Datenübertragung, sprich das W-LAN, selbst. Videos werden mit etwa 2 bis 3 MB/s heruntergeladen, auf das Wireless Flash Drive geht es mit knapp der halben Geschwindigkeit. Das reicht zwar für gängige Anwendungen, Potential ist aber vorhanden. Die Übertragung via USB 2.0 am PC könnte ebenfalls schneller sein, ist aber kein "Must-Have"-Feature. Denn der Speicher wird durch eine microSDHC-Speicherkarte (SanDisk Ultra Mobile) bereitgestellt und selbige lässt sich notfalls schnell in einen passenden Kartenleser stecken um die maximale Geschwindigkeit auszureißen.
Fazit
Man kann das [[ASIN:B00DBX371C|SanDisk Connect Wireless Flash Drive]] wohl als "digitales Lagerfeuer" bezeichnen: Ein Gegenstand, der Mittelpunkt im "Zusammensein 2.0" ist, ohne dabei jedoch selbst zum Thema zu werden oder im Mittelpunkt zu stehen. Besonders aufgrund der kompakten Abmaße und dem nicht weiter auffallend Gewicht passt der WFD in jede Hosentasche und avanciert zum "Immer Dabei"-Speicher für den Berufsalltag, Urlaube, Partys und Co. Dabei kommt dem WFD auch die Nutzbarkeit auf verschiedenen, etablierten Plattformen zu Gute.
Die Preisgestaltung ist mit 49,90 Euro für das 16-GB-Modell und 59,90 Euro für das 32-GB-Modell (beides UVP) sehr gut, besonders der realistische Aufpreis für die zusätzlichen 16 GB Speicherplatz ist eine erfreuliche Neuerung im IT-Bereich. Noch unterstützt das Wireless Flash Drive keine microSDXC-Speicherkarten, auf Seiten der Hardware liegt jedoch die Unterstützung, sodass wir wahrscheinlich noch mit einem entsprechenden Update rechnen können.