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RAW-Video und (fast) 4K: Magic Lantern revolutioniert die DSLR-Welt. Erneut.

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Vor gut 4 Jahren veränderten zwei Namen maßgeblich die Welt der digitalen Filmproduktion: Canon EOS 5D Mark II und Magic Lantern - Zu wahrer Größe wuchsen sie als Paket. Die zweite Generation der 5D-Serie brachte auf einem Vollformat-Sensor einen FullHD-Videomodus (1080p), externe Mikrofone und mehr in die DSLR-Welt. Der Effekt war gewaltig.

Canon EOS 5D Mark II + Magic Lantern

Der große Sensor erlaubte in Kombination mit lichtstarken Objektiven ein Spiel mit der Tiefenschärfe, wie es zuvor nur professionelle Film-Kameras mit entsprechenden Objektiven, jeweils oft jenseits der 20.000-Euro-Marke, konnten. Zu einem Gesamtpreis von insgesamt unter 3.000 Euro!

Magic Lantern LogoDoch es mangelte an vielen Dingen im Menü der Kamera. Einen Schwachpunkt den der ambitionierte Filmer Trammel Hudson, Initiator von Magic Lantern und begabter Programmierer, beseitigte. Im Laufe der Zeit wurde Magic Lantern, dank eines immer größeren Teams, auf immer mehr Kameras portiert und mit mehr Funktionen ausgestattet.

Heute, im Jahre 2013, werden die Modelle 5D Mark II, 50D, 60D, 500D, 550D und 600D unterstützt, Versionen für die Canon EOS 7D, 5D Mark III, 5D C, 1100D und 40D sind in Arbeit. Die Funktionen starten bei simplen Dingen, wie dem Einblenden von sog. Cropmarks (Einblendung von Linien im LiveView-Bild um z.B. einen 2,21:1 im Dreh berücksichtigen zu können) und der manuellen Audio-Pegelkontrolle und gehen bis zu komplexen "Kamerafahrten" mittels Focus-Stacking (fokussieren von Vorder- zu Hintergrund oder umgekehrt).

2013: Auf ein neues!

Wer denkt die Entwickler würden nur noch an der Unterstützung neuer Kameras arbeiten, der irrt. Eine aktuelle Vorabversion für die Canon EOS 5D Mark III, zum Erscheinungspunkt dieses Artikels nicht einmal als Alpha-Version tituliert, setzt zum nächsten Rundumschlag an: RAW-Video, eine frei wählbare Auflösung und auch die Unterstützung von 4K-Video!Canon EOS 5D Mark III Was erst nach einem späten Aprilscherz klingen mag könnte bald Realität werden. Die Kollegen von EOS HD haben bereits die aktuelle Vorabversion getestet und Videomaterial sowie Einzelbilder veröffentlicht. Das Ergebnis ist schlichtweg atemberaubend!

Das RAW-Video bietet die gleiche Bildqualität wie die entsprechenden RAW-Bilder aus der Kamera, das heißt unter anderem 14 bit Farbtiefe und einen Dynamikumfang von etwa 12 EV. Wird die volle Sensorfläche benutzt, stehen folgende Formate zur Verfügung:

  • 1920 x 1280 (3:2), 1920 x 1080 (16:9)
  • 1280 x 720 (16:9), 1280 x 1280 (1:1)

Werden die Pixel 1:1 ausgelesen, das heißt nicht bereits in der Kamera verrechnet, lassen sich auch weitaus höhere Auflösungen erreichen. Die Auflösung lässt sich auf Wunsch beliebig einstellen, bereits getestet wurden folgende Einstellungen:

  • 3592 x 1320 (2,7:1)
  • 2880 x 1320 (2,2:1)
  • 2560 x 1080 (2,4:1)
  • 1920 x 1080 (16:9)
  • 1280 x 720 (16:9)

Was fehlt? Was wird benötigt?

Aktuell ist noch einiges an Arbeit zu verrichten und auch die Anforderungen an die Ausrüstung sowie Nachbearbeitung sind nicht zu verachten. Primär sind die immensen Datenmengen ein Problem. Für die Modi jenseits der 2,5K (2560x1080) werden gerne über 90 MB/s Schreibgeschwindigkeit gebraucht. Nur moderne High-End CompactFlash-Speicherkarten erreichen solche Geschwindigkeiten auch abseits der Produktverpackung.Canon EOS 5D Mark III Das Video wird als .raw abgespeichert und muss am PC zu einzelnen DNG-Dateien oder als MJPEG-Film exportiert werden. Erstere lassen sich dann beispielsweise in einem Ordner ablegen und als Sequenz in Adobe AfterEffects bearbeiten. Das Verfahren hat jedoch nicht nur Nachteile: Leistungsstarke PCs können wesentlich effektivere Algorithmen für die Debayer-Filterung benutzen, der Kamera wird zudem Rechenlast abgenommen.

Und dies ist wohl auch nötig. Zwar gibt es noch keine abschließenden Ergebnisse, aber insbesondere der Bildprozessor (Digic 5+) als auch der Controller für Speicherkarten dürften stärker belastet werden als es ursprünglich vorgesehen war. So war es auch mit die einzige Hardwareanpassung der Canon EOS 1D-C gegenüber der 1D X, einen Kühlkörper auf den Bildprozessor zu montieren. In ersten Tests konnten jedoch zumindest kurze Filmsequenzen mit der Canon EOS 5D Mark III in 2,5K-Auflösung problemlos aufgenommen werden, wenn auch die Kamera bereits wärmer geworden sein soll als üblich.

Neben der Finalisierung gibt es aktuell zudem Bemühungen die Anpassungen auch auf die Modelle Canon EOS 6D, 5D Mark II und sogar die EOS 600D zu übertragen. Bereits jetzt scheint die Nachricht einen kleinen Ansturm auf die [[ASIN:B007KKKJYK|Canon EOS 5D Mark III]] zu verursachen, womöglich wird der Hype mit dem finalen Erscheinen des Mods ähnliche Ausmaße annehmen wie zu Zeiten der 5D Mark II.

Wir werden das Thema weiter verfolgen und zu gegebener Zeit an unserem 5D III-Modell selbst testen. Bereits jetzt scheint aber sicher: Die Entwickler von Magic Lantern bringen erneut Funktionen der 10.000-Euro-Klasse in den Bereich für ambitionierte Filmer. Wer die Entwickler bei ihrem Vorhaben unterstützen möchte, kann dies hier auf einfachem Wege tun.


Kommentare

balu_derbaer am

Was genau ist denn jetzt Magic Lantern????

Matze am

Eine freie Firmware-Erweiterung für Canon-DSLR-Kameras.