Canon konnte und kann mit seinem günstigen Ultraweitwinkel-Zoom EF-S 10-18 mm IS STM große Erfolge feiern: Der günstige Preis, kombiniert mit einer ordentlichen Bildqualität, schieben das Objektiv regelmäßig in die Top 5 der Objektiv-Bestseller auf Amazon - und auch andernorts verkauft sich das Objektiv blendend. Nun zieht Nikon mit dem AF-P 10-20 mm f/4.5-5.6G VR nach.
Wie auch Canon lehnt Nikon das Objektiv vom Design her an die aktuellen, hauseigenen Kit-Objektive mit modernem Schrittmotor-Autofokus (AF-P) an. Mit einem Gewicht von knapp über 200 Gramm fällt das Objektiv zudem sehr leicht aus. Im Lieferumfang ist ferner eine Streulichtblende enthalten. Auf einen Staub- und Spritzwasserschutz, eine geschützte Fokusskala oder andere gehobene Ausstattungsmerkmale muss jedoch verzichtet werden. Auch Schalter zum (de-)aktivieren von Autofokus und Bildstabilisator fehlen.
Autofokus und Bildstabilisator
Für eine schnelle, präzise und zudem beinahe lautlose Fokussierung sorgt ein Schrittmotor-Autofokus (AF-P). Wie bei allen Schrittmotoren erfolgt die manuelle Fokussierung elektronisch über den Motor und nicht mechanisch, wie bei anderen Konstruktionsarten (Mikro- oder Ultraschallmotor).
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Der Bildstabilisator erreicht in der Praxis eine Effektivität von 2-3 EV, somit lassen sich auch in der abendlichen Dämmerung noch Fotos aus der Hand schießen. Erfahrungsgemäß ist bei Ultraweitwinkel-Objektiven eine Stabilisierung jedoch nicht zwingend notwendig. Umständlich gelöst: Der Bildstabilisator lässt sich nur über das Kameramenü abschalten.
Bildqualität
Die Bildqualität fällt insgesamt eher durchschnittlich aus, vor allem die Bildschärfe lässt in der 100-Prozent-Ansicht am PC des Öfteren zu wünschen übrig. Im Bildzentrum ist die Bildschärfe, egal ob offenblendig oder mit reduzierter Lichtstärke, befriedigend bis gut, erreicht aber nie die hohe Qualität diverser Konkurrenzmodelle.
Am Bildrand lässt sich, über den gesamten Brennweitenbereich, ebenfalls nur wenig Bildschärfe durch Abblenden herauskitzeln. Immerhin steigt der Kontrast zum Teil deutlich an und lässt das gesamte Bild etwas weniger "verwaschen" oder matt wirken.
Viel störender als die geringe Auflösung ist jedoch die zum Teil massive chromatische Aberration (violette und grüne Farbsäume an harten Kontrastkanten) am Bildrand. Auch hier lässt sich durch Abblenden leider nur wenig an der Situation verbessern. Die Verzeichnung ist zum Bildrand hin sichtbar, lässt sich aber Erfahrungsgemäß sehr gut korrigieren, sobald entsprechende Profile für RAW-Konverter vorliegen.
Nicht ganz so wichtig für ein Ultraweitwinkel-Zoom-Objektiv: Das Bokeh, die Schönheit oder Rundheit der Hintergrundunschärfe, ist etwas unruhig, sofern sie denn aufgrund der gegebenen Umstände überhaupt sichtbar wird. Von allen genannten Schwächen lässt sich damit aber noch am ehesten leben.
Fazit
Es scheint ein wenig so, als hätte Nikon nicht ganz verstanden, warum sich das Canon EF-S 10-18 mm IS STM so gut verkauft. Mit einem Ladenpreis von etwa 220 Euro geht Canon beinahe mit dem halben Preis ins Rennen, hat zugleich weniger Probleme mit chromatischer Aberration und bietet damit ein faires Paket. Das [[ASIN:B072639587|Nikon AF-P 10-20 mm f/4.5-5.6G VR]] ist mit einem Ladenpreis von beinahe 400 Euro (Stand: 06.08.2017) schlichtweg überteuert und fordert vom Kunden dafür zu große Kompromisse bei der Bildqualität.
Das größte Problem von Nikon ist dabei vor allem die Konkurrenz von Drittherstellern: Das [[ASIN:B002D2VSD6|Sigma 10-20 mm f/3.5 EX DC HSM]] bietet eine deutlich höhere Bildqualität und eine höhere Lichtstärke zum gleichen Preis, von oberhalb drückt das neue Tamron 10-24 mm HLD.