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Sony Alpha 7R III - Feinschliff der dritten Generation im Test

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An den grundlegenden Spezifikationen ändert sich wenig, an der Ausstattung dafür umso mehr: Die Rede ist von der Sony Alpha 7R III. Geblieben ist eine hohe Auflösung von 42 Megapixeln, gebannt auf einen beweglichen Vollformatsensor in einem sehr kompakten DSLM-Gehäuse. Akku, Anschlüsse, Speicherkarten-Slot, Sucher und Co wurden derweil modernisiert.

Sony Alpha 7R III zusammen mit dem Canon EF 70-300 mm IS II USM (via Sigma MC-11)

Erstmals in der A7-Serie von Sony ist nun ein Joystick zu finden, der sich zum Verschieben der Fokusfelder einsetzen lässt. Wie bei fast allen anderen Bedienelementen der Kamera fällt jedoch auch hier die Bedienbarkeit mit Winterhandschuhen eher umständlich bis unmöglich aus. Auch das weiterhin fehlende Schulterdisplay ist ein klares Manko gegenüber der DSLR-Konkurrenz.

Der Vorteil der A7-Serie liegt dafür auf der Hand: So klein und so leicht (657 g) ist kaum eine andere Vollformatkamera. Die knappen Platzverhältnisse zwingen auch bei den Anschlüssen zu Kompromissen: Der moderne USB-C-Anschluss wird unter anderem vom empfindlichen micro-HDMI (Typ D) begleitet. Am zuweilen chaotisch wirkenden Menü ändert sich leider auch wenig.

Sony Alpha 7R III: Im Inneren bleibt es bei 42 Megapixeln auf einem Exmor R Bildsensor in Vollformatgröße

Besonders erfreulich: Sony hat nach viel Kritik endlich eingesehen, dass es einen größeren Akku braucht um anständige Akkulaufzeiten zu ermöglichen. Der neue [[ASIN:B071NHTQMJ|NP-FZ100]] speichert mit 16,4 Wh mehr als doppelt so viel Energie wie der bisherige NP-FW50 (7,7 Wh).

Serienbild und Autofokus

Der BIONZ X-Bildprozessor wird nun vom sogenannten Front-End LSI unterstützt. Vorteil: Sony verdoppelt die Serienbildgeschwindigkeit von 5 auf 10 Bilder je Sekunde in voller Auflösung. Auch der integrierte Pufferspeicher wächst mit und bietet für über 70 RAW-Bilder in voller Geschwindigkeit Platz. Aufgrund der enormen Datenmengen und des nach vielen Jahren endlich überarbeiteten Speicherkarten-Controllers, empfehlen sich UHS-II-Speicherkarten für eine möglichst schnelle Speicherung von Bild- und Videomaterial.

Sony Alpha 7R III: Der 2. Kartenslot (oben) unterstützt nur das UHS-I-Protokoll

Ebenfalls lange überfällig im Profi-Segment war ein Dual-SD-Slot: Insbesondere für Hochzeitsfotografen ist ein direktes Back-Up oft unerlässlich. Leider ist nur der untere Steckplatz (#1) in der Lage UHS-II-Speicherkarten voll auszureizen. Auch ist die Sony A7R III nicht "intelligent" genug selbstständig von Slot 1 auf 2 umzuschalten, sollte sich keine Karte in Fach 1 befinden.

Sony Alpha 7R III + Canon EF 70-300 mm IS II USM | 256 mm, f/5.6, 1/500 s, ISO-400

Der Hybrid-Autofokus kommt auf 399 Phasen-AF-Punkte, kombiniert mit dem Kontrast-AF (425 Felder) vom Bildsensor - und das praktisch über den kompletten Bildsensor verteilt. Neben der guten Nachverfolgung (AF-Tracking) hat auch die Geschwindigkeit gegenüber dem Vorgänger noch einmal zugelegt und könnte nun auch Profis überzeugen.

Bildqualität

"Im Westen nichts Neues" - so lautet die Wasserstandsmeldung an der Bildsensor-Front. Es bleibt bei einer Auflösung von 42 Megapixeln und auch am gewohnt ordentlichen Rauschverhalten ändert sich nichts. Sehr gut möglich, dass es aus technischer Sicht schlichtweg keine Änderungen am Bildsensor gab. Abseits der höheren Auslesegeschwindigkeit.

Sony Alpha 7R III + Irix 15 mm f/2.4 Firefly | 15 mm, f/8, 1/250 s, ISO-100

Da verwundert es nicht, dass auch der Dynamikumfang auf bekannt hohem Niveau liegt und damit auch Landschaftsfotografen genügend Spielraum in den RAW-Bildern für anspruchsvolle Lichtsituationen bietet. Echte Schwächen? Fehlanzeige!

4K-Videomodus

Mehr Evolution als Revolution auch beim Videomodus: Panasonic hat zuletzt mit Timecode-Generator, Dual-Native-ISO (Lumix GH5s), DCI-4K 60 FPS, HDR-Video (HLG), HD-Audio und Co massiv vorgelegt. Sony integriert zwar auch einen HDR-Modus (HLG) und bietet zumindest rudimentäre Timecode-Funktionen, verliert aber langsam den Anschluss.

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Anschlussseitig ist der empfindliche micro-HDMI-Stecker keine gute Wahl für Video-Profis. Noch weniger nachvollziehbar ist die Änderung am Anschluss-Layout: Mikrofon-Eingang und Kopfhörer-Ausgang befinden sich nun unter zwei separaten Abdeckungen. Wer bei Wind und Wetter filmt, ist somit gezwungen X-Sync- und HDMI-Anschluss offen zu lassen.

Sony Alpha 7R III: Vor allem bei den Anschlüssen gibt es Neuheiten wie USB-C zu sehen [Bildmaterial: Sony]

Doch genug gemeckert: Die Bildschärfe im 4K-Videomodus ist ausgezeichnet und auch der Autofokus inklusive Gesichtsverfolgung macht einen sehr guten Job. Vor allem für schnelle Aufnahmen "nebenbei" in hoher Qualität ist die A7R III damit wie gemacht.

Fazit und Empfehlung

Sie ist besser geworden, gar keine Frage. Doch die "perfekte Kamera" ist auch die Sony Alpha 7R III nicht. Sinnvollen Neuerungen wie dem zweiten Cardslot, Autofokus-Joystick und größerem Akku stehen ein teils willkürlich sortiert wirkendes Menü, schlechte Bedienbarkeit mit Handschuhen, fragwürdige Anordnung der Anschlüsse und viele weiteres Details gegenüber.

Sony Alpha 7R III + Irix 15 mm f/2.4 Firefly | 15 mm, f/8, 3.2 s, ISO-50

Natürlich ist all das Kritik auf sehr hohem Niveau, mit einer UVP von 3.500 Euro ist die Sony Alpha 7R III aber auch keine Schnäppchen, bei dem das ein oder andere Problem zu verzeihen ist. Professionelle Anwender sollten sich folglich die Zeit nehmen und in der Praxis eruieren, ob die kleinen Probleme im Alltag zu großen werden. Falls nicht, gibt es technisch praktisch nichts auszusetzen.