Viereinhalb Jahre hat es von der ersten spiegellosen Vollformatkamera bis zum ersten passenden Objektiv von einem der beiden großen Dritthersteller, Sigma und Tamron, gedauert. Während Sigma auf der CP+ 2018 eine Reihe adaptierter Festbrennweiten vorstellte, schickt Tamron sein natives 28-75 mm f/2.8 Di III RXD (Modellnummer: A036) ins Rennen.
Dabei schiebt Tamron zwei essentielle Punkte vieler DSLM-Besitzer in den Vordergrund: Größe und Gewicht. Mit gerade einmal 550 g und einem Filtergewinde von 67 mm Durchmesser fällt das Objektiv deutlich leichter und kleiner aus als vergleichbare 24-70 mm f/2.8, die schnell ein Kilogramm und mehr auf die Waage bringen. Dies ist zugleich der Hauptgrund für 28 statt 24 mm als Startbrennweite.
Umso erstaunlicher, dass Tamron im kompakten Gehäuse auch noch Platz für einen umfangreichen Staub- und Spritzwasserschutz gefunden hat. Dem Rotstift zum Opfer gefallen ist indes eine Fokusskala sowie ein Ein-/Ausschalter für den Autofokus.
Autofokus (RXD)
Ebenfalls aus Gründen der Gewichts- und nicht zuletzt auch Kostenreduktion verzichtet man bei Tamron ferner auf eine optische Bildstabilisierung (OS). Da der potentielle Käuferkreis primär aus Sony-Alpha-7-Besitern bestehen dürfte, ist dies angesichts der vorhandenen Bildstabilisierung in den Kameras (IBIS, Sony SteadyShot) kein gravierendes Problem.
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Der Schrittmotor-Autofokus (RXD, Rapid eXtra-silent stepping Drive) arbeitet nahezu lautlos und flott, wenn er auch nicht ganz das Spitzenniveau der Konkurrenz erreicht. Für ein Objektiv, das durchaus als Allrounder bezeichnet werden kann, ebenfalls wichtig: Die kurze Naheinstellgrenze von 19 cm (Weitwinkel) bis 39 cm (Tele) erlaubt Abbildungsmaßstäbe von bis zu 1:2,9 (Pseudo-Makro).
Bildqualität
Bei der Bildschärfe hinterlässt das Tamron 28-75 mm f/2.8 Di III RXD einen guten Gesamteindruck. Die Leistung ist dabei über den gesamten Brennweitenbereich sehr konstant: Im Bildzentrum reicht bereits moderates Abblenden auf f/4 für eine sehr gute Bildschärfe, am Vollformat-Bildrand sollte es hingegen eher f/5.6 sein, um auch das Maximum aus dem Objektiv herauszuholen.
Beim Bokeh, der Schönheit oder Weichheit des Hintergrunds, überzeugt Tamron mit einem weichen Übergang, ruhigen Strukturen und fast perfekt runden Bokeh-Bällen. Grundlage dafür sind neun abgerundete Blendenlamellen, die nur bei sehr unruhigen Hintergründen Probleme bekommen ein cremiges Bokeh zu zeichnen.
Die Chromatische Aberration (Farbquer- und längsfehler) hat Tamron abermals sehr gut in den Griff bekommen: Selbst in der 100-Prozent-Ansicht sind fast keinerlei Farbsäume an harten Kontrastkanten im Bild erkennbar – Korrekturen im RAW-Konverter sind dementsprechend nicht zwingend notwendig.
Vignettierung ist nur bei langen Brennweiten und maximaler Lichtstärke (f/2.8) am Vollformat-Bildrand deutlich sichtbar und lässt sich durch moderates Abblenden einfach in den Griff bekommen.
Fazit und Empfehlung
Es ist ein spannendes Marktumfeld, in dem sich das [[ASIN:B07CSXTGJJ|Tamron 28-75 mm f/2.8 Di III RXD]] bewegt. Nur knapp 800 Euro für ein lichtstarkes, Vollformat-taugliches Standardzoom-Objektiv mit aktueller Technik und noch dazu sehr kompakt? Das überzeugt!
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Die Entscheidung für 28 statt 24 mm als Anfangsbrennweite ist dabei der größte Kritikpunkt vieler (Hobby-)Fotografen, wenn auch unserer Erfahrung nach in der Praxis kein Beinbruch: Wer in den Bereich Landschafts- oder Architekturfotografie tendiert, hat oft ein dediziertes Weitwinkelobjektiv dabei.
Konkurrenz? Praktisch preisgleich ist das [[ASIN:B00FYRLSIC|Sony SEL2470Z]] (24-70 mm f/4) angesiedelt. Vorteil für das Sony: Ein etwas flotterer Autofokus, optischer Bildstabilisator, ein Metallgehäuse und 24 statt 28 mm im Weitwinkel. In Sachen Lichtstärke, Bildqualität und Bokeh liegt hingegen Tamron vorn – und bietet zusätzlich ein leichtes, wetterfestes Gehäuse.