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Sigma 70 mm f/2.8 DG HSM Macro ART - Neuauflage eines Klassikers im Test

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Ein paar Jahre wurde es gar nicht mehr produziert, dann wurde zur diesjährigen CP+ in Yokohama direkt eine Neuauflage angekündigt: Die Rede ist vom Makro-Klassiker Sigma 70 mm f/2.8 DG HSM Macro Art. Der Vorgänger hat es vor allem aufgrund der hohen Bildschärfe zum fairen Preis zu einigem Ruhm geschafft – ob der Nachfolger mit der neuen Konkurrenz mithalten kann?

Sigma 70 mm f/2.8 DG HSM Macro ART

Schon beim Auspacken werden die Unterschiede offensichtlich: Das Gehäuse ist schlanker und zugleich länger konstruiert. Für ein Vollformat-taugliches Objektiv mit hoher Lichtstärke ist vor allem das nur 49 mm messende Filtergewinde erstaunlich kompakt. Obwohl Sigma beim Gehäuse nun auf eine (hochwertige) Kunststoffkonstruktion setzt, hat sich das Gewicht im Vergleich zum Vorgänger mit Metallgehäuse nur marginal verringert. Ein möglicher Grund und zugleich großer Pluspunkt: Sigma spendiert dem Objektiv einen umfassenden Staub- und Spritzwasserschutz.

Fokus und Autofokus

Geblieben ist hingegen der (zweistufige) Floating-Fokusmechanismus: Der Vorteil dieser, heute eher selten anzutreffenden und komplexen, Konstruktionsart ist eine hohe Bildschärfe über den gesamten Bild- und Fokusbereich. Insbesondere letzterer Punkt ist für ein Makroobjektiv entscheidend, soll die Auflösung von der Naheinstellgrenze bis Unendlich möglichst konstant bleiben.

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Doch wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten: So sehr gerade Makroobjektive profitieren, so sehr fallen auch die Nachteile überdeutlich auf. Ein Großteil der Objektivkonstruktion muss zum Fokussieren über weite Strecken verschoben werden. Kombiniert mit Sigmas Bauart ohne Innenfokussierung ergibt das einen langsamem Fokus sowie eine deutliche Verlängerung des Objektivtubus.

Auch der manuelle Fokus wird über einen Motor realisiert (Focus-by-Wire). Der Vorteil liegt in einer sehr präzisen Steuerung, der Nachteil in einem nicht konstanten Verhältnis zwischen Drehwinkel (Fokusring) und daraus resultierender Verschiebung des Fokus.

Bildqualität

Bei den Kernkompetenzen hat sich wenig verändert: Die Bildschärfe ist von der Naheinstellgrenze bis zur Unendlich-Position konsistent und auf hohem Niveau – von der Bildmitte (siehe Bild unterhalb) bis zum Bildrand. Im Bildzentrum ist das Objektiv bereits bei Offenblende (f/2.8) beinahe am Auflösungsmaximum angelangt: Erstklassig!

Sigma 70 mm f/2.8 DG HSM Macro ART: Bildqualität im Bildzentrum bei f/2.8 und f/4 im Vergleich

Auch am Bildrand ändert sich daran wenig: Bereits bei Offenblende f/2.8 können sich selbst die äußersten Bildränder am Vollformatsensor sehen lassen und reproduzieren auch noch feinste Details. Wer auch in den Bildecken das Maximum aus dem Objektiv herausholen will, blendet bis f/5.6 ab. In der Makrofotografie sind ohnehin meist noch kleinere Blenden üblich.

Sigma 70 mm f/2.8 DG HSM Macro ART: Bildqualität am Bildrand bei f/2.8 und f/4 im Vergleich

Wofür dann überhaupt die hohe Lichtstärke: Danke des cremigen Bokeh, der Schönheit, Weichheit oder Rundheit der Hintergrundunschärfe, eignet sich das Sigma 70 mm f/2.8 Macro ART Sowohl für Portraits als auch Makrofotos. Die Chromatische Aberration (Farbquer- und längsfehler) hat man ebenfalls gut im Griff: Selbst bei Offenblende und am Bildrand (Vollformat) sind kaum Farbsäume zu erkennen. Korrekturen in der Nachbearbeitung sind so prinzipiell nicht zwingend notwendig. 

Testbild Sigma 70 mm f/2.8 DG HSM Macro ART + Canon EOS 5Ds R | 70 mm, f/5.6, 1/320 s, ISO-200

Die Vignettierung (Randabschattung) ist weitgehend zu vernachlässigen, nur an Vollformat-Kameras eingesetzt und bei weit geöffneter Blende (f/2.8-4) lassen sich Helligkeitsabfälle am Rand (etwa -1,5 EV bei f/2.8) feststellen - bei Bedarf aber auch einfach korrigieren.

Fazit und Empfehlung

Klingt doch alles perfekt, oder? Fast. Sigma und die Konkurrenz kombinieren bei anderen modernen Makroobjektiven Floating-Fokussysteme mit deutlich schnelleren Ultraschallmotoren und auch eine optische Bildstabilisierung ist heute immer häufiger anzutreffen. Vor allem das kaum teurere Tamron SP 90 mm f/2.8 Di VC USD Macro ist folglich ein ernsthafter Konkurrent.

Angesichts der für Makro-Verhältnisse recht kurzen Brennweite und sehr kompakten Abmessungen empfiehlt sich das [[ASIN:B07D1CQ9QK|Sigma 70 mm f/2.8 DG Macro ART]] vor allem für den Einsatz an Kameras mit Bildsensoren im APS-C-Format.