Etwas mehr Brennweite im Tele, etwas weniger Brennweite untenrum: Mit dem 50-400 mm f/4.5-6.3 Di III VC VXD bietet Tamron eine spannende Alternative zum Tele-Zoom-Klassiker mit 70-300 mm Brennweite – oder neuerdings vereinzelt auch 100-400 mm. Im Test erstaunte dabei vor allem die sehr gute Bildschärfe über den gesamten Brennweitenbereich.
Im Vergleich zur Klasse der 70-300-mm-Objektive fällt das Gewicht mit etwa 1,16 kg jedoch auch etwa doppelt so hoch aus – oder positiv formuliert nur etwa halb so schwer wie Telezoom-Objektive der 150-600-mm-Klasse. Immerhin bleibt Tamron dem 67 mm kleinen Filtergewinde treu, wie er bei fast allen DSLM-Objektiven aus eigenem Hause (Di III) eingesetzt wird.
Erfreulich umfangreich sind die Einstellmöglichkeiten: Das wetterfeste Kunststoffgehäuse bietet neben einem Schalter für die Bildstabilisierung (Aus/Mode 1/Mode 2) und den Zoom-Lock auch einen Knopf, der drei verschiedene Funktionen abbilden kann. Zur Konfiguration ist kein teures Zubehör vonnöten: Tamron verbaut einen USB-C-Anschluss, der via Windows, Mac OS und demnächst auch an Android-Smartphones mit dem Tamron Lens Utility (Mobile) entsprechende Einstellungen ermöglicht.
Autofokus (VXD) und Stabilisierung (VC)
Tamron setzt zur Fokussierung auf einen Linearmotor-Autofokus. Dieser stellt nicht nur beinahe lautlos, sondern auch schnell und zuverlässig scharf. Sollten mit dem Objektiv einmal Videoaufnahmen anstehen, kann der Autofokus aber auch sanft nachführen, anstatt blitzschnell zwischen den verschiedenen Fokusdistanzen zu sprinten.
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Wer manuell fokussieren will, kann im bereits erwähnten Tamron Lens Utility nicht nur die Drehrichtung umkehren, sondern auch zwischen non-linearer und linearer Fokussierung samt Drehwinkel wählen (90-360°).
Etwas weniger gut steht es um Bildstabilisierung: Zwar unterstützt Tamron die zwei üblichen Betriebsmodi zur Stabilisierung auf allen Achsen respektive für Mitzieher, jedoch wirkt insbesondere das Sucherbild unruhiger als es heutzutage technisch zweifelsohne möglich ist.
Bildqualität
Positiv überrascht hat die Bildschärfe: Zwar ist das Tamron 50-400 mm f/4.5-6.3 Di III VC VXD alles andere als billig, dennoch preislich fernab der Oberklasse und mit einem 8-fach optischen Zoom eine anspruchsvolle Konstruktion, die der Entwicklungsabteilungen zweifelsohne Kompromisse abverlangt hat.
Das Bildzentrum sieht bei allen Brennweiten bereites bei komplett geöffneter Blende scharf und kontrastreich aus. Wer das letzte Quäntchen Schärfe und Mikrokontrast sucht, kann leicht abblenden, notwendig ist es jedoch nicht.
Etwas anders stellt sich die Leistung am Bildrand da: Bei kurzen Brennweiten fällt, ohne Software-Korrektur in der Kamera oder RAW-Konverter, die chromatische Aberration störend auf. Längere Brennweiten hab hingegen eher mit den üblichen Schwächen zu kämpfen und sehen etwas matt und weichgezeichnet aus. Abblenden hilft vor allem bei längeren Brennweiten, während sich die chromatische Aberration nur digital über das integrierte Korrekturprofil sinnvoll bekämpfen lässt.
Zur Gewohnheit wird es zusehends, dass Tamron nicht nur bei der Brennweite, sondern auch bei der Fokusdistanz viel Flexibilität bietet: 25 bis 150 cm beträgt die minimale Fokusdistanz, je nach Brennweite, und erlaubt damit einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2 (bei 50 mm). Das Bild ist nicht nur scharf, sondern kann dank der neun Blendenlamellen auch mit einem ruhigen Bokeh überzeugen.
Fazit und Empfehlung
Perfekt ist das [[FKCH:Tamron-50-400mm-f-4-5-6-3-Di-III-VC-VXD-Sony-FE-Mount_48874.html|Tamron 50-400 mm Di III VC VXD]] keinesfalls, dafür gibt es in Bereichen wie der Bildstabilisierung oder chromatischer Aberration noch zu viel Luft für Verbesserungspotential. Die Kombination aus Größe, Gewicht und nicht zuletzt Bildschärfe weiß dennoch zu überzeugen.
Die Frage am Ende bleibt jedoch: Lohnt sich der durchaus üppige Preis von knapp unter 1.500 Euro (Stand 9.10.2022)? Tamron selbst ruft, im Vergleich zum nicht stabilisierten 70-300 mm f/4.5-6.3 Di III RXD, derzeit etwa den dreifachen Preis auf und auch Sigmas 100-400 mm f/5-6.3 DG DN OS ist für unter 900 Euro zu haben. Kurz und schmerzlos: Wer nur etwas im Tele experimentieren will, muss nicht so tief in die Tasche greifen. Wer tiefer in der Materie ist, wird hingegen den Zoom-Bereich, die Bildschärfe und Naheinstellgrenze zu schätzen wissen.