Gleich zwei neue Ultraweitwinkel-Objektive (UWW) stellte Canon vor gut zwei Monaten zusammen vor: Das günstige Canon EF-S 10-18 mm f/4.5-5.6 IS STM für Kameras mit APS-C-Bildsensor sowie das EF 16-35 mm f/4L IS USM fürs Vollformat. Letzteres wollen wir uns heute genauer im Test anschauen, vor allem die Kombination aus Vollformat, Ultraweitwinkel-Zoom und Bildstabilisator dürfte Video-Enthusiasten interessieren.
Design und Verarbeitung
Für L-Objektive üblich begrüßt uns der bekannte rote Ring direkt nach dem Auspacken - ein Staub- und Sprtitzwasserschutz versteht sich dementsprechend von selbst. Gleiches gilt für die sehr gute Verarbeitungsqualität sowie die beiliegende Streulichtblende aus Kunststoff. Zwei Schalter befinden sich mittig am Objektiv zum (de-)aktivieren von Bildstabilisierung sowie dem Autofokus-Motor. Groß im Vergleich zur Frontlinse fällt das Filtergewinde mit einem Durchmesser von immerhin 77 mm aus, der Preis für passende Filter ist dementsprechend etwas höher als vielleicht unbedingt notwendig. Vorteil: Viele andere Canon L-Objektive wie das ältere [[ASIN:B0000C4GAM|EF 17-40 mm f/4L USM]], EF 24-105 mm oder zwei Varianten des EF 24-70 mm setzen auf den gleichen Durchmesser und auch die zusätzliche Vignettierung hält sich beim Einsatz von Filtern in einem sehr engen Rahmen.
Autofokus (USM) und Bildstabilisator (IS)
Der Autofokus ist als Ring-Ultraschallmotor ausgeführt und geht gewohnt leise zu Werke. Die Geschwindigkeit ist nicht überwältigend, für ein Ultra-Weitwinkel-Objektiv jedoch mehr als ausreichend für den alltäglichen Einsatz. Bei maximalem Weitwinkel (16 mm), Offenblende f/4 und einer Fokusdistanz von zwei Metern ist das Bild bereits bis ins Unendliche hin scharf (hyperfokale Entfernung), erst bei etwas längeren Brennweiten wird die AF-Leistung in sehr Action-reichen Situationen dementsprechend womöglich zum Problem.
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Der optische Bildstabilisator (IS) "leidet" an einem ähnlichen Phänomen: Bei maximalem Weitwinkel lassen sich auch aus der Hand bei längeren Belichtungszeiten von 1/10 s noch scharfe Fotos erzielen. Der Bildstabilisator ändert daran wenig, da für gewöhnlich die Bewegung von Objekten (z.B. ein vorbeifahrendes Auto) bereits für deutlich mehr Unschärfe im Bild sorgt. Bei 35 mm ergibt der Einsatz schon eher Sinn und auch für Videoaufnahmen mit einer Vollformat-DSLR bietet sich das Canon EF 16-35 mm f/4L IS USM an.
Bildqualität
Einer der größten Kritikpunkte des zuletzt getesteten EF-S 10-18 mm IS STM war die Bildschärfe an den Bildrändern, insbesondere in den extremen Bildecken. Zwar mag man bei einem gut 3-fach höheren Preis auch hier mehr erwarten, das "Upgrade" aufs Vollformat ist in dieser Hinsicht jedoch nicht zu unterschätzen. Umso erfreuter waren wir nach den ersten Testaufnahmen: Die Bilder sind auch zum Rand hin noch scharf und somit über den kompletten Bereich hin auch für anspruchsvolle Aufnahmen nutzbar. Die Chromatische Aberration (Farbquer- und -längsfehler) hat Canon sehr gut in den Griff bekommen: Selbst ohne Eingriffe via RAW-Konverter sind in der 100-Prozent-Ansicht nur sehr vereinzelt Farbsäume zu erkennen. Insbesondere für ein UWW-Zoom-Objektiv ein sehr gutes Ergebnis.
Die Vignettierung (Randabschattung) fällt trotz des großen Filtergewindes bei maximalem Weitwinkel hoch aus, lässt sich jedoch via RAW-Konverter bei Bedarf schnell und effektiv korrigieren. Das Bokeh kann bei längeren Brennweiten ebenfalls überzeugen, wenn auch hier natürlich nur bei sehr nahen Fokusdistanzen eine nennenswerte Unschärfe auszumachen ist.
Fazit und Empfehlung
Canon hat nicht nur ein Zoom-Objektiv im Ultraweitinkel-Bereich fürs Vollformat im Portfolio, das neue [[ASIN:B00KAQX65A|Canon EF 16-35mm f/4L IS USM]] wird sich mit hoher Sicherheit trotzdem etablieren können. Gegenüber dem EF 17-40 mm f/4L USM konnte man vor allem in der Bildschärfe zulegen, gegen das [[ASIN:B000NSHPG6|EF 16-35 mm f/2.8L II USM]] kann man sich vor allem durch den optischen Bildstabilisator absetzen und bietet damit einen echten Mehrwert gegenüber der Konkurrenz aus gleichem Hause.Für Besitzer einer Canon-DSLR mit APS-C-großem Bildsensor ist das Canon EF-S 10-18 mm f/4.5-5.6 IS STM sicherlich die derzeit bessere Alternative, zumindest sofern in nächster Zeit kein Wechsel aufs Vollformat angedacht ist. Zum einen sind 16 mm am APS-C-Sensor kein nennenswert größerer Weitwinkel als die von diversen Kit-Objektiven erreichten 18 mm, zum anderen lohnt sich der höhere Preis nur in den seltensten Fällen.