Lange mussten Sigma-Fans und Foto-Enthusiasten warten, bis Sigma die "Sports"-Version des hauseigenen 70-200 mm f/2.8 angekündigt hat. Sechs Jahre nach dem Start des Sigma Global Vision-Programms war es zur photokina 2018 dann endlich so weit, dreieinhalb Monate später konnten wir dann auch eines der ersten Testmuster ergattern – und waren positiv überrascht.
Das Design passt sich nahtlos in Sigmas restliches, aktuelles Objektiv-Portfolio ein. Leider ist auch das Gewicht von 1,8 kg Sigma-typisch höher als der Klassendurchschnitt. Dafür gibt es jedoch einen umfangreichen Staub- und Spritzwasserschutz sowie eine Arca Swiss-kompatible Stativschelle. Einen passenden Stativkopf vorausgesetzt, lässt sich das Objektiv so auch ohne Schnellwechselplatte montieren. Alternativ steht natürlich auch weiterhin eine Fassung für 1/4"-Schrauben zur Verfügung.
Autofokus (HSM) und Bildstabilisator (OS)
Umfangreich fallen auch die Schalter aus: AF/MF, Fokus-Limiter, Bildstabilisator-Modi und Custom-Settings lassen sich einstellen. Für letztere wird das optional erhältliche [[ASIN:B00CBQ5YOS|Sigma USB-Dock]] benötigt, das ferner Feineinstellungen am Autofokus inklusive Manual Override und Fokus-Limiter sowie der Bildstabilisator-Arbeitsweise ermöglicht.
Der Autofokus selbst arbeitete im Test zuverlässig, der Ausschuss an falsch fokussierten Bildern lag, in Kombination mit der Canon EOS 5Ds R, bei unter einem Prozent. Die Geschwindigkeit ist nicht auf allerhöchstem Niveau, lässt sich über einen zur Situation passenden Fokus-Limiter etwas optimieren. So lässt sich der Autofokus, über das USB-Dock, beispielsweise auch auf 2-6 m beschränken.
Ein optischer Bildstabilisator ist bei sehr langen Brennweiten praktisch Pflicht, andernfalls wären Belichtungszeiten für ein scharfes Bild (unter ISO-400) nur im prallen Sonnenlicht möglich. Wie von Sigma mittlerweile gewohnt, sorgt die Stabilisierung sowohl im Sucherbild als auch im finalen Foto für ruhige Bilder – und kompensiert maximal knapp 3,5 EV.
Bildqualität
Die Bildschärfe ist zweifelsfrei, trotz aller technischer Neuerungen, das wichtigste Kaufkriterium. Erfreulich ist dabei, dass Sigma über den gesamten Brennweitenbereich einheitliche Ergebnisse abliefert und bereits bei maximaler Lichtstärke (f/2.8) bereits gute bis sehr gute Resultate erzielt. Am "schlechtesten" schneidet das Objektiv noch bei 70 mm am Bildrand ab, wo leichte Chromatische Aberration ein wenig Detailschärfe kostet. Getestet an einer 50-Megapixel-Kamera, verdienen die Ergebnisse dennoch das Prädikat "gut".
Spätestens ab etwa 120 mm ist das letzte bisschen chromatische Aberration praktisch Geschichte und auch der Mikrokontrast verbessert sich noch einmal. Die Bilder lassen selbst bei maximaler Lichtstärke in den äußersten Vollformat-Bildecken keine Wünsche mehr offen. Sigma agiert hier auf dem Niveau deutlich teurer Festbrennweiten.
Das Bokeh - die "Schönheit des Hintergrunds" kann sich ebenfalls sehen lassen. Egal ob im Nahbereich oder auf weite Distanzen: Das Sigma 70-200 mm Sports zeichnet einen sehr schön weichen Hintergrund. Selbst bei sehr unruhigen Hintergründen und einer Blende von f/5.6 wirkt das Bokeh noch angenehm und ruhig.
Die Vignettierung (Randabschattung) lässt sich, wie auch die chromatische Aberration, einfach im Nachhinein korrigieren, und ist nur an Vollformat-Kameras bei komplett geöffneter Blende mit bloßem Auge deutlich sichtbar. Besitzer von Kameras mit APS-C-Bildsensor profitieren indes vom großen Bildkreis und haben selbst bei Offenblende keine Einschränkungen zu befürchten.
Fazit und Empfehlung
Eigentlich gibt es nur eine einzige Sache zu bemängeln: Das Gewicht fällt mit 1,8 kg schlichtweg gute 25 Prozent zu hoch aus. Der Rest? Das Design wurde modernisiert, das Objektiv um sinnvolle Ausstattungsmerkmale wie eine Arca Swiss-Stativschelle erweitert und dies mit einer außerordentlich hohen Abbildleistung kombiniert – Top! Das [[MMID:2501887|Sigma 70-200 mm f/2.8 DG OS HSM]] aus der Sport-Familie ist damit ein echter Kauftipp geworden und steht der Konkurrenz in nichts nach. Ganz im Gegenteil.
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Vergleichbare Objektive der "Hausmarken" (Canon und Nikon) sind deutlich teurer, ohne einen echten Mehrwert bei der Bildqualität zu liefern. Auch Ausstattungsmerkmale wie eine Arca Swiss-kompatible Stativschelle und Personalisierungsoptionen via USB-Dock sind dort nicht zu finden. Einzig und allein Tamron bietet mit dem SP 70-200 mm F2.8 Di VC USD G2 ein vergleichbares Paket.