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Canon EOS R3 im Test: Augenkontrolle für den Autofokus

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Erst 2018 stiegt Canon in den Markt spiegelloser Kleinbildkameras ein. Die EOS R basierte zwar auf der soliden 5D Mark IV, hatte abseits des Sensors aber zu kämpfen – Autofokus und 4K-Video-Beschränkungen lassen grüßen. Mit Firmware-Updates und schließlich der EOS R5 wurde das Angebot Profi-tauglich, mit der EOS R3 geht Canon preislich sowie beim Funktionsumfang an die Spitze.

Canon EOS R3: Der Sensor löst mit 24 Megapixeln auf und bietet ein sehr gutes Rauschverhalten

Wobei eine UVP von 5.999 Euro noch nicht das Ende markiert (siehe Nikon D6 oder Sony Alpha 1 mit je 7.299 Euro UVP) und auch der Name EOS R3 lässt vermuten, dass man sich in Japan eine EOS R1 offenlässt. Dennoch bringt die R3 schon beim Gehäuse praktisch alles mit, das im professionellen Bereich üblich ist. Darunter ein umfangreich gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtetes Gehäuse mit integriertem Hochkantgriff, der von der EOS-1Dx Mark III bekannte LP-E19 sowie jede Menge Bedienelemente. Nur das EOS-R-typische Moduswahlrad weicht leider von den DSLR-Vorgängern mit ihrem direkten Zugriff ab.

Das "Experiment Touchbar" aus der EOS R ist Geschichte, dafür gibt es einen berührungsempfindlichen AF-On-Knopf, mit dem man in der Bildansicht navigieren kann. Dank der 4,2 Millionen Bildpunkte (1.440 x 960 Pixel) lässt sich die Bildschärfe auch unterwegs gut beurteilen. Und natürlich DAS Highlight der EOS R3: Eye-Control. Doch mehr dazu später.

Serienbild, Autofokus und Eye-Control

Wie bereits bei der EOS R5 verfügt auch die R3 über zwei Speicherkartenfächer: Mit SD-Speicherkarten ließen sich in unserem Praxistest 250 MB/s Schreibgeschwindigkeit messen (UHS-II vorausgesetzt), in Kombination mit CFexpress-Speicherkarten schreibt die EOS R3 noch einmal bis zu doppelt so schnell auf passende Karten. Angesichts von 6K-RAW-Videoaufnahmen und bis zu 30 Bilder/s bei Serienbildaufnahmen ist die Geschwindigkeit jedoch auch in vielen Fällen nötig und kleine Karten schnell gefüllt.

Canon EOS R3: Zur Speicherung kann je eine SD- und CFexpress-Speicherkarte eingesetzt werden.

Die hohe Serienbildgeschwindigkeit von bis zu 30 Bilder/s hält die EOS R3 natürlich auch dann, wenn der Autofokus kontinuierlich die Schärfe nachführt. Damit ist die EOS R3 noch einmal 50 Prozent flotter unterwegs als die EOS R3, hat jedoch auch nur halb so viele Pixel pro Bild zu verarbeiten.

Der Autofokus ist auf Software-Seite wohl Canons größte Baustelle seit Einführung des EOS-R-Systems gewesen. Hatte die EOS R noch mit dem für DSLR-Kameras entwickelten Bildsensor zu kämpfen, brachte die EOS R5 samt DIGIC X einen merklichen Sprung. Letzterer fällt bei der EOS R3 kleiner aus, insbesondere da Canon viele der Verbesserungen kürzlich der EOS R5 und EOS R6 via Firmware-Update spendiert hat. Darunter eine Fahrzeugerkennung (Autos, Motorrad, Rennwagen).

Testbild Canon EOS R3 + RF 70-200mm F2.8L IS USM | 200 mm, f/3.2, 1/1250 s, ISO-800

Absetzen kann sich die EOS R3 von der Konkurrenz mit zwei Funktionen: Der Autofokus erkennt nun auch Helme und stellt bevorzugt auf jenen scharf, bevor auf das gesamte Fahrzeug als Rückfallebene gewechselt wird. Und natürlich Eye Control. Hierbei lässt sich, im Sucherbetrieb, eine Fokusvorauswahl mit dem eigenen Auge treffen.

Eye-Control Autofokus

Die Technik kam bereits zu analogen SLR-Zeiten zum Einsatz, damals jedoch um eine, überaus überschaubare, Anzahl an AF-Punkten im Sucher anzusteuern. Nun lässt sich mit dem Auge praktisch stufenlos im Sucherbild navigieren. Wird der Auslöser halb angedrückt, übernimmt das Kamera-interne Tracking. Somit ist es nicht notwendig konzentriert auf das Gesicht oder gar Auge eines Models zu starren, sondern lediglich auf den Körper oder in Kopfnähe. Vor allem bei vielen "Tracking-fähigen Objekten" ist das System unschlagbar schnell, beispielsweise bei mehreren Rennwagen oder Tieren im Bildfeld lässt sich das Zielobjekt in Sekundenbruchteilen erfassen.

Bildqualität

Beim Bildsensor geht Canon einen anderen Weg als die Hauptkonkurrenten Sony mit der Alpha 1 und Nikon bei der Z9. Beide setzen auf Sensoren mit knapp unter 50 Megapixeln – zwingend notwendig für 8K-Video. Canon setzt auf 24 Megapixel und damit nur minimal mehr als in klassischen Sport-DSLRs wie der Nikon D6 oder hauseigenen 1Dx Mark III.

Testbild Canon EOS R3 + RF 15-35mm F2.8L IS USM | 15 mm, f/7.1, 8 s, ISO-100

Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile. Während Nikon und Sony professionellen Anwender:innen 8K-Video (das heißt auch Standbilder mit 32 Megapixeln im 16:9-Format) und hochwertige Fotos in einem Gehäuse liefern, kann Canon mit kleineren Dateien, beinahe eliminiertem Rolling-Shutter, kurzer Auslöseverzögerung und besserem Bildrauschen punkten.

Testbild Canon EOS R3: ISO-100 und ISO-12.800 im Vergleich (v.l.n.r.)

Das Rauschverhalten dürfte zum Besten gehören, das man bisher im 24-Megapixel-Segment bisher gesehen hat. Selbst bei hoher Lichtempfindlichkeit von ISO-12.800 (siehe Bild oberhalb) bleiben noch viele Details erhalten und die RAW-Bilder weisen ein moderates Rauschen auf. Um dennoch möglichst selten auf hohe ISO-Werte zurückgreifen zu müssen, ist der integrierte Bildstabilisator Dual-IS-fähig und kann, mit passenden Objektiven, bis zu 8 Belichtungsstufen längere Belichtungszeiten aus der Hand ermöglichen. 2 Sekunden freihand im Weitwinkel? Das geht.

4K/6K-Videomodus

Wurde die Canon EOS R5 teils stark kritisiert und oft auch zurecht für die (über Firmware-Updates später immerhin etwas entschärfte) Überhitzungsproblematik kritisiert, läuft die EOS R3 von Anfag an rund – aber eben auch ohne 8K. Zwar ist die R3 damit kein Videoflaggschiff, dennoch spendiert Canon der Kamera einige Profifunktionen.

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Canon C-Log? Standard im Profi-Segment. 4K-Video mit bis zu 120 Bilder/s als Slow-Motion-Aufnahme in All-I-Kodierung? Das bietet auch die Konkurrenz. Weder selbstverständlich noch einmalig ist hingegen die Möglichkeit RAW-Videos intern aufzuzeichnen. Für eine externe Aufnahme oder Streaming-Anwendungen steht leider nur ein empfindlicher microHDMI-Anschluss zur Verfügung.

Fazit und Empfehlung

Die [[FKCH:Canon-EOS-R3-Gehaeuse_41261.html|Canon EOS R3]] richtet sich, wie alle Kameras im Bereich um 6.000 oder mehr Euro, zweifelsfrei an den professionellen Markt – oder Hobbyisten mit prall gefülltem Bankkonto, die einfach das Beste vom Besten und für ein paar Jahre Ruhe haben wollen. Mit dem Eye-Control-Autofokus hat Canon dabei ein echtes Alleinstellungsmerkmal im Angebot, das vor allem in der Sport- und Tierfotografie eine kleine Revolution werden könnte.

Testbild Canon EOS R3 + RF 15-35mm F2.8L IS USM | 21 mm, f/13, 3.2 s, ISO-100

Auf der anderen Seite bieten Nikon und Sony für ähnliches Geld die doppelt Auflösung (Studiofotografie, Architektur- und Landschaftsaufnahmen) sowie 8K-Video für Hybrid-Aufträge mit entsprechendem Anforderungsprofil. Denn (sehr) gutes 4K-Video samt Zeitlupen bieten alle drei Modelle.