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Canon EOS 6D - Günstige Vollformat-DSLR-Kamera im Test

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Zugegeben, das Wort „günstig“ mag angesichts eines aktuellen Endkundenpreises von etwa 1.750 Euro etwas fehlplatziert wirken, dennoch präsentiert Canon mit der EOS 6D - nach der Nikon D600 für rund 1.550 Euro - die aktuell preiswerteste DSLR mit Vollformat-Sensor.Canon EOS 6D auf der photokina 2012Bereits auf der vergangenen photokina in Köln konnten wir einen ersten Blick auf die Canon EOS 6D werfen und waren durchaus angetan. Doch schien man sich etwas verkalkuliert zu haben, insbesondere angesichts der Nikon D600. Ein 11-Punkt-Autofokus-System und davon nur ein Kreuzsensor – gegenüber 39 AF-Punkten (9 davon Kreuz) in der Nikon D600. Genauso wenig überzeugend wie nur ein SD-Karten-Slot und eine geringere Serienbildgeschwindigkeit (4,5 zu 5,5 FPS). Im Gegenzug gibt es mit einem integrierten W-LAN sowie GPS echte Neuheiten im DSLR-Bereich.

Design, Verarbeitung und Bedienung

Canon bleibt der eigenen Designphilosophie treu und ändert nichts an der bekannten Menüstruktur. Lediglich W-LAN und GPS sind jetzt fest integriert und erweitern das Menü um die entsprechenden Punkte. Die Bedienung ist für Kenner von größeren Canon DSLR-Kameras gewohnt simpel gehalten. Lediglich Aufsteiger von kleineren DSLR-Kameras á la Canon EOS 650D müssen sich in einigen Punkten umgewöhnen.

Zwei Wahlräder dienen der grundlegenden Steuerung und sind beispielsweise im manuellen Modus (M) mit der Belichtungszeit und dem Blenden-Wert belegt. Dementsprechend entfällt die Belichtungskorrektur-Taste (Av±). Das zweite LC-Display auf der Oberseite dürfte ebenfalls eher Nutzer von Mitteklasse (xxD-Serie, 7D) bis High-End-DSLR-Kameras (5D- und 1D-Serie) bekannt sein und zeigt die wichtigsten Parameter rund um das Bild noch einmal gesondert an. Mehr dazu im eigebundenen Video.

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Qualitativ gibt es ebenfalls nichts zu beanstanden. Die Canon EOS 6D fällt mit knapp unter 800 g recht leicht für eine Vollformat-DSLR-Kamera aus. Grund hierfür ist der Mix aus einer Magnesiumlegierung und Kunststoff – auch hier spielt man in gewisser Weise in beiden Welten: Die der Einsteiger-DSLR-Kameras (100% Kunststoff) und die der Profi-Modelle (reine Magnesiumlegierung). Der Sucher ist angenehm groß und hell, deckt jedoch leider nur 97 Prozent des Sichtfelds ab.

Die Möglichkeit Geo-Daten mit dem in der Kamera integrierten GPS automatisch in die Bilder zu integrieren zu können ist gewiss für viele Fotografen aber auch Reisende ein Traum. Wer vorher mit externen GPS-Trackern und Synchronisierungs-Tools am PC gearbeitet hat, wird die Bequemlichkeit ganz gewiss zu schätzen wissen. Auf Wunsch speichert das GPS auch dauerhaft (der Intervall lässt sich einstellen) die Positionsdaten und ermöglicht damit die klassische GPS-Tracker-Funktionalität (Bewegungsprofile/Routen anzeigen).

Autofokus und Serienbildmodus

Serienbildaufnahmen kann die Canon EOS 6D mit maximal 4,5 Bilder/s aufnehmen (JPEG als auch RAW/CR2) und damit genauso schnell wie die EOS 650D. Der Puffer reicht für immerhin 11 Bilder im Rohdatenformat (CR2). Zur Speicherung dient ein SD-Karten-Slot (SD, SDHC, SDXC) mit der Unterstützung schneller UHS-I-Speicherkarten. Leider liegt man bei der Schreibgeschwindigkeit exakt auf dem Level der EOS 650D, das heißt maximal etwa 36 MB/s. Dies reicht für etwa 1,5 RAW-Bilder je Sekunde nach dem Füllen des Puffers und ist weit entfernt von den Werten der Nikon D5200 (62 MB/s).Testfoto der Canon EOS 6D mit Geo-Daten - 1/320s; f/5; 200mm; ISO200 Der Autofokus ist in gewisser Hinsicht der Pferdefuß an der Canon EOS 6D. Der zentrale Kreuzsensor gehört zum Besten was Canon bisher in einer DSLR bietet und arbeitet auch bei wenig Licht immer noch sehr schnell und akkurat. Die angrenzenden 10-AF-Punkte (keine Kreuzsensoren) erledigen ihre Aufgabe bei Tageslicht ebenfalls sehr gut, scheinen bei wenig Licht jedoch einfach keine „Textur“ zum Scharfstellen zu finden. Hier hat uns das AF-System der kleinen Canon EOS 650D (9 AF-Punkte, alle Kreuzsensoren) und das der Nikon D5200 (39 AF-Punkte, davon 9 Kreuzsensoren) wesentlich besser gefallen.

Foto-Qualität

Für viele, wahrscheinlich gar die meisten, Nutzer dürfte am Ende jedoch die mögliche Qualität der Bilder ausschlaggebend sein. Dank der „nur“ 20 Megapixel auf dem Vollformat-Sensor erreicht man eine Pixeloberfläche von immerhin etwa 41 µm² und damit mehr als das Doppelte der EOS 550D, 600D, 650D, 60D und 7D mit dem 18 Megapixel APS-C-Sensor (ca. 18,5 µm²).Testfoto der Canon EOS 6D 'Low-Light' - 1/125s; f/4; 105mm; ISO3200 Entsprechend fällt je Pixel auch mehr als die doppelte Menge an Licht an und ermöglicht auch bei wenig Licht noch eine hohe Bildqualität, das heißt vor allem weniger Bildrauschen bei vergleichbaren Empfindlichkeiten (ISO-Wert). Der ISO-Bereich reicht von ISO 100 bis 25.600 und kann bei Bedarf auf 50 bis 102.400 erweitert werden.

Testfoto der Canon EOS 6D mit Geo-Daten - 1/125s; f/5; 200mm; ISO50ISO 50 ist dabei eine gewisse „Mogelpackung“ und nicht nativ implementiert. Die Kamera arbeitet weiterhin bei ISO 100 und belichtet um eine Blendenstufe über (+1 eV), korrigiert die Belichtung anschließend jedoch bereits in den Rohdaten (RAW) herunter. Der Effekt ist ein nochmals verringertes Bildrauschen, gleichzeitig aber auch ein verringerter Dynamikumfang (weniger Details in extrem hellen Bildbereichen). Letzterer Effekt ist jedoch „nur“ in der Nachbearbeitung mit den Rohdaten merklich, im JPEG-Format limitieren die nur 256 Graustufen je Farbkanal eher.

Die Belichtung sitzt nahezu immer perfekt und auch der Weißabgleich arbeitet unter normalen Bedingungen stets zuverlässig. Einzig und allein spezielle Kunstlichtsorten führen zu einem leichten Gelb- oder Blaustich, beides lässt sich jedoch problemlos korrigieren.

Videomodus

Die Videoqualität kann leider nicht mit dem der Canon EOS 5D Mark III mithalten und neigt insbesondere an feinen Strukturen (Haare, Grashalme, Tannennadeln, Stoff, Backsteinbauten/Pflasterstein aus weiter Entfernung, etc.) zu starkem Flimmern (Moiré-Effekt). Der hardwareseitige Vorteil der EOS 5D Mark III, aus exakt 3x3 Subpixeln einen Bildpunkt errechnen zu können (der Sensor löst mit 5.760 Pixeln in der Breite, also dem Dreifachen von FullHD, auf), scheint sich nicht ohne weiteres via Software nachbilden zu lassen.

Ebenfalls nicht optimal: Im Vergleich zur EOS 5D Mark III hat man den Kopfhörer-Ausgang wieder entfernt und damit auch die Möglichkeit den Ton während des Drehs qualitativ hochwertig und vor allem Live zu überprüfen.

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Die restliche Bedienung ist auf dem Niveau aktueller Canon DSLR-Kameras und bietet unter anderem Audiometer, eine manuelle Pegel-Kontrolle für den Ton und die manuelle Belichtungssteuerung. Von der Canon EOS 5D Mark III bereits bekannt: Das „schnittfreundliche“ All-I-Format. Zwar ist das resultierende Video etwa dreimal größer (etwa 600 MB je Minute) als bei klassischer IPB-Kodierung, dafür weitaus weniger rechenaufwändig im Videoschnitt.

Fazit und Empfehlung

Auch wenn der Vergleich mit der Nikon D600 reizt, so können wir mangels Testsample der D600 noch nicht abschließend ziehen. Aber auch richten sich beide Kameras an andere Zielgruppen: Die [[ASIN:B009C6WYTS|Canon EOS 6D]] punktet mit einer sehr guten Bildqualität (Foto), auch bei widrigen Lichtverhältnissen. GPS erfreut Reisende und Reportage-Fotografen, W-LAN mit den vielfältigen Möglichkeiten die „Generation App“.Canon EOS 6D mit EF 24-105 mm f/4L IS USM auf der photokina 2012 Auf der Kontra-Liste steht, ganz klar ganz oben, der Autofokus. Schade, denn bereits die EOS 650D kann es bereits an vielen Stellen besser. Der Videomodus ist gut, bleibt aber qualitativ hinter dem der EOS 5D Mark III zurück und wurde für ambitionierte Filmer unnötig stark beschnitten (kein Kopfhörer-Ausgang).