Erst im Januar zur CES in Las Vegas kündigte der japanische Objektivhersteller Sigma die Neuauflage des, fast schon legendären, Sigma 50 mm f/1.4 EX DG HSM aus der Art-Serie an. Mittlerweile ist das Objektiv bei großen Online-Händlern gelistet, verfügbar sind die Varianten für Canon, Nikon und Sony jedoch noch nicht. Weiterführende Details zum Objektiv finden Sie auch in unserer ersten Analyse zur Ankündigung.
Am Namen hat sich nicht viel getan - das alte Kürzel EX (EXcellent) ist einem schlichten A für die Art-Serie aus Sigmas Global Vision-Programm gewichen. Trotz dieser scheinbar marginalen Namensänderung hat Sigma keinen Stein auf dem Anderen gelassen und das Objektiv von Grund auf neu konstruiert. Bereits der Vorgänger war eine sehr moderne Konstruktion, nun präsentiert man mit 13 Glaselemente in acht Gruppen - darunter drei SLD-Gläser und eine asphärische Linse - jedoch eines der komplexesten Portrait-Objektive unserer Tage.
Design und Verarbeitung
Mit 815 Gramm ist das neue Sigma A 50 mm f/1.4 DG HSM dabei alles andere als ein Leichtgewicht, dafür sind Materialwahl und Verarbeitung auf absolutem Spitzenniveau. Auf einen Staub- und Spritzwasserschutz hat man jedoch leider verzichtet - schade, da insbesondere die hohe Lichtstärke das Objektiv ideal für den Außeneinsatz, Stichwort Available Light, macht. Einzustellen gibt es nicht viel, lediglich der obligatorische Umschalter vom manuellen auf den Autofokus ist vorhanden. Wer den manuellen Fokus vorzieht, beispielsweise beim Filmen, wird sich an dem sehr angenehmen Widerstand sowie langen Weg erfreuen. Die aktuell eingestellte Fokusdistanz kann an der oben befindlichen Skala in Metern (und Fuß) abgelesen werden.
Autofokus
Das wohl heißeste Thema beim Vorgänger war der Autofokus mit der hohen Serienstreuung - Front- und Back-Fokusprobleme waren die Folge und führten zu hohen Retoureraten. Insbesondere an dieser Stelle soll Sigmas Global Vision-Programm ansetzen, die werksseitige Überprüfung jedes einzelnen Objektives mit dem MTF-Messsystem A1 (basierend auf einem Foveon X3-Direktbildsensor mit 46 Megapixeln Auflösung) Abhilfe schaffen.
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Ob es an dem Status "ausgesuchtes Pressemuster" liegt oder Sigma die Probleme tatsächlich in den Griff bekommen hat werden erst die Erfahrungen vieler Käufer zeigen können, zumindest unser Testmodell arbeitete jedoch äußerst präzise und das auch an verschiedenen Kameras (Canon EOS 550D, 650D, 5D Mark III). Dank der Ultraschall-Fokussierung (HSM, HyperSonic Motor) vergehen zudem, in den meisten Fällen, nur Sekundenbruchteile bis zur korrekten Scharfstellung.
Bildqualität
Die Bildschärfe war ein weiteres Problem des Vorgängers, zumindest bei maximaler Lichtstärke ließ die Abbildungsleistung noch zu wünschen übrig. Auch hier konnte Sigma (mächtig) nachlegen und sorgte beim Betrachten der Testaufnahmen mehrfach für offene Münder: Die Bildschärfe bei Offenblende f/1.4 liegt, je nach Fokusdistanz, höher als die des Vorgängers bei Blende f/2.2 bis f/2.8! Hingegen eine absolute Paradedisziplin des Vorgängers: Das Bokeh - die "Schönheit des Hintergrunds". Hier hat sich Sigma nicht beirren lassen, setzt weiterhin auf neun abgerundete Blendenlamellen und hat sich anscheinend auch bei der Linsenkonstruktion weiterhin auf eine der wohl wichtigsten Eigenschaften in der Portraitfotografie besonnen. Wer nach einem wirklichen schönen Bokeh sucht ist hier genau richtig!
Die Chromatische Aberration (Farbquer- und längsfehler) hat man bei Sigma abermals gut in den Griff bekommen: Selbst in der 100-Prozent-Ansicht sind nahezu keinerlei Farbsäume an harten Kontrastkanten im Bild erkennbar - Korrekturen im RAW-Konverter sind dementsprechend nicht notwendig. Auch hier hebt man sich vom Vorgänger ab, der bis etwa Blende f/2.2 noch zu stärkeren Farbsäumen neigte.
Die Vignettierung (Randabschattung) ist selbst an einer Vollformat-Kamera bei Offenblende f/1.4 eingesetzt zu vernachlässigen. Perfektionisten können die letzten paar Prozent Helligkeit im Notfall via RAW-Konverter herausholen, eine Notwendigkeit besteht in den meisten Fällen jedoch nicht.
Fazit und Empfehlung
Im Vergleich zum Vorgänger hat sich der Preis mehr als verdoppelt - ob das Objektiv auch doppelt so gut ist hängt hier nicht zuletzt vom Betrachter ab. Wer es mit der Autofokus-Präzision nicht so genau nimmt und auch bei Offenblende auf etwas Bildschärfe verzichten kann, fährt mit dem Vorgänger Sigma 50 mm F1.4 EX DG HSM definitiv besser.
Das [[ASIN:B00JPL7CK6|Sigma A 50 mm F1.4 DG HSM]] ist hingegen vor allem für all jene interessant, die bereit sind bis zu 1.000 Euro in ein Portrait-Objektiv zu investieren - dies trifft auf Enthusiasten wie professionelle Fotografen gleichermaßen zu. Der Lohn ist ein beinahe fehlerloses Objektiv: Eine unglaubliche Bildschärfe schon bei Offenblende, ein butterweiches Bokeh, ein präziser und schneller Autofokus sowie eine solide Verarbeitung. Nur einen Staub- und Spritzwasserschutz hätten wir uns noch gewünscht.