Nachdem es viele Jahre eher still war, kam 2018 plötzlich einiges an Bewegung in den Markt für Telezoom-Objektive mit 70-200 mm Brennweite. Tamron versucht sich, nach seiner sehr guten G2-Version des 70-200 mm F2.8, nun auch an einer Version mit etwas geringerer Lichtstärke (f/4) – für preis- und gewichtsbewusste Käufer.
Mit 860 Gramm erspart man sich gegenüber lichtstärkeren Versionen immerhin gut ein halbes Kilo auf den Schultern. Ein Leichtgewicht ist das Tamron 70-210 mm Di VC USD trotzdem nicht: So ist beispielsweise das neue Canon EF 70-200 mm f/4L IS II USM mit 780 Gramm, trotz eines Metallgehäuses, noch einmal gut zehn Prozent leichter.
Dafür spart Tamron nicht an der Ausstattung, obwohl der Neuling nicht zur SP-Serie gehört: Ein umfangreicher Staub- und Spritzwasserschutz ist ebenso mit dabei wie Ein-/Ausschalter für Autofokus und Bildstabilisator sowie eine geschützte Fokusskala.
Autofokus (USD) und Bildstabilisator (VC)
Kenner merken womöglich an: Kein Autofokus-Limiter oder mehrere Modi für den Bildstabilisator? Nein, hier unterscheidet Tamron dann auch zwischen den Premium-Modellen der SP-Serie und Nicht-SP-Objektiven. Geschwindigkeitsrekorde, wie zuletzt beim Canon EF 70-300 mm IS II USM gesehen, stellt der Autofokus des Tamron 70-210 mm f/4 Di VC USD gewiss nicht auf, fällt gegenüber der Konkurrenz im gleichen Brennweitenbereich aber auch nicht negativ auf. Maximal eine halbe Sekunde vergeht von 2 m bis ∞.
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Der Bildstabilisator gibt sich Tamron-Typisch: Während die effektive Stabilisierung mit etwa 3 bis 3,5 EV durchaus überzeugen kann, könnte das Sucherbild abermals gerne etwas ruhiger ausfallen. Technisch Interessierte können hierzu jedoch auch Anpassungen über die, optional für ca. 80 Euro erhältliche, [[ASIN:B01C2HH84E|Tamron Tap-In Console]] vornehmen.
Bildqualität
Bei der Bildschärfe hinterlässt das Tamron 70-210 mm f/4 Di VC USD einen soliden Gesamteindruck. Bei langen Brennweiten hat Tamron Probleme mit seitlich einfallendem Streulicht, das zu Ghosting oder etwas matten Bildern führen kann. Etwas Abhilfe schafft bereits die beiliegende Streulichtblende, wer dann noch 1-2 EV abblendet bekommt dazu eine gute Bildschärfe bis zum Rand.
Beim Bokeh, der Schönheit oder Weichheit des Hintergrunds, überzeugt Tamron mit einem weichen Übergang, ruhigen Strukturen und fast perfekt runden Bokeh-Bällen. Kombiniert mit der kurzen Naheinstellgrenze von 95 cm (Abbildungsmaßstab 1:3,1) eignet sich das 70-210 mm damit sogar bedingt für Pseudo-Makroaufnahmen.
Die Chromatische Aberration (Farbquer- und längsfehler) hat Tamron weitgehend im Griff. An den äußersten Vollformat-Bildrändern muss man bei 70 mm schon in die 200-Prozent-Ansicht gehen, um Spuren entdecken zu können. Bei längeren Brennweiten schadet Abblenden um eine Stufe auf f/5.6 hingegen definitiv nicht.
Die Vignettierung ist, wie bei den meisten Objektiven mit vergleichbaren Spezifikationen, hingegen kein nennenswertes Problem. Selbst am Vollformat beträgt der Helligkeitsabfall am Bildrand nur etwa 0,5 EV – kaum sichtbar.
Fazit und Empfehlung
Perfekt? Sicherlich nicht. Ein sehr gutes Preis-/Leistungs-Verhältnis? Definitiv! Das [[ASIN:B07BMLTFXX|Tamron 70-210 mm f/4 Di VC USD]] ist schon kurz nach dem Marktstart auf knapp 700 Euro gefallen und damit kaum halb so teuer wie die vergleichbaren Objektive der "Hausmarken" von Canon und Nikon. Und auch letztere sind alles andere als frei von kleinen Makeln.
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Die Bildschärfe könnte gerne überall ein Stückweit besser sein und der Bildstabilisator ab Werk das Sucherbild etwas ruhiger machen. Wer das Tamron 70-210 mm f/4 Di VC USD aber nicht gerade, wie in unserem Test gehen, an einer Canon EOS 5Ds R (50 Megapixel) oder anderen, sehr hochauflösenden, Kameras verwenden will, muss sich auch um die Bildschärfe wenig Sorgen machen.